Terra: Warum die Stablecoin-Macher zum größten Bitcoin-Käufer der Welt werden
Ein dezentralisierter Stablecoin für die Krypto-Welt – wie unpassend wäre es da, dass er durch „alte“ Assets wie Fiatwährungen oder Staatsanleihen gedeckt wird? Das wird zwar im großen Stil bei den großen Stablecoins wie USDT oder USDC gemacht, aber nicht beim aufstrebenden Stablecoin-Projekt Terra. Dieses ist nicht nur für seinen LUNA-Token bekannt geworden, sondern auch für Terra USD (UST) der mittlerweile eine Marktkapitalisierung von 15 Milliarden Dollar erreicht hat.
Vor kurzem wurde von Terra-Mitgründer und Mastermind Do Kwon angekündigt, dass die Luna Foundation Guard (LFG) Bitcoin im Gegenwert von bis zu zehn Milliarden Dollar zukaufen will. Das passiert schrittweise. Nach einem neuerlichen Zukauf diese Woche liegt der das Bitcoin-Guhaben von LFG bei 35.767.98 BTC – umgerechnet sind das etwa 1,55 Milliarden Dollar. In der Wallet-Adresse von LFG kann man die Beträge auch selbst einsehen.
Das bedeutet, dass LFG nach MicroStrategy (ca. 130.000 BTC) und Tesla (ca. 43.000 BTC) jene Organisation mit den weltweit größten Bitcoin-Beständen geworden ist. El Salvador als erstes Land, das Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel machte, hat deutlich kleinere BTC-Bestände (ca. 10.000 BTC).
Gefahr des Bank Run
Das große Vorhaben ist, dass UST (und später auch andere Stablecoins, die den Preis anderer Fiatwährungen spielgen) durch einen Korb von Kryptowährungen gedeckt werden soll. Bitcoin spielt darin aber eine zentrale Rolle. „Der Grund für unser besonderes Interesse an Bitcoin ist, dass wir glauben, dass es sich dabei um das stärkste digitale Reserve-Asset handelt“, sagte Kwon gegenüber Bloomberg. „UST wird die erste native Internetwährung sein, die den Bitcoin-Standard als Teil ihrer Geldpolitik implementiert.“
Dass nun Bitcoin ins Spiel kommen soll, hat einen triftigen Grund. Die große Gefahr, der dezentralisierte Stablecoins ausgesetzt sind, ist eine Abwärtspirale, wie man sie bereits bei Iron Finance 2021 gesehen hat (Trending Topics berichtete). Der Stablecoin fiel auf Null, weil die Nachfrage sank und ein „Bank Run“ einsetzte – User wollten schnell ihre TITAN-Token loswerden und gegen IRON tauschen. In wenigen Stunden war der „Stablecoin“ nichts mehr wert.
Der Kollaps von Iron Finance wirft große Fragen zum DeFi-Markt auf
BTC-Reserve als Ablass-Ventil
Starke Preisschwankungen, die einen Stablecoin sehr schnell und vernichtend treffen können, sollen nun mit BTC abgefangen werden können. Künftig soll man UST, wenn man sie nicht mehr will, auch gegen BTC tauschen können. Und zwar mit folgendem Trick: Für UST bekommt man immer einen Gegenwert von 98 Prozent in BTC. Fällt UST zum Beispiel auf 97 Prozent, dann kann man den Stablecoin gewinnbringend gegen BTC tauschen. Das soll den Effekt haben, dass der LUNA-Token nicht so stark belastet wird und es zu keiner Abwärtsspirale kommt. Umgekehrt kann man auch jederzeit BTC gegen UST tauschen. BTC wird somit zu einem Liquiditäts-Pool für den Stablecoin, der garantieren soll, dass man immer 0,98 Dollar für einen UST bekommen kann.
Hinter der Luna Foundation Guard (LFG) steht eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Singapur. Gegründet wurde sie von Terralabs-Gründer Do Kwon. „LFG richtet ein dezentralisiertes UST-Reserveprotokoll ein um sicherzustellen, dass UST seine USD-Bindung beibehält. Sollte der Marktpreis von UST wesentlich von der USD-Bindung abweichen, können UST-Besitzer die Arbitrage schließen und den Marktpreis von UST wieder an die Bindung anpassen, indem sie UST gegen größere, nicht korrelierte Vermögenswerte wie BTC tauschen, die die Reserve kapitalisieren“, heißt es seitens LFG. „Die Reserve fungiert als Ablassventil für den anschwellenden Druck, UST in LUNA auszutauschen. Sie dämpft die Reflexivität des Systems, indem sie die Verwässerung des LUNA-Angebots während starker Kontraktionen reduziert und den Peg in Echtzeit wiederherstellt und eine alternative Arbitragemöglichkeit außerhalb des Terra-Protokolls selbst aufrechterhält.“