Swimsol: Österreichisches Startup will tropische Inseln mit Solarstrom versorgen
Das Meer leuchtet türkisblau, der weiße Sand rieselt durch die Zehen, und weiter draußen am Wasser funkeln schwimmende Solar-Panele: Geht es nach der Vision des Wiener Gründers Martin Putschek, könnten Hotels auf tropische Inseln schon bald der Energie der Sonne betrieben werden. “Unser Ziel ist, tropische Inseln mit Solarstrom zu versorgen“, sagt Putschek, der 2013 seine Firma Swimsol gestartet hat. „Das ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch billiger als Diesel.“
Heute produzieren noch viele Diesel-Aggregatoren der zahlreichen Hotelinseln der Malediven, eines der beliebtesten Reiseziele in Sachen Tropenparadies, den Strom für die Hotelanlagen, damit Klimaanlagen, Kühlräume, Wasseraufbereitungsanlagen oder Flat-TVs betrieben werden können. Doch warum nicht die Kraft der Sonne nutzen, die es auf den Inseln ohnehin das fast ganze Jahr durchgehend kostenlos zur Verfügung gibt? Mit seinen schwimmenden Solar-Plattformen löst Putschek vor allem das Platzproblem. “Diese Inseln haben einfach nicht genug Platz, um dort genug Solarzellen aufzustellen”, so Putschek. Doch draußen am Wasser, da gibt es diesen Platz.
Ein Fußballfeld für einen Megawatt
Swimsol hat sich einen spannenden Nischenmarkt ausgesucht. Hotelinseln auf den Malediven brauchen rund ein bis zwei Megawatt Strom für den Betrieb. Laut Putschek benötigt man Solar-Panele mit der Fläche eines Fußballfeldes, um diesen Strom zu produzieren. Die besondere Herausforderung, die Swimsol mittlerweile meistert: “Unsere Solar-Plattformen sind wellentauglich und halten das Salzwasser aus”, sagt Putschek. Eine eigene, zum Patent angemeldete Konstruktion sorgt dafür, dass die Schwimmmodule den Wellengang aushalten. Die zugekauften Panele sind dank Doppelglas und spezieller Randabdichtung resistent gegen das Salzwasser und sollen laut Hersteller 30 Jahre halten.
Für die Hotelbetreiber bedeuten die schwimmenden Solar-Plattformen beträchtliche Investitionen. Eine Plattform mit der Fläche eines Fußballfeldes kostet etwa 2,5 Millionen Dollar. Laut Putschek hat sich das nach 8 bis 12 Jahren – je nach Dieselpreis – abbezahlt. Und: Für Hotels können sich die Swimsol-Anlagen positiv aufs Image auswirken, wenn sie auf Umweltschutz bedachte Touristen anlocken wollen. Die Wiener Firma ist aktuell dabei, größere Deals mit Hotelbetrieben auf den Malediven zu schließen. Neben den Malediven sind auch Südostasien (etwa Indonesien, Philippinen, Malaysia) und der pazifische Raum (z.B. Fidschi) interessante Zielmärkte. Im Pazifik, so Putschek, muss aber noch das Problem der oft starken Stürme gelöst werden, die die Plattformen in die Luft reißen können.
Crowdfunding zur Zwischenfinanzierung
Die ersten kleineren Anlagen, die Swimsol errichtet hat (aktuell sieben), hat die Wiener Firma mit Hilfe von Privatinvestoren gestemmt. Jetzt soll als Übergangslösung eine Crowdfunding-Kampagne auf Greenrocket für frisches Kapital sorgen. Nach einem starken Start konnte Swimsol diese Woche mehr als 280.000 Euro einsammeln, in den nächsten elf Tagen sind noch insgesamt bis zu 800.000 Euro möglich. “Mittelfristig wollen wir eine Bankenfinanzierung bekommen, aber noch sind wir zu klein dafür, und Banken sind sehr Risiko-avers”, sagt Putschek.
Bei der Errichtung der schwimmenden Photovoltaik-Anlagen muss auch auf die Meeresbewohner geachtet werden. Die Swimsol-Plattformen werden nur über sandigen Meeresböden verankert und dürfen keine Korallenriffe überdecken – sonst würde man den Korallen das notwendige Sonnenlicht wegnehmen. Bei Fische sind die Solar-Panele laut Putschek übrigens beliebt, sie suchen gerne den Schatten, den sich werfen. Problematischer sind da Vögel, die auf den Plattformen nisten könnten – und es teilweise notwendig machen, dass die Panele gereinigt werden, um volle Energie liefern zu können.
Nie 100 Prozent Solarstrom möglich
Dass Swimsol einmal Diesel zur Stromerzeugung auf den Inseln komplett abschafft, ist allerdings nicht möglich. Derzeit ist bei aktuellen Akku-Preisen (die Batterien werden für die Zwischenspeicherung der Energie benötigt) realistisch, eine Hotelinsel mit 40 bis 50 Prozent mit Solarenergie zu betreiben. Ein kompletter Umstieg auf 100 Prozent Solarenergie wäre auch nicht sinnvoll. Denn wenn einmal die Sonne doch nicht scheint, brauchen die Hotels eine alternative Energiequelle – und die wird bis auf weiteres der Diesel bleiben.