GreenTech

Synhelion: Schweizer GreenTech-Startup kann Sonnenlicht in Kraftstoff verwandeln

Das Schweizer Startup Synhelion will noch 2024 mit der industriellen Produktion von Solartreibstoffen beginnen. © Synhelion
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Kann Sonnenenergie tatsächlich in solaren Treibstoff umgewandelt werden? Das 2016 gegründete Schweizer GreenTech-Startup Synhelion hat genau das vor. Dafür wurde eine spezielle Technologie entwickelt, die kohlenstoffneutrale Solarkraftstoffe produzieren soll. Statt fossil generierten Flugzeugtreibstoff, Benzin und Diesel will das Unternehmen künftig durch die Sonne erzeugte Treibstoffe zur Verfügung stellen. Die Rede ist sogar von einer 1:1-Ersetzung. Wenn dies funktioniert, wäre die Innovation bahnbrechend. In zwei Wochen wird jedenfalls die weltweit erste industrielle Solarbrennstoffanlage DAWN in Deutschland offiziell eingeweiht und der Sun-to-Liquid-Prozess der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wie Sonnenlicht in Kraftstoff umgewandelt wird

Man stelle sich eine gigantische technsiche Anlage und ein davor errichtetes Spiegelfeld vor. Ist Sonnenstrahlung vorhanden, wird sie von den Spiegelfeldern reflektiert, auf den Receiver konzentriert und in Hochtemperatur-Prozesswärme umgewandelt, die über 1500 Grad Celsius erreicht. Wärme wird erzeugt und einem thermochemischen Reaktor zugeführt. Darin entsteht dann ein Synthesegas, ein Gemisch aus H2 und CO. In einem anschließenden Schritt kommt die Gas-to-Liquids-Technologie zum Einsatz, die das Synthesegas zu Syncrude, einem synthetischen Rohöl, verarbeitet. Im Rahmen dieses Prozesses entsteht überschüssige Wärme, die wiederum im thermischen Energiespeicher gespeichert wird, um die Anlage 24/7 in Betrieb halten zu können. Die Solarkraftstoffe sind nach Unternehmensangaben kohlenstoffneutral. Sie sollen nur so viel CO2 freisetzen, wie bei ihrer Herstellung gebunden wurde. Damit wäre der Kohlenstoffkreislauf geschlossen.

„Der Flugverkehr kann nicht einfach elektrifiziert werden“

Syncrude gilt als Universalschlüssel zur Herstellung von flüssigem Kraftstoff und hat eine sehr hohe Energiedichte, was einen leichten Transport möglich macht. In einem letzten Schritt soll es in einer Raffinerie zu solaren Kraftstoffen wie Flugzeugtreibstoff, Diesel oder Methanol für Schiffe und Lastwagen oder Benzin für Autos weiterverarbeitet werden. Noch werden die Solartreibstoffe allerdings nicht produziert. Das soll sich mit DAWN allerdings ändern – die industrielle Produktion ist für 2024 geplant. Grundsätzlich gibt Synhelion an, dass die Solarkraftstoffe mit der bestehenden Kraftstoffinfrastruktur, den Verbrennungsmotoren, Raffinerien und Tankstellen kompatibel sind. Trotzdem hat das Unternehmen seinen Fokus auf die Flugindustrie gerichtet. „Unser derzeitiger Schwerpunkt liegt auf dem Langstreckenverkehr, der nicht einfach elektrifiziert werden kann. In der Luftfahrt sind nachhaltige Treibstoffe, die beste Lösung, um die Luftfahrt nachhaltiger zu gestalten. Beim Personenstraßenverkehr (PKWs) wiederum ist die effizienteste Strategie zur Defossilisierung die Elektrifizierung”, so Synhelion-Unternehmenssprecherin Carmen Murer. Laut ihr können die nachhaltigen Solarkraftsstoffe allerdings zu einem ergänzenden Treibstoff  im Straßenverkehr werden.

