„Systemisches Versagen“: 70 Millionen Dollar Strafe für Trading-App Robinhood
Und die nächste Strafe für die Trading-App Robinhood: Nachdem das Milliardenunternehmen aus San Francisco bereits im Vorjahr eine Strafe von 65 Millionen Dollar wegen irreführender Kommunikation am Finanzmarkt aufgebrummt bekam, kommt nun der nächste juristische Knüppel. Die US-Finanzmarktaufsicht (Financial Industry Regulatory Authority, FINRA) brummt dem Neobroker eine Strafe von 70 Millionen Dollar auf – und das, während sich das Scale-up im Prozess des Börsengangs befindet. Es handelt sich um die größte Strafe, die die FINRA jemals verhängt hat.
Was wird Robinhood vorgeworfen? Es geht um mehrere Geschehnisse im Verlaufe des Jahres 2020, die insgesamt auf „systemisches Versagen“ des Unternehmens hindeuten und „erheblichen Schaden für Millionen von Kunden“ bedeuten. Die US-Behörde verurteilt Robinhood zu einer Geldstrafe von 57 Millionen US-Dollar und zur zur Zahlung von ca. 12,6 Millionen US-Dollar an Tausende geschädigter Kunden zuzüglich Zinsen. Generell geht es immer wieder um die Weitergabe von „falschen und irreführenden Informationen“ an Nutzer – und das hätte sogar im März 2020 zum Selbstmord eines Nutzers geführt, weil er die Angaben in der App falsch interpretierte.
Millionenverluste nach Falschangaben
„Darüber hinaus erlitten Tausende anderer Kunden aufgrund der Falschangaben von Robinhood Gesamtverluste in Höhe von mehr als 7 Millionen US-Dollar“, heißt es seitens INFRA. Außerdem haben die Betreiber Nutzern den Handel mit Optionen ermöglicht, obwohl diese die Eignungskriterien der Firma nicht erfüllten. Und auch die Technologie wird beanstandet: So hätte Robinhood zu Zeiten „historischer Marktvolatilität“ (z.B. im März 2020, als die Kurse von Aktien wegen der Corona-Krise in den Keller rasselten) nicht immer Zugriff auf die Accounts gegeben.
„Zwischen 2018 und Ende 2020 kam es bei Robinhood zu einer Reihe von Ausfällen und kritischen Systemfehlern. Der schwerwiegendste Ausfall ereignete sich am 2. und 3. März 2020“, hält die FINRA fest. „°Die Unfähigkeit von Robinhood, während dieser Ausfälle Kundenaufträge anzunehmen oder auszuführen, führte dazu, dass einzelne Kunden Zehntausende von Dollar verloren, und FINRA verlangt, dass die Firma mehr als 5 Millionen Dollar an Entschädigung an betroffene Kunden zahlt“, heißt es.
Für Robinhood ist das der nächste Rückschlag. Nachdem der Plan, an die Börse zu gehen bekannt wurde, hat sich die US-Börsenaufsicht SEC auch dem Krypto-Handel in der App gewidmet. Wie berichtet hat das den IPO nach hinten verschoben. Nach Bekanntgabe der Rekordstrafe war Robinhood-CEO Vlad Tenev schnell mit Beteuerungen, sich zu bessern. Man hätte bereits in mehr Kunden-Support, bessere Informationen in der App geben und Educational Content investiert, um die Nutzer besser über Trading zu schulen.
Das Phänomen Robinhood & die Schattenseiten der Millennial-Trader