Tech-Giganten fordern mehr einheitliche EU-Regulierung für AI
Eine einheitliche EU-Regulierung beim Thema AI: Das fordert eine ganze Reihe an Tech-Konzernen, Forschenden und Institutionen in einem offenen Brief. Zu den Unterzeichner:innen gehören unter anderem Meta-Chef Mark Zuckerberg, Spotify-CEO Daniel Ek, Patrick Collison von Stripe sowie Klarna-Chef Sebastian Siemiatkowski. Interessanterweise nicht dabei sind die bekanntesten AI-Startups aus der EU wie Mistral AI oder NXAI.
Der AI Act tritt heute in Kraft – und wird so dein Startup-Business betreffen
EU soll im „Zeitalter der AI“ nicht zurückfallen
„Wir sind eine Gruppe von Unternehmen, die fest in Europa verankert sind und für Hunderte von Millionen Europäer:innen arbeiten. Wir wollen, dass Europa erfolgreich ist und gedeiht, auch im Bereich der AI-Spitzenforschung und -Technologie. Die Realität ist jedoch, dass Europa im Vergleich zu anderen Regionen weniger wettbewerbsfähig und weniger innovativ geworden ist und nun Gefahr läuft, im Zeitalter der KI aufgrund uneinheitlicher regulatorischer Entscheidungen weiter zurückzufallen“, heißt es in dem Brief.
Eigentlich ist ja seit dem 1. August in der EU der AI Act in Kraft, der genau diese regulatorische Unsicherheit verhindern sollte. Allerdings ist das Regelwerk ziemlich komplex und viele Expert:innen, darunter Gabriele Mazzini, der wohl wichtigste Architekt des KI-Gesetzes, sind der Meinung, dass die Rechtssicherheit für viele Unternehmen nicht ausreichend gegeben ist. Auf die EU-Startupszene hat das bereits jetzt negative Auswirkungen. So wurde Silo AI aus Finnland von US-Chip-Hersteller AMD aufgekauft und Aleph Alpha aus Deutschland orientiert sich um, weil es mit den US-Anbietern nicht mithalten kann (wir berichteten).
Architekt des AI Act meint, dass die „regulatorische Latte zu hoch“ gelegt wurde
„Regulatorische Entscheidungsfindung ist zersplittert“
„Ohne einheitliche Regeln wird die EU zwei Eckpfeiler der KI-Innovation verpassen. Der erste ist die Entwicklung ‚offener‘ Modelle, die allen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, um sie zu nutzen, zu verändern und weiterzuentwickeln und so den Nutzen zu vervielfachen und soziale und wirtschaftliche Chancen zu verbreiten. Das zweite sind die neuesten ‚multimodalen‘ Modelle, die fließend mit Text, Bildern und Sprache arbeiten und den nächsten Sprung in der KI ermöglichen werden“, geben die Unterzeichnenden zu bedenken. Derzeit würde die EU gegenüber USA und China ins Hintertreffen geraten. Um mit dem Rest der Welt mithalten zu können, brauche es ein gemeinsames Regelwerk.
„Wenn Unternehmen und Institutionen zweistellige Milliardenbeträge in den Aufbau generativer KI für die europäischen Bürger:innen investieren wollen, brauchen sie klare, konsequent angewandte Regeln, die die Nutzung europäischer Daten ermöglichen. Doch in letzter Zeit ist die regulatorische Entscheidungsfindung zersplittert und unvorhersehbar geworden, während die Eingriffe der europäischen Datenschutzbehörden zu großer Unsicherheit darüber geführt haben, welche Arten von Daten zum Training von KI-Modellen zulässig sind“, beklagen die Unterzeichnenden.
Meta will keine multimodalen AI-Modelle in der EU auf den Markt bringen
Konzerne wollen Rechtssicherheit bei Trainingsdaten
Die Daten, die für das Training von Modellen zulässig sind, scheinen im Fokus der Unterzeichnenden zu liegen. Immer wieder gibt es die Angst, dass hierbei persönliche Daten von Nutzer:innen zum Einsatz kommen. Die großen AI-Player sehen diese Daten jedoch als essenziell, weswegen ihnen Datenschutzbestimmungen sauer aufstoßen. So hat Meta erst kürzlich gesagt, man wolle multimodale KI-Modelle in der EU nur eingeschränkt einsetzen. Auch der AI Act, der an sich ja eine „einheitliche“ Regulierung darstellt, ist vielen ein Dorn im Auge. Das hatte bereits Konsequenzen für die europäische AI-Szene und hat die EU hier bislang tatsächlich viel Boden an die USA und China verlieren lassen.