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SzeleSTIM: Wie ein Wiener Startup Schmerzen ohne Medikamente bekämpft

SzeleSTIM-Developer Stefan Kampusch © David Bitzan
SzeleSTIM-Developer Stefan Kampusch © David Bitzan
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Das „Wearable“ von SzeleSTIM sieht ein bisschen aus wie ein Hörgerät aus den 90er-Jahren, hat aber eine erstaunliche Wirkung. Das Gerät behandelt Schmerzen nachhaltig und zwar ganz ohne Medikamente. Das Prinzip an sich ist nicht neu: durch Elektrostimulation werden die offenen Nervenenden des Nervus Vagus angeregt. Die elektrischen Impulse werden an den Körper weitergeleitet und können unter anderem Schmerz lindern. Was SzeleSTIM so besonders macht ist, dass das Gerät über eine verbundene Smartphone-App Daten sammelt, mit denen die Therapie individuell angepasst und gesteuert werden kann.

Der Prototyp von SzeleSTIM. © SzeleSTIM

Derzeit läuft es für SzeleSTIM ziemlich gut. Vergangene Woche hat die Jungfirma die Startup-Challenge auf der Pioneers-Konferenz gewonnen und zieht nach der Vorausscheidung für Wien ins Finale der #glaubandich-Challenge ein. Bei beiden Events konnte man die Jurys von Konzept und Produkt überzeugen.

Spin-Off der TU Wien und der Medizin-Uni Wien

Co-Founder Stefan Kampusch gibt ein Beispiel: „In der Nacht ist der Körper in einem Ruhezustand. Das Gerät merkt das anhand von Herzrate und Atemfrequenz. Die Stimulation ist dann nicht notwendig und wird automatisch pausiert.“ Diese durch Feedback gesteuerte Stimulation ist einzigartig. Um sie zu entwickeln, ist der Mediziner Jozsef Constantin Széles von der Medizinischen Universität Wien 2006 an den Universitätsprofessor Eugenijus Kaniusas vom Institut für Biosensorik an der TU heran getreten. Aus dem Projekt ist 2015 schließlich das Spin-Off SzeleSTIM hervorgegangen.

Elektrostimulation gegen Rückenschmerzen

In langjährigen Experimenten haben die Forscher genau beobachtet, wie der Körper auf die Elektrostimulation reagiert. Diese Daten wiederum geben Aufschluss über das Schmerzempfinden des Patienten. Chronische Schmerzen sprechen zum Beispiel auf ganz andere Impulsabfolgen an als akute Schmerzen. SzeleSTIM behandelt vor allem chronische Rückenschmerzen, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es auch bei anderen Schmerzarten gut funktioniert. Ähnliche Geräte hätten beispielsweise bei Migräne gute Ergebnisse gezeigt, für SzeleSTIM müssten diesbezüglich allerdings noch medizinische Studien durchgeführt werden.

Darf nur von Arzt gesetzt werden

Das Gerät wurde bereits in klinischen Studien getestet und Mitte kommenden Jahres will das Spin-Off den Marktstart schaffen. Einfach in der Apotheke wird man das Wearable als Patient allerdings nicht kaufen können. Das Gerät muss von einem Arzt gesetzt werden, da die Nadeln die Haut durchdringen – also ein „minimal-invasiver“ Eingriff notwendig ist.  Danach kann das Gerät über eine Smartphone-App eingestellt und gesteuert werden. Aus hygienischen Gründen handelt es sich derzeit noch um ein Wegwerfprodukt, erklärt Kampusch. Nach ein bis zwei Wochen müsste ein chronischer Schmerzpatient also wieder zum Arzt und ein neues Gerät setzen lassen.

130 Mio. Menschen mit chronischen Rückenschmerzen

Ähnliche Geräte kosten derzeit etwa 80 Euro. Zum Marktstart will das Startup das kleine Gerät vor allem über Krankenhäuser anbieten und strebt dazu auch eine Krankenkassenerstattung an. „Das ist ein langwieriger Prozess“, verrät Kampusch, denn dazu müsse man eine Kostenersparnis gegenüber bisher angewandter Methoden nachweisen. Der Markt ist jedenfalls riesig: 130 Millionen Rückenschmerzpatienten gibt es laut SzeleSTIM in Europa, den USA und Japan.

Prof. Eugenijus Kaniusas und Dr. Jozsef Constantin Széles. © TU Wien
Prof. Eugenijus Kaniusas und Dr. Jozsef Constantin Széles. © TU Wien

Am 25. Juni tritt SzeleSTIM für Wien im Finale der #glaubandich-Challenge gegen Startups aus allen Bundesländern an. Der Sieger bekommt ein Gesamtpaket im Wert von über 20.000 Euro und den Titel „Startup des Jahres 2018“. Sei live dabei!

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