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Supercomputer der EU erschafft Zwillings-Erde zum Austesten

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Wäre es nicht schön zu wissen, wie die Welt im Jahr 2050 aussehen wird? Welchen Einfluss der Mensch auf das Klima haben wird? Welche Extremwetterereignisse uns drohen? Und welche Schritte es braucht, um die Klimakrise aufzuhalten? Forscher:innen versuchen, das möglichst genau mithilfe mathematischer Modelle zu berechnen. Wettermodelle können das bereits ganz gut, sie sehen mehr oder weniger zuverlässig einige Tage in die Zukunft. Doch je länger die Ereignisse in der Zukunft liegen, desto schwieriger können sie auch vorhergesagt werden. Das EU-Projekt „Destination Earth“ (DestinE) zielt daher darauf ab, ein digitales Modell der Erde zu erstellen – einen digitalen Zwilling also – mit allen natürlichen und menschlichen Einflüssen auf Wetter und Klima.


DestinE stützt sich dabei auf einen neuen Hochleistungsrechner und massive Datenquellen für Wetter-, Weltraumdaten und sozioökonomische Daten. In dem Projekt sollen noch heuer zwei digitale Erden-Zwillinge erstellt werden: Der Zwilling für Wetterextreme konzentriert sich auf Fluten, Dürren, Hitzewellen und geophysische Phänomene wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis. Dieses Modell kann etwa lokale und regionale Organisationen zu möglichen Fluten beraten. Das kann Leben retten und Schäden an Infrastruktur möglichst gering halten. Prognosen zu langanhaltenden Dürren helfen hingegen der Landwirtschaft, Energieversorgern mit Wasserkraftwerken, aber auch jenen Industrien, die etwa auf Kühlwasser aus Flüssen angewiesen sind.

DestinE berechnet digitale Erden-Zwillinge

Der zweite digitale Zwilling fokussiert sich auf die Anpassungen an die Klimakrise. So wird berechnet, wie sich verschiedene politische Entscheidungen auf die Erderhitzung auswirken und welche Lösungen besonders starken Impact auf das Klima haben würden. Die Prognosen werden ebenso Wissenschaftler:innen, wie auch Politiker:innen zur Verfügung gestellt, um sie in der Gesetzesfindung zu unterstützen. Auch Industrie und Energieanbietern soll es durch die Prognosen möglich sein, langfristige Zukunftsplanungen anzustellen. Die Daten sind ebenso für Notfallorganisationen und Versicherungsfirmen interessant, die so zukünftige Risiken durch die Klimakrise besser verstehen können.

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Nach 2023 sollen weitere digitale Erden hinzugefügt werden, die etwa Auswirkungen der Klimakrise auf Ozeane, Biodiversität oder auch Migration genauer vorhersagen sollen. Ein großer Schwerpunkt liegt dabei auf smarte Stadtplanung: Infrastruktur, Verkehr, Energie und die Vorbereitung auf Extremwetterereignisse können so mit Visualisierungen, die auf Echtzeitdaten basieren, geplant werden.

Das "Destination Earth"-Programm der ESA stellt die Erde digital dar. © ESA
Das „Destination Earth“-Programm der EU stellt die Erde digital dar. © ESA

Berechnet werden die Daten auf dem LUMI Supercomputer in Finnland. Der Computer soll dieses Jahr in Betrieb gehen und ist mit rund 164.000 Prozessorkernen, 10.000 GPU-Kernen und 32 Terabyte an RAM ausgestattet. Die Daten stammen von der ESA, dem Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage und der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten EUMETSTSAT. Die volle Rechenpower (Peak) soll 550 PetaFLOPS betragen. Zum Vergleich: Der neueste Hochleistungscomputer der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) schafft mit seinen rund 7.000 Kernen gerade einmal 0,5 PetaFLOPS, ist also rund 1.000 Mal schwächer.

Über 200 Millionen Euro Investment

Die Entwicklung der digitalen Erden ist dabei bis 2024 angesetzt. Bis 2030 soll das Projekt mit den digitalen Repliken vollständig abgeschlossen sein. Finanziert wird das Projekt durch das „Digital Europe Programm„, das 150 Millionen Euro bis Mitte 2024 bereitstellt. Aus „Horizont Europa“ kommen weitere 55 Mio. Euro in Form zusätzlicher Investitionen hinzu.

Lobende Worte findet Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu Destination Earth: „Diese digitale Technik erlaubt es uns, Gesundheitschecks an unserem Planeten vorzunehmen“, so von der Leyen. Genaue Analysen würden helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und dabei andere mitzunehmen. Von der Leyen mahnte jedoch, dass die Digitalbranche selbst vor gewaltigen Umwelt-Herausforderungen steht. Sie verarbeite immer mehr Datenmengen, mit der Folge, dass auch hier der Energieverbrauch steigt. „Auch der digitale Sektor muss grüner werden“, so die Kommissionspräsidentin.

Schlussendlich liegt es jedoch auch an der Politik, die Erkenntnisse aus dem Projekt DestinE anzunehmen und Lösungen umzusetzen. Fundierte Forschung zur Klimakrise ist seit Jahrzehnten bekannt, bisher zeigte man aber zu wenig Willen, auch mit allen erforderlichen Maßnahmen gegen die Klimakrise vorzugehen. Ob DestinE das ändern kann, werden wir in den kommenden Jahren sehen.

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