Weltweit erste industrielle Solarbrennstoffanlage DAWN

Die Solarbrennstoffanlage DAWN befindet sich im deutschen Ort Jülich, eine knappe Autostunde von Düsseldorf entfernt und besteht aus einem 20 Meter hohen Turm, sowie einer davor aufgebauten Spiegelfeld, das sich über 1.500 m2 erstreckt. Laut Synhelion ist sie die weltweit erste Anlage im industriellen Maßstab, die demonstrieren kann, dass die Technologie der solaren Kraftstofferzeugung bereit ist, in großem Maßstab eingeführt zu werden. Die offizielle Einweihung steht kurz bevor. „Die ersten Treibstoff-Batches für Kerosin, Diesel und Benzin von DAWN werden für Showcases in verschiedenen Verkehrssektoren eingesetzt”, so Murer. DAWN und seine Nachfolger sollen zukünftig genutzt werden, um kohlenstoffneutrale Solartreibstoffe herzustellen und werden von seinen Herstellern als „wichtiger Meilenstein für die Energiewende im Verkehrssektor” bezeichnet.

Ziel: 50% des europäischen Flugzeugtreibstoffbedarfs decken

Die Pläne für die Revolutionierung der Luftfahrt durch Solarkraftstoff gestalten sich schon relativ konkret: So konnte Synhelion Swiss International Air Lines als Kunden gewinnen. Die Fluggesellschaft soll die erste sein, die mit dem solaren Kerosin von Synhelion fliegen wird. Darüber hinaus besteht eine Partnerschaft mit Pilatus, dem wichtigste Flugzeughersteller der Schweiz. Synhelion hat sich gemeinsam mit diesem zum Ziel gesetzt, in den nächsten zehn Jahren nachhaltige Solartreibstoffe für die gesamte Kundenflotte von Pilatus einzuführen. Das ist aber noch nicht alles. Als weiteres Ziel gibt Synhelion an, bis 2040 die Hälfte des europäischen Flugzeugtreibstoffbedarfs durch den Bau weiterer Solartreibstoffanlagen decken zu wollen. 

Vier Schlüssel-Innovationen von Synhelion

Auf die Frage, weshalb das Unternehmen Sonnenlicht in Kraftstoff umwandelt, lautet die Antwort: „Die Verkehrsindustrie stößt jährlich acht Milliarden Tonnen CO2 aus. Wir arbeiten daran, diese Zahl auf Null zu bringen. Wir glauben an eine globalisierte Welt, die durch saubere Verkehrsmittel verbunden ist und in der die Menschen die Freiheit haben, nachhaltig zu reisen und persönliche und berufliche Beziehungen zu pflegen.” Das GreenTech-Startup fasst seine Technologie, für die es bis dato 60 Millionen Schweizer Franken als Funding erhalten hat, mit vier Schlüssel-Innovationen zusammen: Ein Spiegelfeld, das die Sonnenstrahlung bündelt. Ein Solarreceiver, der die Sonnenstrahlung in Hochtemperatur-Prozesswärme umwandelt. Ein thermochemischer Reaktor, der Synthesegas erzeugt. Und ein thermischer Energiespeicher, der die Sonnenwärme speichert, um die Kraftstoffproduktion rund um die Uhr zu ermöglichen. 2025 will Synhelion noch einen Schritt weiter gehen und die erste kommerziellen Solartreibstoffanlage an einem „sonnenreichen Standort” in Spanien bauen. „Da wir für unsere Technologie Solarenergie benötigen, sind Gebiete mit hoher Sonneneinstrahlung ideale Standorte. Solche Gebiete sind auf der ganzen Welt reichlich verfügbar”, teilte Murer Trending Topics abschließend mit. Die Anlage soll in der Lage sein, jährlich 1.000 Tonnen Solartreibstoff zu produzieren. 

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