Interview

talentmonkeys: „Kunden zahlen nichts, solange eine Stellenbesetzung nicht erfolgreich ist“

Josef Weinhart und Flavio Arteaga von talentmonkeys. © talentmonkeys
Josef Weinhart und Flavio Arteaga von talentmonkeys. © talentmonkeys
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Die Job-Suche ist für beide Seiten mühsam: Viele Firmen haben auch nach vielen Jahren nicht den Dreh raus, wie sie am besten neue Mitarbeiter:innen bekommen, und auf der anderen Seite wissen viele Menschen immer noch nicht, wo sie die besten Jobs bekommen. Was aber, wenn dieses Matching künftig die AI übernimmt? Das Wiener Startup talentmonkeys setzt genau hier an und hat in kurzer Zeit Unternehmen wie Waterdrop, Bitpanda, Planradar, Tourradar, Speedinvest, Uniqa, Verbund oder Delivery Hero gewonnen.

Gegründet wurde die talentmonkeys GmbH erst 2021 von Josef Weinhart und Flavio Arteaga in Wien. Wie das Startup, seine Technologie und das Geschäftsmodell funktioniert und warum man per Bootstrapping unterwegs ist, erzählt CEO Flavio heute im Interview:

Trending Topics: Wie funktioniert die neue Technologie? Auf was baut ihr technisch auf?

Flavio Arteaga: Unsere innovative Technologie besteht aus zwei Schritten:  Im ersten Schritt wird mittels smarter Texterkennung die auf unserer Plattform hochgeladene Stellenanzeige analysiert. Mit Hilfe von internen und externen Datenquellen werden notwendige Skills und weitere relevante Parameter für die jeweilige Stelle definiert. Dieser Prozess wird von unseren erfahrenen Mitarbeiter:innen anschließend überprüft und das Kandidat:innen-Profil gegebenenfalls noch bestmöglich ergänzt. Im zweiten Schritt beginnen wir mit unserer KI-gestützten Jobplattform sofort mit der gezielten Suche nach potenziellen Kandidat:innen.

Unsere Plattform ermöglicht es, Kandidat:innen auf verschiedenen Plattformen, einschließlich LinkedIn, zu finden. Die geeigneten Talente werden in unserer Talent Base erfasst, und der gesamte Prozess erfolgt selbstverständlich DSGVO-konform. Sowohl die Textanalyse als auch der Suchalgorithmus sind bereits intern in Verwendung und werden mit jeder Anwendung leistungsstärker.

Wie nutzt der Kunde, als das Unternehmen mit offenen Stellen, euer System?

Unser selbstentwickeltes Applicant Tracking System (ATS) ist ein zentraler Bestandteil unserer Technologie. Es ermöglicht uns, den gesamten Bewerbungsprozess von der Stellenausschreibung bis zur erfolgreichen Einstellung effizient zu verwalten. Durch das ATS können wir Kandidatenprofile in Echtzeit aktualisieren und so die Kommunikation mit den Bewerber:innen noch besser koordinieren. Diese wertvollen Einblicke in den gesamten Bewerbungsprozess ermöglichen uns eine kontinuierliche Verbesserung unseres Matching-Verfahrens. Diese Integration verstärkt unsere Fähigkeit, die besten Kandidat:innen zu finden und unseren Partner:innen zu präsentieren.

Wie und wo werden die KandidatInnen gefunden?

Aktuell läuft der Suchalgorithmus hauptsächlich über LinkedIn sowie unsere interne Talent-Datenbasis (25.000+ Profile). Doch wir denken größer. In der Zukunft ist eine Ausweitung auf Portale wie GitHub geplant. Das bedeutet, dass wir noch mehr hochqualifizierte Kandidat:innen für unsere Partner finden können. Wir arbeiten daher kontinuierlich daran, unseren Service weiter zu verbessern und die besten Talente zu identifizieren.

Woher wisst ihr, dass Menschen Jobsuchend sind, oder ist das egal?

Grundsätzlich erkennt unsere Technologie Personen, die derzeit nicht in einem Job sind oder sich als „Open to Work“ deklarieren (z.B. bei LinkedIn). Diese werden speziell markiert. Dennoch betrachten wir alle potentiellen KandidatInnen in unserem Recruiting-Prozess. Denn Studien zeigen, dass lediglich 15% der Menschen als „aktiv“ jobsuchend gelten. Die restlichen 85% sind „passiv“. Das bedeutet, dass sie nicht proaktiv auf Jobsuchen sind, jedoch offen für passende Angebote stehen. Diese Gruppe von KandidatInnen ist ebenfalls sehr interessant für uns und unsere Partner und birgt verstecktes Potential.

Wie funktioniert das Business Model? Welche Kosten entstehen für die Kunden?

Wir bieten einen risikofreien Service an: Unsere Kunden zahlen nichts, solange eine Stellenbesetzung nicht erfolgreich ist. Erst im Falle einer erfolgreichen Vermittlung erhalten wir eine Provision. Wir teilen das Risiko mit unseren Kunden und stellen sicher, dass sie nur dann zahlen, wenn sie die besten Talente finden und einstellen.

Welche weiteren Ausbaustufen sind geplant?

Wir erwägen, unsere Technologie als White-Label-Lösung anzubieten, um HR-Abteilungen zu stärken und eine neue Ära einzuleiten, in der Headhunter überflüssig werden. Diese innovative Möglichkeit würde es Unternehmen ermöglichen, die volle Kontrolle über ihre Rekrutierungsprozesse zu übernehmen und dabei von unserer leistungsstarken Technologie zu profitieren. Es wäre ein großer Schritt hin zu einer effizienteren und eigenständigeren Personalbeschaffung.

Seid ihr auf der Suche nach Funding, oder bootstrapped ihr erst mal?

Unsere finanzielle Standhaftigkeit bildet das Fundament unserer Geschäftsmodells, das von Anfang an auf Profitabilität ausgerichtet ist. Diese Grundlage erlaubt uns weiterhin unabhängig zu bleiben und so konnten wir uns mit Überzeugung gegen interessierte VCs und für das Bootstrapping entscheiden. Diese Entscheidung ermöglicht es uns, unsere weitere Entwicklung und Expansion selbstständig zu entscheiden und zu steuern. Wir glauben, dass die Entscheidung für Bootstrapping oder ein VC-Investment immer stark von der jeweiligen Unternehmenssituation und Strategie für die nächsten 18 Monate abhängt.

Da bei uns der Fokus in der nächsten Zeit stark auf der technischen Weiterentwicklung unseres Produktes liegt ist die durch das Bootstrapping gegebene Unabhängigkeit für uns von besonderer Bedeutung. Dank unseres profitablen Geschäftsmodells können wir es uns also „leisten“, unabhängig das bestmögliche Produkt zu entwickeln, was uns langfristig am Markt zu Gute kommen wird.

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