Telegram steigt ins Geschäft mit „Sponsored Messages“ ein
Nachdem die Pläne zu einer großen neuen Blockchain-Plattform samt eigenem GRAM-Token an der US-Börsenaufsicht SEC scheiterten, war Telegram auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell. Ab heute soll die Messaging-App mit weltweit mehr als 500 Millionen monatlich aktiven Nutzern nun monetarisiert werden. Die neue Telegram Ad Platform soll werbetreibenden Unternehmen die Möglichkeit geben, Werbebotschaften über größere Kanäle zu verbreiten. Bisher ist die App komplett werbefrei und gratis zu verwenden.
Konkret soll es künftig „Sponsored Messages“ in Channels mit mehr als 1.000 Abonnenten geben. Das bedeutet, dass sowohl Direkt-Chats von Privatpersonen als auch Gruppen-Chats (vorerst) nicht für das Werbegeschäft angegriffen werden. Die Einnahmen aus den „Sponsored Messages“ sollen mit deren Betreibern (oft Prominente oder Unternehmen) geteilt werden – Telegram rund um Gründer Pavel Durov will mit den Werbeeinnahmen lediglich „Grundkosten“ der App decken.
Wissend, dass Facebook seit Jahren in der Kritik wegen dem Tracking von Nutzern steht, will Telegram eine datenschutzfreundliche Version der „Sponsored Messages“ anbieten. „Im Gegensatz zu anderen Apps verfolgt Telegram nicht, ob Nutzer auf eine gesponserte Nachricht tippen, und erstellt keine Profile auf Grundlage ihrer Aktivitäten. Wir verhindern auch externe Links in gesponserten Nachrichten, um sicherzustellen, dass Dritte unsere Nutzer nicht ausspionieren können. Wir glauben, dass jeder das Recht auf Privatsphäre hat und dass Technologieplattformen dies respektieren sollten“ heißt es. Das ist gut aus Sicht der User, aber auch fraglich, ob das bei Werbetreibenden gut ankommt, die genau solches Tracking zur Erfolgsmessung der Online-Werbung gewöhnt sind.
Inside Pump: Wie Krypto-Assets in Telegram-Gruppen gepumpt werden
Channels können ausgeschlossen werden
Anstatt auf User-Tracking und Personalisierung zu setzen, bietet Telegram stattdessen Kontext-bezogene Werbung an. „Werbetreibende können die Sprache und die ungefähren Themen der Kanäle wählen, in denen ihre Werbung angezeigt werden soll. Es ist auch möglich, bestimmte Kanäle auszuwählen, in denen eine bestimmte Werbung angezeigt werden soll – oder bestimmte Kanäle hinzuzufügen, in denen sie nicht angezeigt werden soll“, heißt es. Letzter Punkt ist gerade bei Telegram wichtig. Wahrscheinlich gibt es kaum Marken, die ihre Werbebotschaften in den Channels von Verschwörungstheoretikern wie Attila Hildmann platzieren wollen – ein denkbar schlechtes Werbeumfeld.
Nun bleibt abzuwarten, ob der Einstieg ins Werbegeschäft für Telegram fruchtet. Parallel dazu ist nach dem allseits bekannten Freemium-Modell auch geplant, kostenpflichtige Funktionen einzuführen. Kostenpflichtige Business-Funktionen wurden bereits 2020 für dieses Jahr angekündigt, aber nie umgesetzt. Nun scheint es so, als würde man sich zuerst aufs Ad-Business konzentrieren. Weiters ist geplant, Telegram zu einem späteren Zeitpunkt an die Börse zu bringen (Trending Topics berichtete).
Weg von WhatsApp: Signal, Threema und Telegram im Datenschutz-Vergleich