Messaging

Telegram-CEO Pavel Durov in Frankreich verhaftet, Toncoin-Kurs implodiert

Telegram-Gründer und CEO Pavel Durov in Paris. © P. Durov via Instagram
Telegram-Gründer und CEO Pavel Durov in Paris. © P. Durov via Instagram
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Es ist, als würde man Mark Zuckerberg für mögliche Vergehen bei WhatsApp verhaften. Aber tatsächlich: In der Nach auf Sonntag ist Pavel Durov, der Gründer und CEO der Messaging-App Telegram, nahe Paris von französischen Beamten verhaftet worden, als er gerade seinem Privatjet entstiegen ist. Vorgeworfen wird ihm ihn Frankreich, kriminelle Tätigkeiten bei Telegram zu ermöglichen, weil es dort wenig bis gar keine Content-Moderation gibt. Unter dem Hashtag #FreePavel fordern bereits Elon Musk und andere, den Telegram-CEO wieder freizulassen.

In Frankreich gab es diesbezüglich einen Haftbefehl gegen Durov, von dem er gewusst haben muss. Konkret werden Durov bzw. Telegram in Frankreich die Ermöglichung von Drogenhandel, pädokriminellen Straftaten und Betrug vorgeworfen, weil es keine Content-Moderation in den Gruppen und Channels der App gibt. Telegram hat fast eine Milliarde User und ist vor allem in Russland, der Ukraine oder zentralasiatischen Ländern wie Kasachstan, Uzbekistan oder Aserbeidschan populär, wo große Teil der Bwvölkerung laut Durov Telegram nutzen. Zum Beispiel dauerte es recht lange, bis die Betreiber die Kanäle der Hamas nach den Terrorangriffen auf Israel sperrte.

Eigenen Angaben von Durov, die er immer wieder über seinen eigenen Telegram-Channel kundtut, ist er selbst französischer Staatsbürger. Ursprünglich gründeten er und sein Bruder den Facebook-Konkurrenten VKontakte, der mittlerweile längst einem russischen Unternehmen gehört. Dann wurde Telegram laut einem Sprecher Durovs in Berlin entwickelt, mittlerweile operiert der Telegram-CEO von Dubai aus. Warum er nun zurück nach Frankreich, kommend von Aserbaidschan, flog, ist unklar, möglicherweise war dort nur ein Zwischenstopp geplant.

Telegram bekommt eigenen App Store für Mini-Apps und Games

Toncoin-Kurs schmiert ab

Der Kurs von Toncoin ist nach Bekanntwerden der Verhaftung sofort implodiert. Aktuell liegt TON (steht kurz für „The Open Network“) im 24-Stunden-Vergleich satte 20 Prozent im Minus. Toncoin ist jene Kryptowährung, die in den letzten Monaten immer mehr bei Telegram eingesetzt wird, etwa als In-App-Währung für Mini-Apps oder die Auszahlung von Werbeumsätzen in Kanälen. Zwar wird seitens Telegram immer wieder betont, dass „The Open Network“ unabhängig von der App sei, jedoch ist Fakt, dass Toncoin nahezu ausschließlich in Telegram verwendet wird.

Dass nun der Toncoin-Kurs nach der Verhaftung Durovs einbricht, zeigt einmal mehr, dass auch der Markt einen starken Zusammenhang zwischen dem Erfolg/Misserfolg von Telegram und Toncoin sieht. Wie berichtet, verbreiteten sich zuletzt Minigames wie Hamster Kombat via Telegram sehr stark, die ihre eigenen Krypto-Assets auf der TON-Blockchain kreieren. Wie es mit diesen nun weitergeht, steht in den Sternen.

Bekannt ist, dass Telegram mit bloß etwa 50 Mitarbeiter:innen eine Masse von fast einer Milliarde User betreut – kein Wunder, dass da die Content-Moderation zu kurz greift. Eigentlich war auch der Plan, dass Telegram 2024 oder 2025 an die Börse gehen wollte, weil sich die App der Profitabilität näherte. Durov, der Telegram 2013 gemeinsam mit seinem Bruder Nikolai gründete, ist mittlerweile der einzige Shareholder der Firma. Für ihn dürfte entscheidend sein, davor die Probleme der Content-Moderation auszuräumen, um überhaupt einen IPO andenken zu können – deswegen vielleicht die Landung in Frankreich.

The Open Network: Ein kritischer Blick auf das Krypto-Nachfolgeprojekt von Telegram

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