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Tanja Sternbauer: „Kinder sollten viel früher spielerisch mit Entrepreneurship in Berührung kommen“

Tanja Sternbauer von Startup Live. © Startup Live
Tanja Sternbauer von Startup Live. © Startup Live
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Tanja Sternbauer ist seit 2010 in der Startup-Szene aktiv und hat nach Zwischenstationen bei Startups und VCs in Berlin und Singapur im Alter von 25 Jahren ihr eigenes Startup HeyBeauty, eine Buchungsplattform für Beauty-Termine, gegründet. Seither widmet sie sich der Förderung der österreichischen und internationalen Startup-Szene. Als Managing Partner von Startup Live ist sie dafür zuständig, Gründer bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee zu unterstützen und auf internationaler Ebene mit relevanten Playern zu vernetzen. Startups wie RuntasticShpock und mySugr sind unter anderen erfolgreiche Alumni des Programms.

Um mehr Frauen für das Entrepreneurship-Thema zu sensibilisieren und Gründerinnen untereinander zu connecten, hat sie 2016 die Initiative “Female Founders” mitgegründet. Das Netzwerk bietet regelmäßige Meetups, ein internationales Mentoring-Programm und ein eigenes Acceleration-Programm für (angehende) Gründerinnen und Gründungsinteressierte. 2018 wurde Female Founders für das Engagement im österreichischen Startup-Ökosystem ausgezeichnet.

Neben ihren Rollen als Managing Partner und Boardmember ist sie auch aktive Mentorin für Startups und Speakerin zu Entrepreneurship- und Diversity-Themen auf internationaler Ebene.

Was treibt dich im Leben an?

Tanja Sternbauer: Hört sich zwar kitschig an, aber all jene inspirierenden Menschen mit denen ich mich täglich umgebe und die ich kennenlernen darf. Zu wissen, dass man mit seiner täglichen Arbeit genau diese WeltverändererInnen unterstützen kann ist ein unglaublich gutes Gefühl!

Wie hast du Entrepreneurship für dich entdeckt?

Ziemlich banal, ich habe damals in meinem Gap-Year in Italien einen Roman gelesen, in dem drei Frauen ihre Traumjobs finden wollen und im Zuge dessen ein Shopping-Center eröffnen. Ich fand das so “empowernd”, dass ich mich spontan dazu entschlossen habe, doch zu studieren, und zwar Entrepreneurship. Richtiges Ziel war die Selbstständigkeit die darauffolgenden Jahre dennoch nicht. Sämtliche berufliche Stationen, die ich so erleben durfte, waren mehr oder weniger opportunistisch und haben sich einfach gut für mich ergeben. Ich sehe weder Entrepreneurship noch Marketing als meine Expertise, sondern “mach halt einfach” und das offensichtlich nicht so schlecht.

Was macht den Reiz von Unternehmertum für dich aus?

Ganz klar: selbst etwas Erschaffen und einen Beitrag leisten. Es geht für mich per se aber nicht um Unternehmertun, sondern um die Vorteile die damit einhergehen: selbstbestimmtes Arbeiten, Kreativität, eine gewisse Unabhängigkeit und in meinem Fall gleichzeitig das Gefühl von “making a difference”.

Was machst du derzeit konkret bei Startup Live?

Gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Georg Kuttner teile ich mir die Geschäftsführer-Agenden. Neben Marketing, Branding und Community bin ich auch für die Finanzen, HR und unser Kernbusiness, das Event-Management zuständig.

Wenn man einen näheren Blick auf Startups wirft, dann fällt sofort auf, dass Frauen fehlen. Warum ist das so?

Das sind einfach gesellschaftspolitische Diskussionen, das fängt bereits bei der Erziehung an, bedingt durch einen Geschlechter-Bias, dessen sich viele nicht bewusst sind. Da Startups klassisch im Tech-Bereich angesiedelt sind und in den MINT-Studienfächern bereits ein geringerer Frauenanteil vorhanden ist, ist der niedrige Anteil in Startups ebenso nachvollziehbar. Wenn ich mir allerdings die Statistik an TeilnehmerInnen bei Startup Live ansehe (quasi “the next generation”), dann haben wir hier fast 50:50. Hoffen wir also, dass es bergauf geht.

