15 Tech-IPOs, die 2022 ziemlich spannend machen können
Coinbase, Rivian, Robinhood, Nubank, Wise, Roblox, und so weiter und so fort: 2021 war ein Rekordjahr, was Börsengänge angeht. IPOs, Direct Listings und SPACs boomten wie nie zuvor, insgesamt gab es im Vorjahr 2.388 Börsenneulinge mit einem einem Emissionsvolumen von 453 Milliarden Dollar. Wird und kann es 2022 in diesem Ton weitergehen? Einiges spricht dafür. Denn 2020 und 2021 sind nicht nur mehr als 100 Unicorns und dutzende Dekacorns heran gediehen, es gibt mittlerweile auch Tech-Unternehmen, die in die Richtung von 100 Milliarden Dollar Bewertung kommen – und dank Digitalisierung weiteres Wachstum versprechen.
2021 war ein extrem starkes IPO-Jahr, aber Rivian stellt alles in den Schatten
Beste Voraussetzungen also für ein ereignisreiches Börsenjahr 2022. Einen großen IPO gab es bereits: Der Börsengang brachte LG Energy Solution, ein Hersteller stark nachgefragter Batterien für Elektroautos, 9,4 Milliarden Euro ein.
Das sind die aussichtsreichsten Kandidaten für spannende IPOs.
1. Klarna
Der BNPL-Riese aus Schweden hält bereits seit mehr als einem halben Jahr bei einer Bewertung von 37,5 Milliarden Euround hat mit dem weiteren Ausbau sicher viel getan, um noch weiter zu wachsen. In der Branche ist es kein Geheimnis, dass der nächste logische Schritt für das Fintech die Börse ist. Und ein solcher Schritt will gut getimed sein. Denn „Buy Now Pay Later“ ist wegen dem Risiko der Verschuldung von Verbraucher:innen in die Kritik gekommen – und Regulierungsbehörden in Europa und den USA könnten in den Markt mit strengeren Regeln eingreifen. Je früher Klarna da den IPO macht, desto besser.
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2. WeTransfer
Der Dropbox-Rivale WeTransfer aus den Niederlanden hat bereits angekündigt, im Heimatland und damit in Amsterdam an die Börse gehen zu wollen. Angepeilt wird, bei dem IPO 160 Millionen Euro einzunehmen – vor allem für die beiden größten Shareholder des Unternehmens (Highland Europe Technology mit 55 und HPE Institutional Fund mit 13 Prozent) dürfte sich das auszahlen. WeTransfer zählt eigenen Angaben zufolge 87 Millionen monatlich aktive Nutzer:innen, sie brachten über Gebühren für Premium-Accounts 2021 Umsätze von mehr als 100 Millionen Euro.
3. Porsche
Die weltweit berühmte Marke für Sportautos und SUVs könnte 2022 aus dem Volkswagen-Konzern als eigenständiges Unternehmen via Börsengang herausgelöst werden. Der IPO könnte VW einiges an Geld einbringen, das dringend für die weitere Elektrifizierung und Digitalisierung der Autos gebraucht wird. Porsche hat sich wie berichtet in den letzten Monaten bereits mit einigen Investments für eine grünere Zukunft gestärkt. Dazu zählen Startup-Investments genauso wie der Zukauf eines E-Bike-Scale-ups.
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4. Reddit
Wenn das nicht eine Meme-Aktie wird, was dann? Genau, Reddit, digitale Mutter vieler Memes und Heimat der schrägen Community WallStreetBets, will dieses Jahr an die Börse und sich eine Bewertung von zehn oder mehr Milliarden Dollar abholen. Das würde die Social-Media-Plattform zwar nicht in die Liga von Twitter (31 Mrd. Dollar) oder Snap (60 Mrd. Dollar) aufsteigen lassen, aber mit der Trading-App Robinhood (ca. 13 Mrd. Dollar) könnte die Plattform schon mithalten.
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5. Mobileye
Es ist eines der Vorzeige-Unicorns aus Israel: Mobileye, seit mehreren Jahren bereits in Besitz des Chip-Riesen Intel. 2022 soll nun das nächste große Kapitel des Unternehmens, das auf Software für autonomes Fahren spezialisiert ist, folgen, und zwar der Börsengang. Mobileye, das neben Tech für Automarken auch eigene Robo-Taxis auf die Straße bringen will, könnte laut Wall Street Journal mit mehr als 50 Milliarden Dollar bewertet werden. Der IPO könnte richtungsweisend sein – denn mit Waymo gibt es eine Google-Schwester im Bereich selbstfahrender Autos, die ebenfalls einen Börsengang vertragen könnte.
6. Solarisbank
Der Banking as a Service-Anbieter aus Berlin hat eine beachtliche Entwicklung hingelegt. 2021 erfolgte der Aufstieg zum Unicorn und die Übernahme des Mitbewerbers Contis. In diesem Ton soll es weitergehen. Durch einen IPO hätte das Unternehmen, das mit 1,4 Milliarden Euro bewertet wird, eine Währung an die Hand – also Aktien -, um weitere Zukäufe tätigen zu können. Ein Börsengang von Solarisbank, das unter anderem Trade Republic und via Contis Bitpanda zu den Kunden zählt, könnte die Konsolidierung am BaaS-Markt vorantreiben.
