Sustainability Clause: Deutsche VCs verpflichten Startups zu CO2-Reduktion
Gründer, die künftig ein Investment von führenden deutschen Risikokapitalgebern bekommen, haben neben Wachstumszielen noch andere Aufgaben zu erfüllen: Denn mehr als 20 führende Venture Capital Unternehmen haben sich zusammengetan und eine Klausel für Nachhaltigkeit entwickelt. Mit der so genannten “Sustainability Clause” werden künftig alle neu finanzierten Unternehmen zu mehr Klimaschutz verpflichtet. Die neuen Vertragsklauseln wurden gemeinsam mit der Initiative Leaders for Climate Action (LFCA) entwickelt.
„Als Kapitalgeber tragen wir eine große Verantwortung und müssen dieser gerecht werden. Junge Unternehmen gestalten unsere gemeinsame Zukunft im Zeitalter der Digitalisierung massgeblich mit. Eine nachhaltige Ausrichtung von Anfang an liefert einen entscheidenden Einfluss für unsere gemeinsame Chance, die Klimakrise in den Griff zu bekommen“, so Martin Weber, Partner bei HV Holtzbrinck Ventures, in einer Aussendung. Sowohl Holtzbrinck Ventures als auch Earlybird Ventures haben bereits erste Investments getätigt, in denen die Klausel in die Verträge integriert wurde.
Bahn statt Flugzeug, Ökostrom
Was besagt die “Sustainability Clause” nun? Startups, die von den teilnehmenden VCs Risikokapital erhalten, verpflichten sich unter anderem dazu,
- ihren CO2 Ausstoß zu messen
- Reduktionsmaßnahmen zu implementieren – etwa eine Anpassung der Reiserichtlinien, um Bahnreisen dem Flugzeug zu bevorzugen
- auf einen grünen Stromanbieter umzusteigen
- Kompensationsmaßnahmen (also die Finanzierung von Klimaprojekten unter Verwendung der striktesten internationalen Zertifizierungsstandards) in die Budgetplanung aufzunehmen
- Mitarbeiter, Partner, Lieferanten und Kunden für den Klimaschutz zu sensibilisieren
“Viele Unternehmer der neuen Generation sind sehr sensibel für den CO2-Footprint ihrer Unternehmen und wollen im Rahmen ihrer wirtschaftlichen und technologischen Möglichkeiten einen positiven Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten. Wir konkretisieren dieses Momentum durch die Klausel und LFCA hilft unseren Portfolio-Unternehmen bei der konkreten Umsetzung”, so Fabian Heilemann, Partner bei Earlybird und Co-Vorsitzender von LFCA.
Die VCs, die teilnehmen
Folgende VCs haben die “Sustainability Clause” mit entwickelt und werden sie umsetzen:
- Project A Ventures
- Northzone
- Earlybird
- Picus Capital
- HV Holtzbrinck Ventures
- Cherry Ventures
- Global Founders Capital
- Acton Capital
- Westtech Ventures
- DvH Ventures
- Vito Ventures
- Atlantic Labs
- Unternehmertum Venture Capital
- btov Partners
- Ananda Ventures
- Rheingau Founders
- Grazia
- Tengelmann Ventures
- Paua Ventures
- Redstone
- Senovo
- Target Partners
- Berlin Ventures
- Visionary Club
- Cavalry Ventures
- Helvetia Ventures
- June.Fund
- Iris Capital
Auf der Liste sind somit einige VCs, die auch in österreichische Startups investiert haben. Spannend wird nun, ob sich auch österreichische Risikokapitalgeber der Initiative anschließen. Die LFCA, die mit den VCs die „Sustainability Clause“ erarbeitet hat, ist ein Zusammenschluss aus mehr als 300 Digitalunternehmern in Deutschland und zunehmend auch Europa. Sie haben sich dem “Green Pledge” verpflichtet, engagieren sich also unternehmerisch und persönlich für den Klimaschutz. Ziel ist, große Teile der Digitalbranche klimaneutral zu machen, außerdem fordert die Initiative die sofortige Einführung einer lenkungswirksamen CO2-Bepreisung sowie den Ausbau hin zu einer 100 Prozent erneuerbaren Energieversorgung.
Zu den Unterstützern der LFCA zählen etwa Vertreter von Delivery Hero, Omio, Zalando, Getyourguide, Idealo, Ecosia, Flixbus, Soundcloud, Volocopter, Wooga, Personio, klarx, Blinkist, Freighthub, Bitz & Pretzels, Outfittery, Bitwala, Speedinvest, Tier Mobility, Eyem, Care.com,