Haben Startups in dieser Frage nichts dazu gelernt?

Uns sprechen viele GründerInnen an, ob wir eine Cofounderin oder Mitarbeiterin empfehlen könnten – sprich, viele versuchen bereits proaktiv ein diverses Team aufzustellen. Bisher gab es allerdings nur wenig Möglichkeiten, potentielle Kandidatinnen direkt anzusprechen. Mit Female Founders haben wir uns ja genau dieser Thematik angenommen und bieten nicht nur Zugang zu Gründerinnen, sondern auch zu über 1.000 Frauen, die prinzipiell offen für das Thema Entrepreneurship sind.

Was braucht es deiner Meinung nach, um hier signifikant etwas zu ändern?

Meiner Meinung nach braucht’s ein langfristiges Umdenken, das hoffentlich mit den nächsten Generationen einhergeht. Mir ist es wichtig, dass Mädchen aufwachsen und sich bewusst zwischen Ärztin, Maschinenbauerin, Friseurin und CEO entscheiden können, ohne nachzudenken, ob das überhaupt etwas für sie “als Mädchen ist”. Sprich mir geht’s gar nicht per se um die Startup-Szene, sondern um Empowerment der Mädchen allgemein, und Entrepreneurship bzw. Startups können hier ein wichtiger Treiber sein.

Können eigene Förderprogramme dabei helfen?

Einen stärkeren Anreiz zu schaffen kann unterstützend sein, wird aber das Kernproblem nicht lösen. Ich persönlich würde kein Startup gründen, nur weil eine Förderung darauf ausgeschrieben ist. Aber vielleicht denk da nur ich so.

Ganz allgemein, ist Österreich ein Startup-freundliches Land?

Ja, das fängt schon bei dem guten Sozialsystem an, das einem ermöglicht, auch mal auf die Schnauze zu fallen. Von Bürokratie und Abgaben über internationales Talent-Management bis hin zu Anschlussfinanzierung gibt’s aber sicher noch genug Optimierungspotential. Mein persönliches Kernproblem am Gründerland Österreich ist eher unsere Grundeinstellung: Uns geht’s als Wirtschaft einfach so gut, dass der Need, innovativ zu denken und ein Risiko einzugehen einfach nicht wirklich gegeben ist.

Was braucht es insgesamt an Unterstützung für vielfältiges Unternehmertum?

Vielfältige Persönlichkeiten, die Unternehmertum überhaupt als Option sehen! Meiner Meinung nach sollten Kinder schon viel früher spielerisch mit Entrepreneurship in Berührung kommen, um die Angst davor zu nehmen und etwaige bestehende Vorurteile abzubauen. Betriebswirtschaftliche Grundlagen in der Schule würden vermutlich ebenfalls dazu beitragen, die Eintrittshürde für potentielle GründerInnen zu verringern.

Wenn Du einen Wunsch für die österreichische Startup-Landschaft hättest, wie würde der ausschauen?

Ich halte mehr von Zielen als von Wünschen, aber wenn ich mir was wünschen könnte, wäre es wohl eine bessere Zusammenarbeit und ein Nutzen von Synergien nicht nur im österreichischen Startup-Ökosystem, sondern europaweit. Es gibt einfach so viele gute Initiativen und Menschen, die etwas bewegen wollen, aber wenn die Leute nicht miteinanderreden und zusammenarbeiten, kommen wir auch nicht weiter.

Wie schauen deine nächsten Schritte aus?

Ich habe die letzten Wochen bewusst genutzt, um meine letzten Jahre zu reflektieren und mehr Klarheit für die nächsten Monate zu bekommen. Ich habe sowohl mit Startup Live als auch mit Female Founders extrem viele Pläne und will viel erreichen. Abseits vom Beruflichen möchte ich mir wieder etwas mehr Zeit fürs Reisen nehmen und neue Länder erkunden. Weiter als ein paar Monate plane ich übrigens nicht, es kommt ja eh immer anders.