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7. Lime
Genau, richtig gelesen. E-Scooter-Anbieter wie Lime haben sich in wenigen Jahren zu Anbietern von multimodaler Mobilität entwickelt. Auch wenn die Roller manchen als Gelddruckmaschinen gelten, der Kampf um Straßen und Städte ist enorm. Um weiter gegen Bird, Tier und andere bestehen zu können, könnte Lime zum ganz großen Schritt ansetzen. Ende 2021 wurden 450 Millionen Euro in Form von Wandelschuldverschreibungen und Krediten aufgenommen, um den IPO 2022 vorzubereiten. Der Börsenprospekt wird dann verraten, wie profitabel die Verleihe von E-Scootern, E-Bikes und Co sein kann.
8. Chime
Nach dem Börsengang der brasilianischen Neobank Nubank Ende 2021 sollten auch die USA und Europa zeigen, was sie in dem Bereich drauf haben. In den USA gilt als aussichtsreichster Kandidat für einen Börsengang die Neobank Chime. Sie hat sich 2021 zu einer Bewertung von 25 Mrd. Dollar aufgeschwungen, und nun wird spekuliert, dass an der Wall Street eine Valuierung zwischen 35 und 45 Milliarden Dollar angestrebt wird. Das bleibt natürlich abzuwarten.
9. Revolut
Wenn Chime, dann warum nicht auch Revolut? Immerhin stieg die Bewertung der britischen Neobank 2021 auf 28 Milliarden Euro, und große Investor:innen wie Softbank und Tiger Global werden sicher nicht Nein zu einem Gang aufs Parkett sagen. Doch vorher, so kommunizierte CEO Nikolay Storonsky bereits, wolle man noch „ein paar Milliarden“ Umsatz machen. Das ist wichtig für den Börsenprospekt, auf dessen Daten basierend die Bewertung des Unternehmens an der Börse durch Investor:innen stattfindet.
10. Stripe
Und der nächste Fintech-Kandidat, der einen IPO machen könnte: Stripe, längst nicht mehr bloßer Payment-Anbieter, sondern auch BaaS-Provider, Online-ID-Anbieter und sogar Startup-Kreditgeber, ist mit einer Bewertung um die 100 Milliarden Dollar ein naheliegender Kandidat für einen Börsengang. Mit einem Schlag würde das Unternehmen aus San Francisco zu den 25 wertvollsten Finanzunternehmen der Welt zählen – und das werden sich die beiden Gründer Patrick und John Collison wohl nicht entgehen lassen.
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11. Instacart
Eigentlich hätte es schon 2021 ein IPO werden können, aber dann wurde er doch verschoben. Nun also 2022? Der Lieferdienst für Lebensmittel aus San Francisco holte sich im Vorjahr jedenfalls eine Bewertung 39 Milliarden Dollar und hat mit namhaften Investor:innen wie jenen von Andreessen Horowitz, Sequoia Capital, D1 Capital Partners oder Fidelity Management Shareholder an Bord, die einen Börsengang wohl sehr begrüßen würden.
12. FlipKart
Der indische Online-Versandhändler mit Sitz in Bengaluru, der mit dem Supermarkt-Riesen Walmart einen großen Mehrheitseigentümer hat, könnte ebenfalls 2022 an die Börse gehen.
13. Rappi
Das kolumbiansche Unicorn Rappi ist in Europa wenig bekannt, auch wenn es eine starke Connection gibt. Der DAX-Konzern Delivery Hero ist dort beteiligt. Erst kürzlich verkaufte Delivery Hero Rappi-Anteile im Wert von 150 Millionen US-Dollar, hält aber noch knapp 8 Prozent an dem Lieferdienst im Wert von etwa 400 Mio. Dollar. Ende 2022 plant das Unternehmen aus Bogota schließlich den IPO.
14. Impossible Foods
Ende 2021 hat Impossible Foods, weltweit berühmt geworden für pflanzliche Fleisch- und Milch-Substitute ohne Tierbestandteile, bereits eine halbe Milliarde Dollar Risikokapital aufgenommen, um weiter zu wachsen. Nun könnte 2022 der Schritt an die Börse erfolgen. Mitbewerber Beyond Meat (zuletzt Kooperation mit Pizza Hut und Angriffen von Shortsellern ausgesetzt) ist dort bereits unterwegs, hat aber eher einen durchwachsenen Kursverlauf vorzuweisen. Auch das erste Börsenjahr für den Hafermilch-Hersteller Oatly verlief eher schwierig. Es bleibt abzuwarten, ob 2022 ein besseres Zeitfenster für Impossible Foods ist.
15. Tado
Sie sind als europäische Alternative zu Smart-Home-Anbietern wie Googles Nest bekannt geworden: Tado aus München mit smarten Heizungsthermostaten und Klimagerätesteuerungen. Nun will Tado im ersten Halbjahr 2022 an die Börse und hat dafür bereits mit einer börsennotierten Mantelfirma (SPAC) fusioniert. Das Unternehmen, 2011 gegründet, könnte sich an der Frankfurter Börse eine Bewertung von 450 Millionen Euro abholen. Kürzlich hat sich Tado auch mit dem Zukauf des Wiener Startups Awattar, das auf smarte Strommessung spezialisiert ist, hinsichtlich grüner Energielösungen gestärkt.
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