Tech-Journalist & Startup-Gründer: Wir trauern um Georg Holzer
Er war ein hochbegabter Journalist, kritischer Bürger, ambitionierter Startup-Gründer und treuer KAC-Fan: Im Alter von 48 Jahren ist Georg Holzer einer schweren Krankheit erlegen, gegen die er lange ankämpfte. Er war nicht nur früher Treiber eines neuen, kritischen Tech-Journalismus in Österreich, sondern als Mitgründer des Location-Startups Xamoom auch einer der ersten Journalisten, die das Potenzial von Tech erkannten und auf Unternehmer:innenseite wechselte. Das Startup ging aus dem Netzkulturprojekt pingeb.org hervor und bietet Infrastruktur für ortsbezogene Smartphone-Services an.
Holzer, der nicht nur 14 Jahre lang als Wirtschafts- und Technikjournalist für die Kleine Zeitung schrieb, habe ich in meiner Zeit bei futurezone.at kennen gelernt – dem Tech-Portal, bei dem er eine Reihe von Erklär-Stücken zu Datensicherheit, Social Media und Open Source schrieb, als diese Dinge für viele noch Fremdwörter waren. Ich habe ihn damals als Vorbild empfunden, weil er sich in Themen hineingraben konnte, vehement seine Überzeugungen vertrat und obendrein noch unglaublich smart war – und als er dann 2014 sein Startup Xamoom gründete, wurde er auch zum unternehmerischen Rolemodel für mich.
Der New Media Journalism Award 2006 und die Auszeichnung zu Kärntens Journalist des Jahres 2009 zeugen heute von seiner Leistung. 2019 deckte er schließlich anhand seiner eigenen Flickr-Fotos auf, dass sich der IT-Riese IBM recht freizügig bei öffentlich verfügbaren Fotos bediente, um eine Künstliche Intelligenz in Sachen Gesichtserkennung zu trainieren. „Das ist ein Weckruf für alle, die Fotos auf Plattformen posten. Meine Intention war, gemeinsame Erinnerungen mit Freunden festzuhalten, und nicht, IBM Fotos zur Erforschung von Gesichtserkennung zu schenken“, sagte Holzer damals im Interview zu mir.
Holzer beschrieb sich in seinem letzten Blog-Eintrag als „ein wenig grün“, „nicht links“, „liberal zu einem gewissen Teil“, „am ehesten progressiv“. Auch wenn er für seine Gegner unangenehm werden konnte, ihren Respekt hatte er immer. „Ich liebe Veränderung und Fortschritt, weil die Menschheit primär Zukunft gestalten und nicht Vergangenheit verwalten sollte“, schrieb Holzer. So wollen wir ihn in Erinnerung behalten.
Georg, RIP.