Was sind die größten Ängste und Zweifel, die dir begegnen?

To be honest… ich habe keine großen Ängste. Ich werde immer irgendwie meinen Weg gehen und sollte die Startup-Szene mal untergehen, was wohl eher nicht passieren wird, dreht sich die Erde auch weiter.

Bist du ein neugieriger Mensch? Wenn ja, wie zeigt sich das konkret?

Sehr gute Frage. ich bin definitiv wissbegierig, lese sehr viel und interessiere mich vor allem für persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Andererseits steht mein persönliches Jahr 2018 unter dem Stern “Neugierde”, weil ich manchmal bei meinen Mitmenschen den Eindruck erwecke, kein Interesse zu haben, da ich so wenig Fragen stelle.

Was würde der Welt abgehen, wenn es euch nicht geben würde?

Das schönste Gefühl ist meiner Meinung zu wissen, dass es da jemanden im Hintergrund gibt, der einen unterstützt, der für einen da ist, der einem den Rücken stärkt und den Weg zeigt, wenn man dabei ist mit seiner Idee durchzustarten. Sowohl mit Startup Live als auch mit Female Founders haben wir als Organisationen diese Rolle über. Dieser Rückhalt würde meiner Meinung fehlen.

Wo findest du den Raum, um deine Leidenschaft ausleben zu können?

Easy, meine beruflichen Projekte sind meine Leidenschaft, ich erschaffe extrem gerne neue Sachen, etwa auch so banale Dinge wie Websites, Designs, Marketing-Claims, Prozesse oder Datenbanken.

Worauf verzichtest du, um deine Leidenschaft ausleben zu können?

Wie erwähnt zählen meine beruflichen Projekte als meine Leidenschaft. Darüber hinaus nehme ich mir so gut als möglich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben, mache Sport, treffe Freunde, nehme mir Auszeiten. Fehlen tut es mir daher an gar nichts, allerdings würde ich in einem klassischen Corporate-Job wohl eindeutig mehr verdienen.

Was ist das Schönste bei deiner Arbeit?

Von Menschen umgeben zu sein, die etwas bewegen wollen und gleichzeitig zu wissen, dass man sein kleines Stück zu einer besseren Welt beiträgt (cheesy, I know :D).

Wer sind deine wichtigsten und stärksten Unterstützer?

Neben meinen Freunden und meiner Familie ganz stark auch mein berufliches Umfeld: mein Businesspartner bei Startup Live, meine Co-Gründerinnen bei Female Founders, aber auch die gesamte Community, die uns immer wieder tolles Feedback als auch Rückhalt gibt.

Wohin wird dich deine Arbeit noch bringen? Gibt es noch geheime Projekte?

In der Tat steht bei Startup Live als auch bei Female Founders einiges an 2018 – ich kann nur so viel sagen: es wird großartig!

Wie gelingt es dir Menschen, für deine Themen zu begeistern?

Wie es mir gelingt, kann ich nicht sagen, aber da ich für die Themen Startups und Entrepreneurship brenne, stecke ich mit meinem Enthusiasmus wohl einige Leute an.

Was sagen eigentlich deine Freunde, dein Umfeld, deine Familie zu diesem Engagement?

Neben der Bitte, dass ich weniger Anglizismen verwenden sollte, bekomme ich eigentlich nur positives Feedback von meinem Umkreis. Ich selbst hingegen hab oft das Gefühl, dass es “nur nach außen hin” gut wirkt, ich aber eigentlich nicht so viel mache. Liegt wohl daran, dass mir viele meiner Aufgaben sehr einfach fallen und ich selten das Gefühl habe, dass es wirklich Arbeit ist.

Way to Passion“ ist ein Projekt von Reinhard Herok und Thomas Peham. Ihr Ziel ist es, mit Interviews aufzuzeigen, wie leidenschaftliche Menschen einen Beitrag für eine bessere Welt leisten können. „Way to Passion“ stellt TrendingTopics.at ausgewählte Inhalte zur Zweitveröffentlichung zur Verfügung, vielen Dank dafür!

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