TableConnect: Der Touch-Tisch des Wiener Start-ups hat es nicht nur ins TV geschafft, sondern auch nach Dubai
Begonnen hat alles mit einem Schwindel, heute ist es „serious business“. 2010 haben die TableConnect-Gründer Stefan Fleig, Lucas Triebl, Nino Leitner sich einen Spaß erlaubt und präsentierten der Welt den „ersten iPhone-Tisch“, um später zuzugeben, dass alles nur gefaked war. Doch die vielen Anfragen von Firmen, die tatsächlich so einen Tisch kaufen wollten, überzeugte die drei, zu denen mittlerweile Geschäftsführer Johann Rath gestoßen ist, davon, tatsächlich einen Touchscreen-Tisch auf den Markt zu bringen.
Heute ist der Touchscreen-Tisch angreifbare Realität. In der ATV-Sendung „Klartext“ legte kürzlich Interviewer Martin Thür Heinz Christian Strache auf einem TableConnect digitale Dokumente vor, in der Puls-4-Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ präsentierten Start-ups ihre Apps auf dem großen Touchscreen, und der erste Tisch überhaupt wurde an eine “königliche Privatperson” aus Dubai verkauft. Und es gibt weitere große Kunden: „Volkswagen nutzte unsere Lösung im Jänner bereits zum zweiten Mal, um die DiBox App auf der Vienna Autoshow zu präsentieren. Weitere namhaften Kunden sind unter anderem L’Oréal und die Erste Bank“, so TableConnect-Mitgründer Stefan Fleig zu TrendingTopics.at. „Sogar in den USA beim SXSW-Festival war TableConnect bereits für ein amerikanisches Start-up im Einsatz.“
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Verkauf vor wenigen Wochen angelaufen
Günstig ist der Touchscreen-Tisch, mit dem Anwender gerne ihre eigenen Apps auf Messen, Events, am Point Of Sale und auf Pressekonferenzen interaktiv erlebbar machen, natürlich nicht: Die 55-Zoll-Variante kostet 25.000 Euro als Einzelstück, die kleinere 32-Zoll-Variante schlägt mit 14.500 Euro zu Buche. „Durch den gut angelaufenen Verkaufsstart vor wenigen Wochen sieht es aktuell so aus, als müssten wir nicht zwingend einen Investor an Bord holen“, sagt Fleig. „Uns ist aber auch klar, dass wir mit mehr Kapital schneller vorankommen. Ein Investment würde uns speziell beim Senken der Produktionskosten und einem aggressiveren Vertrieb unterstützen. Deshalb planen wir gerade erste Investmentgespräche.“
Derzeit gehört die Firma den vier Gründern – zu verdanken ist das laut Fleig vor allem einer Förderung durch die Wiener Wirtschaftsagentur (früher departure), etwa 30.000 Euro haben die vier bisher selbst investiert. Durch die Vermietung der Prototypen konnte TableConnect eigenen Angaben zufolge bereits einen Umsatz von mehr als 100.000 Euro erwirtschaften.
Android als Basis und (noch) handgefertigt
Von einem iPhone-Tisch kann man heute nicht mehr sprechen, da TableConnect auf Googles mobiles Betriebssystem Android setzt. „TableConnect funktioniert genau wie jedes Android-Smartphone oder -Tablet. Man kann also auch wirklich jede im Play Store verfügbare App direkt downloaden und installieren“, sagt Fleig. „Das sehen wir auch als einen der größten Vorteile gegenüber der meist Windows-basierten Konkurrenz.“ Kunden könnten „zwei Fliegen mit einer Klappe“ schlagen, weil die App eben nicht nur am Point Of Sale, sondern für Konsumenten auch zu Hause am mobilen Endgerät nutzbar ist.
„Aktuell werden alle Tische noch von uns per Hand gefertigt. Einerseits war eine ausgelagerte Produktion zum Start aufgrund der geringen Stückzahlen wirtschaftlich nicht sinnvoll, andererseits ist es wichtig, sein Produkt wirklich bis ins kleinste Detail zu kennen, bevor man diesen Schritt macht“, sagt Fleig. Einzelteile wie Display oder Touchsensor bezieht das Start-up aus verschiedensten Quellen in Europa und den USA, die gefrästen Aluminiumteile werden in Deutschland fertigen. Die nächste Generation des Touch-Tisches ist übrigens gerade in Produktion und wird ein Kameramodul mit 13 Megapixel bieten. Das erlaubt es, TableConnect für Augmented-Reality-Anwendungen (z.B. virtuelle Umkleidekabine) einzusetzen.
Nicht immer zwingend ein Tisch
„Unser Ziel ist es, eines der führenden Unternehmen für großformatige Touch-Lösungen zu werden. Global betrachtet werden hier in den kommenden Jahren Wachstumszahlen im zweistelligen Prozentbereich erwartet“, sagt Fleig. Am Markt muss man mit vielen anderen kleinen Unternehmen konkurrieren, die ähnliche Lösungen parat haben. Von diesen möchte sich TableConnect durch den Fokus auf Hard- und Software (das Team kompiliert eine eigene Android-Version) unterscheiden und weniger als Dienstleister wie viele andere auftreten. „Wir möchten einen anderen Weg gehen und uns auf wenige Standardprodukte in höchster Qualität fokussieren und diese Produktserie kontinuierlich verbessern“, so Fleig.
Ob der Name der kleinen Firma ihr künftig gerecht wird, bleibt abzuwarten: Denn TableConnect plant derzeit ein Pilotprojekt mit einem renommierten österreichischen Luxus-Küchenhersteller. Fleig: „Unsere Technologie muss natürlich nicht zwangsläufig in einem Tisch stecken. Eine weitere große Chance sehen wir daher im Modulgeschäft.“