Interview

Inkubator tech2b: „Die Startups bei uns können international absolut mithalten“

Auch Raphael Friedl liegt das weibliche Potenzial für die österreichische Startup-Landschaft am Herzen. © Trending Topics
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Runtastic, Tractive, Surgebright, My Esel, Pixelrunner, Payolution, Robart oder rudy games: Die Liste jener Startups, die im oberösterreichischen Startup-Inkubator tech2b untergekommen sind, ist lang und prominent besetzt. Der Gründungsberater Raphael Friedl ist seit fünf Jahren einer jener Mitarbeiter, die den Gründern mit Rat und Tat zur Seite steht.

Im Interview spricht Friedl über die Stärken des Startup-Standorts Oberösterreich, über die Hidden Champions des Bundeslandes und über die größten Challenges, denen sich Founder stellen müssen.

Trending Topics: In Linz hat sich die Startup-Szene in den letzten Jahren ordentlich entwickelt. Welche Rolle hat tech2b?

Raphael Friedl: Wir sind als Inkubator der oberösterreichischen Hochschulen und des Landes Oberösterreich die Startup-Drehscheibe in Oberösterreich. Wir sind ein neutraler Partner für alle, die mit einem jungen Unternehmen mit einem skalierbaren Produkt fliegen lernen wollen. Das ist unsere Mission. Wir machen das Branchen-unabhängig, die einzigen Voraussetzungen sind ein innovatives Produkt und der Standort in Oberösterreich.

Wie werden die Startups im Inkubator unterstützt?

Der Schwerpunkt liegt bei uns bei Beratung und Begleitung. Da geht es um ganz viele menschliche Themen. Im Teambuildung-Prozess sind wir sehr oft gefordert, wir stellen aber auch Infrastruktur, also Arbeitsplätze und Büros zur Verfügung. Das hilft am Anfang, Kosten zu sparen. Ganz wichtig ist auch, die Startups untereinander zu vernetzen. Externe Mentoren decken Branchen-Kenntnisse ab, fungieren als Türöffner und zeigen Abkürzungen auf. Schließlich gibt es einen kleinen Barzuschuss von uns, der den Gründern helfen soll, die Gründungskosten abzufedern. So muss man den Gang zu einem guten Rechtsanwalt nicht scheuen und kann sich gleich einen ordentlichen Vertrag machen lassen.

Runtastic ist als Alumni eines der Vorzeige-Startups Österreichs. Welche anderen Hits sind aus eurem Inkubator hervor gegangen?

tech2b gibt es seit 2002, deswegen gibt es viele andere. Nur wenige sind so bekannt wie Runtastic, weil etwa 80 Prozent B2B-Geschäftsmodelle verfolgen und deswegen nicht so breitenwirksam in den Medien sind. Ein Unternehmen, das man sicher kennt ist Tractive mit dem GPS-Tracker für Haustiere. Die habe ich persönlich begleiten dürfen und habe selbst einiges von dem Team gelernt.

In letzter Zeit ist außerdem Surgebright, die ja die #glaubandich-Challenge 2018 gewonnen haben, sehr viel in den Medien. Rudy Games, die das Thema Brettspiele neu denken, geht es mittlerweile sehr gut. Aber auch B2B-Startups wie smec – Smarter Ecommerce GmbH, einer der führenden Anbieter von SEO-Technologien, sind heute stark unterwegs und haben bei uns vor einigen Jahren die ersten Meter gemacht.

Aus deiner Erfahrung – was sind die Hauptgründe fürs Scheitern?

Der häufigste Grund fürs Scheitern ist das Team. Entweder starten Teams nicht komplett und schaffen es nicht rechtzeitig, sich gut aufzustellen, oder es wird verabsäumt, klare Regelungen zu treffen. Dann bricht das Team früher oder später auseinander, weil sich die Vorstellungen auseinander entwickeln. Das ist auch das, was am meisten weh tut, weil immer eine persönliche Komponente mitspielt.

Früher gab es oft auch das Problem, das zu lange im Labor getüftelt wurde und zu spät am Markt gefragt wurde, ob das überhaupt irgendwer braucht. Durch Formate wie die #glaubandich-challenge, 2 Minuten 2 Millionen und so weiter ist das aber nicht mehr so das Problem, weil die Leute früh nach draußen gehen und sich Feedback holen.

In späteren Phasen kommen dann neue Challenges dazu.

Reifere Startups entdecken eine ganz neue Hürde: In Österreich gibt es eine gläserne Decke für Investments ab 2 Millionen Euro. Da wird es ganz schwer, im Land Funding aufzustellen, da muss man aus Österreich hinausgehen. Und da stellt sich dann heraus, dass Österreich nicht am Radar der großen internationalen Venture Capitalists ist – zumindest noch nicht. Das wollen wir in den nächsten Jahren, gemeinsam mit unseren Partnern im Startup Ökosystem, ändern.

Linz ist ein starker Industriestandort. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Startups und den etablierten Unternehmen?

Das ist von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Manche entdecken das Thema erst jetzt, andere haben schon viel Professionalität in dem Bereich aufgebaut. Am besten funktioniert es dann, wenn das Startup-Thema auf oberster Führungsebene mitgetragen und gepusht wird. In vielen Unternehmen wird aus der eigenen Entwicklungsabteilung quer geschossen, und das kann nur gehandelt werden, wenn der Chef Startups als Priorität sieht.

Die Bereitschaft ist bei Betrieben, mit denen wir zusammenarbeiten, aber durchgehend da. Das machen wir auch zum Kriterium, ob es eine Partnerschaft gibt oder nicht. In Unternehmen muss es ganz konkrete Ansprechpartner geben, die als Brückenkopf zu den Startups fungieren. Also Personen, die verstehen, welchen Bedarf Jungfirmen haben. Viele Startups können nicht vier Monate auf eine Entscheidung warten, ob es ein Pilotprojekt gibt oder nicht. Da braucht es also agile Strukturen.

tech2b will den Standort Linz über die Grenzen hinaus bei Investoren bekannt machen. Was habt ihr in dem Bereich vor?

Wir werden das Thema jedenfalls über Kooperationen mit starken Partnern, die schon gute Verbindungen haben, treiben. Wir schauen auch darauf, dass wir selbst in anderen Startup-Hubs präsent sind und Kontakte pflegen. Wir werden ein Format entwickeln, um mal umgekehrte Delegationen zu machen, also die Leute zu uns holen.

Die Startups bei uns können international absolut mithalten, sind aber zu bescheiden. Die Qualität ist da, und wenn es uns gelingt, internationale Investoren in signifikanter Menge zu uns zu holen, dann werden in Zukunft freiwillig kommen. Das ist meine persönliche Überzeugung.

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