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Super, jetzt kommen die Startups mit Überwachungs-Tech fürs Home Office

© Photo by Bernard Hermant on Unsplash
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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Denken sich derzeit offenbar immer mehr Firmen-Chefs und Startup-Gründer, die einen steigenden Bedarf für Überwachungs-Software für Homeworker sehen. Denn seitdem die Corona-Krise dafür gesorgt hat, dass Büros leer stehen und Wohn- und Schlafzimmer auf der ganzen Welt zu Heimbüros umfunktioniert wurden, können Firmenbosse ihren Angestellten nicht mehr über die Schulter schauen. Das soll jetzt digital gemacht werden.

Hubstaff, bereits 2012 in Indianapolis gegründet, erfährt derzeit in den USA steigende Nutzung – sie soll sich seit Beginn der Pandemie und den Lockdowns verdreifacht haben. „Time Tracking and Productivity Monitoring Tool“ wird die Software noch halbwegs freundlich beschrieben. Tatsächlich funktioniert sie so: Sie wird auf Smartphone und Arbeitsrechner installiert und trackt dann, welche Apps und welche Webseiten die Mitarbeiter aufrufen, überwacht die GPS-Position und macht sogar in regelmäßigen Abständen Screenshots.

Mausbewegungen und Produktivitäts-Score

Auch Mausbewegungen und Tastaturanschläge werden aufgezeichnet, und die Daten darüber fein säuberlich in Dashboards für den Chef zur Einsicht aufbereitet. „Informieren Sie sich über die Aktivitätsraten jedes einzelnen Teammitglieds und machen Sie sogar optionale Screenshots, um die Arbeit zu verfolgen“, wird der Chefetage versprochen. Praktischerweise soll man mit Hubstaff auch gleich die Auszahlung der Löhne und Gehälter abwickeln können.

Einen Schritt weiter geht das 2018 gegründete Startup Enaible (ja, da steckt AI im Namen) aus Boston rund um Gründer Tommy Weir. Mit Hilfe von Machine Learning will es einen Produktivitäts-Score für Mitarbeiter errechnen, der Chefs in Echtzeit einen Einblick über die Performance der Belegschaft geben soll. Ein „Trigger-Task-Time“ getaufter Algorithmus soll einen Wert zwischen 0 und 100 berechnen. Überwacht wird dafür alles, was ein Mitarbeiter am Computer macht, also den kompletten Workflow von einem Call über ein Briefing-Mail bis hin zum Ergebnis etwa in einer Datenbank.

© Enaible
© Enaible

Positiv formuliert will enaible die versteckten Talente und High-Performer in der Firma sichtbar machen und Tipps geben, wie man die Performance steigern kann. „Ich glaube, dass die Arbeitsplatzüberwachung zum Mainstream werden wird“, sagt Enaible-CEO Weir zu MIT Technology Review. „In den nächsten sechs bis 12 Monaten wird sie so allgegenwärtig werden, dass sie verschwindet.“ Doch umgekehrt kann solche Software auch dafür sorgen, dass der Arbeitsdruck auf die Mitarbeiter erhöht wird, während gleichzeitig Personal eingespart wird.

Automatische Screenshots und Gesichtserkennung

Die Überwachungs-Software, die im Zuge der Corona-Pandemie jetzt breiteren Einsatz erfährt, entstand oft aus einem einfachen Umstand. Weil Remote Work mit verteilten Teams in der Startup-Szene weit verbreitet ist, haben sich einige Gründer daran gemacht, die physische Distanz mit digitalen Mitteln einfacher überbrückbar zu machen. Sneek etwa will schnelle und einfache Video-Calls für Teams ermöglichen – doch ein anderes Feature erlaubt es, dass im Minutentakt Fotos der Mitarbeiter per Webcam gemacht, damit die anderen sehen, ob man eh vor dem Computer sitzt.

Sneek Cropped

Auch bei Pragli aus San Francisco, gegründet 2019 von Vivek Nair und Doug Safreno, war die Grundintention, ein „virtuelles Büro“ für verteilte Teams zu schaffen. Neben Video-Calls sind auch fragwürdige Funktionen mit dabei: So wird automatishc erfasst, ob man am Rechner sitzt, indem die Aktivität von Tastatur und Maus überwacht wird, und es gibt sogar eine Gesichtserkennung, die Emotionen des Mitarbeiters erfassen und als Avatar darstellen soll.

Startup rudert nach Kritik zurück

Als die Washington Post kritisch über Pragli und die Überwachungsfunktionen berichtete, kamen die Gründer immerhin zur Einsicht, dass die gut gemeinten Funktionen auch negativ gesehen werden können. „Wir haben beschlossen, dass die Forderung nach einer Form der Präsenz zu einem zu großen Überwachungspotenzial führt. Daher werden wir eine Option hinzufügen, mit der die Anwesenheitserkennung vollständig deaktiviert werden kann“, so Pragli-Mitgründer Safreno. Auch die Gesichtserkennung würde man zurückfahren.

„Alle Tools können missbraucht werden, insbesondere neue Technologien. Arroganz und Abwehrhaltung helfen nicht weiter. Facebook, Uber, Google, Zoom und viele andere Tools sind dem Umstand zum Opfer gefallen, dass sie nur die positiven Seiten ihrer Technologie sehen und die negativen Realitäten erst viel zu spät berücksichtigen“, so Safreno weiter. „Wir sollten anerkennen, dass wir als junges Unternehmen noch viele Bereiche haben, in denen wir unser Produkt verbessern können.“

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