Gastbeitrag

Bernhard-Stefan Müller: „Die aktuelle Finanzierungslage von Startups ist kritisch“

Jungfirmen drohen unterzugehen. © Canva Pro
Jungfirmen drohen unterzugehen. © Canva Pro
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Bernhard-Stefan Müller ist Geschäftsführer des Company Builders Tantum und selbst als Investor in mehrere Startups investiert. Er berät andere Investoren und Corporates in Akqusitionsrunden und ist Mitglied der Austrian Angel Investors Association. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit der aktuellen Lage am Startup-Markt.

In den vergangenen Monaten und Jahren stand die Welt vor unzähligen Herausforderungen: Corona-Pandemie, Krieg, Inflation, Energiekrise. Millionen Menschen weltweit leiden unter den Folgen dieser Krisen und Konflikte – auch die Startup-Szene. Viele junge Unternehmen müssen ums Überleben kämpfen. Schnelles Handeln und eine intelligente Strategie sind der Schlüssel, um diese Krise erfolgreich zu überwinden. In der Vergangenheit haben viele Startups auf Investoren gesetzt, mit dem Ziel, schnell zu skalieren. Doch nun sind Startups mit einer ganz anderen Realität konfrontiert.

Der im April 2022 veröffentlichte Startup-Trend- Report zeigt, dass die Investitionsfreudigkeit in der Startup-Branche insbesondere in den USA, Europa und Asien in Branchen wie Biotechnologie oder KI zwar nach wie vor recht hoch ist, die Finanzkrise aber durchaus zu einer Verlangsamung bei Investitionen geführt hat. Die Unsicherheit der wirtschaftlichen Lage bedingt, dass viele Investor:innen vorsichtiger und kritischer gegenüber Startups geworden sind. Deshalb sind die Bewertungen für Startups gesunken, was ihre Finanzierungssituation verschärft hat. Investoren setzen zudem vermehrt auf Startups mit ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance), da die Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung stetig zu wachsen scheint. Das zeigt, dass Startups bezüglich der Finanzierung aktuell sehr eingeschränkt sind.

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Schnelles Handeln ist gefragt

Die Startup-Bewertungen in Österreich haben sich zum Teil halbiert. Unter anderem die Agrartech- und FMCG-Branche hat darunter stark zu leiden. Startup sind per Definition auf Skalierung ausgelegt – dies ist nur mit entsprechendem Wachstumskapital möglich – solches aufzutreiben wir zunehmend schwieriger und dauert deutlich länger als dies noch 2022 der Fall war.

Nun ist schnelles Handeln gefragt, um die Burnrates anzupassen und aus einer Wachstumsstrategie in eine Konsolidierung zu kommen, die mit weniger Geld auskommt. Gründer:innen müssen das Wesentliche im Fokus behalten und langfristige Veränderungen in Betracht ziehen. Dabei spielt der Pivot eine wichtige Rolle. Ein Pivot bedeutet, dass ein Unternehmen seine Strategie ändert und eine andere Richtung einschlägt, um auf Dauer erfolgreich zu sein. Diese Anpassungsfähigkeit ist in Zeiten von Krisen bedeutender denn je.

Banken als Finanzierungsquelle heranzuziehen erweist sich für Startups oft als schwierig. Sie sind meistens auf etablierte Unternehmen mit soliden Finanzierungsstrukturen ausgerichtet und die Rahmenbedingungen sind für Startups demnach ungünstig. Startups können oft nicht genügend Sicherheiten bieten, um einen Kredit bewilligt zu bekommen und ihre Geschäftsmodelle sind noch nicht ausreichend erprobt, um von den Banken als erfolgsversprechend bewertet zu werden. Zudem legen Banken viel Wert auf langfristige Geschäftsbeziehungen, die Startups durch ihr schnelles Wachstum nicht garantieren können.

Man sieht also, die aktuelle Finanzierungslage von Startups ist kritisch. Gründer:innen sollten aber einen kühlen Kopf bewahren, ihre Geschäftsmodelle und Strategien überzeugend darlegen und kommunizieren, um Investor:innen von ihrem Erfolgspotenzial zu überzeugen. In diesen Momenten ist es unabdingbar, gezielt und richtig zu handeln und dabei gut beraten zu werden. Berater:innen mit Erfahrung können Gründer:innen dabei helfen, ihre Strategie anzupassen, neue Finanzierungsmöglichkeiten zu finden und langfristig erfolgreich zu sein.

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