Terra: Eine Ausnahmeerscheinung im Krypto-Zirkus
Der neuerliche Crash in Folge schlechter Stimmung an den Aktien- und Krypto-Märkten hat die meisten Krypto-Assets am Wochenende ins Minus geschickt. Doch es gibt ein Asset, was dem Sturm munter trotzt: LUNA – der Token der Terra-Blockchain, der als Grundlage für ein DeFi-Netzwerk und insbesondere eine Stablecoin-Plattform dient. Während andere Krypto-Assets satt im zweistelligen Prozentbereich verloren, hat sich LUNa dank Zugewinne nun erstmals in die Top 10 der Krypto-Carts geschoben.
Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 23 Milliarden Euro reicht es, im die Meme-Coins bzw. Tokens Dogecoin und SHIBA INU sowie den Ethereum-Rivalen Avalanche (AVAX) zu überholen. Dabei ist das Terra-Netzwerk und der LUNA-Token darin eine komplexe Angelegenheit. Aufwind gibt es für das Projekt des südkoreanischen Startups dahinter, Terraform Labs, aber vor allem, weil es als Plattform für algorithmische Stablecoins dient – und damit potenziell ein Herausforderer der Marktführer USDT (Tether) und USDC (USC Coin) ist.
Generell hat sich die Terra-Blockchain, die wiederum auf Cosmos aufbaut und dort für Decentralized Finance (DeFi) sorgen will, zu einem Netzwerk für einen der größten Stablecoins entwickelt: UST, kurz für TerraUSD. Der ist neben USDT und USDC sehr klein, hat aber eine Spezialität: Er ist noch nicht so stark ins Visier der Behörden geraten wie die großen Cousins.
Terra: Columbus-5-Upgrade positioniert Stablecoin-Blockchain besser für DeFi
Innerhalb des vergangenen Monats hat sich LUNA (Türkis) im Vergleich zu ETH (Orange), DOT (Gelb, ADA (Violett) und SOL (Lila) überdurchschnittlich stark entwickelt:
Stablecoin-Netzwerk unter dem Radar
Denn wie berichtet hat die US-Justiz die Schlinge rund um jene Firmen, die Stablecoins machen und am Markt anbieten, kürzlich enger gezogen. So haben Coinbase, Gemini, Paxos, TrustToken, Binance.US, Centre, Circle und Tetherdie in unterschiedlichen Konstellationen hinter den Stablecoins USDT, USDC, PAX oder BUSD stecken, Post vom Bankenausschuss des US-Senats bekommen. Die hohe Politik will von ihnen Auskunft darüber, wie sie die Stablecoins herausgeben, wie sie gedeckt sind und welche Geschäftsmodelle damit verbunden sind. In den USA sieht es mittelfristig so aus, dass Stablecoins nur von Unternehmen mit Banklinzenz herausgegeben werden dürfen.
Terra bzw. Terraform Labs fährt da noch etwas unter dem Radar. Die mächtige US-Börsenaufsicht SEC hat sich auf Terraform Labs bereits eingeschossen und will wissen, was sich hinter dem ominösen Mirror Protocol genau verbirgt (Terraform Labs könnte als nicht registrierter Makler oder Händler Wertpapiergeschäfte gemacht haben, die eigentlich einer Lizenz bedürfen). Doch als Der US-Bankenausschuss sich näher zu Stablecoins und den Firmen dahinter informieren wollte, vergaß er glatt auf Terraform Labs und die beiden Gründer Daniel Shin und Do Kwon. Sehr zur Belustigung von Kwon:
Stablecoin nur ein Usecase von vielen
Terra ist durch seinen frühen Fokus auf Stablecoins und die bekannteste Anwendung TerraUSD (UST) aber nicht nur als Plattform für Stablecoins zu sehen. Spätestens seit dem Upgrade „Columbus-5“ positioniert sich das Netzwerk vermehrt als eine weitere Plattform für „Decentralized Finance“, wo Stablecoin ein Usecase von vielen ist. „Da die Welt mehr und mehr dezentralisiert wird, sehen wir Terra als dApp-Plattform, auf der preisstabile Token-Ökonomien ufgebaut werden“, heißt es im Whitepaper.
Neben dem von der SEC aufs Korn genommene Mirror Protocol gibt es noch weitere Protokolle wie Anchor, Pylon, Angel oder Spectrum, die allesamt auf ihre Weise zur Terra-Blockchain beitragen möchten – und die Schlagwörter NFT und DAO sind ebenfalls nicht weit. Den Betreibern zufolge soll es mittlerweile mehr als 100 Projekte und immer mehr Validatoren geben, die zum Netzwerk beitragen. Das macht Terra eigentlich zu einem Mitbewerber von Solana, Cardano, Polkadot oder Avalanche im Rennen um den zweiten Platz hinter Ethereum – mit Stablecoins als einen von mehreren Usecases.
Einen Strich durch die Rechnung machen könnten die US-Behörden. Wer sich bisher mit der SEC anlegte, kam selten ungeschoren davon – die gescheiterten Blockchain-Ambitionen der Messaging-Apps Kik und Telegram lassen grüßen, und auch der Fall XRP/Ripple ist noch nicht gegessen. Aktuell aber liegt Terra in der Gunst der Krypto-Liebhaber – und es wird interessant zu sehen, wie weit sich das noch entwickeln wird.
Dass aktuell viel auf der Terra-Blockchain passiert, sieht man an der Key-Metrik TVL (Total Value Locked). Da ist Terra mittlerweile an Solana und Avalanche vorbeigezogen und liegt laut DefiLama hinter Ethereum und Binance Smart Chain auf Platz 3: