Terra: Warum die Stablecoin-Blockchain derzeit so boomt
Das neue Liebkind der Krypto-Industrie heißt: Terra. Oder eigentlich LUNA. Denn der LUNA-Token des relativ jungen Blockchain-Netzwerks legt derzeit einen Höhenflug hin, der seinesgleichen sucht. Auf bis zu 27 Euro je Token ist der Preis von LUNA in den letzten tagen geschossen und hat Terra dabei auf eine Marktkapitalisierung von knapp 11 Milliarden Euro bugsiert – das bedeutet mittlerweile Platz 12 in den Krypto-Charts.
LUNA ist bei Terra in etwa das, was ETH für Ethereum oder DOT für Polkadot ist. Klar kann man die Token auch gegen andere Krypto-Assets an einschlägigen Exchanges wie Binance, KuCoin oder Huobi Global traden – was Nutzer in den vergangene Wochen auch sehr gerne getan haben. Doch eigentlich dienen die LUNA-Token in dem Proof-of-Stake-Netzwerk auch dazu, um Transaktionsgebühren zu berappen und eine Stimme bei Abstimmungen über die Weiterentwicklung der Blockchain zu haben.
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LUNA-Token immer begehrter
Die beiden Gründer von Terraform Labs aus Südkorea, Daniel Shin und Do Kwon, wollen mit der Blockchain dafür sorgen, dass Fiatwährungen wie USD, EUR, CNY, JPY, GBP oder KRW „programmierbar“ werden – also als Stablecoins ein digitales Pendant bekommen, um dann etwa in Payment-Apps digitales Bezahlen zu ermöglichen. Die echten Usecases sind noch rar gesät, aber namhafte Investoren wie Arrington XRP Capital, Pantera Capital, Galaxy Digital, Coinbase Ventures und BlockTower Capital (die auch LUNA-Token halten) wetten drauf, dass Terra eine große Zukunft hat.
Denn gerade für Stablecoins, die als digitaler Dollar-, Euro- oder Yen-Ersatz ja in erster Linie fürs Bezahlen im Netz gedacht sind, ist entscheidend, dass die Blockchain dahinter sehr sehr schnell ist. Nur so können Transaktionen wirklich schnell laufen, während bei Bitcoin und (noch) Ethereum Flaschenhälse entstehen, die teure Transaktionsgebühren und lange Transaktionszeiten zur Folge haben. Mit der Partnerschaft mit dem südkoreanischen Payment-Anbieter Chai hat Terraform Labs schon einmal bewiesen, dass das funktionieren kann. In Südkorea soll es zwei Millionen Nutzer geben, auch in der Mongolei soll es bereits 40.000 Nutzer geben.
„Kreditkartensysteme obsolet machen“
Ziel sei, „Kreditkartensysteme, Banken und Zahlungs-Gateways“ obsolet zu machen, so die Macher. „Wir sehen vor, dass
Terra als Tauschmittel für Online-Zahlungen eingesetzt wird, so dass die Menschen zu einem Bruchteil der Gebühren, die bei anderen Zahlungsmethoden anfallen, zahlen können. Da die Welt mehr und mehr dezentralisiert wird, sehen wir Terra als dApp-Plattform, auf der preisstabile Token-Ökonomien auf Terra aufgebaut werden.“
Genau, Preisstabilität. Da die Welt der Krypto-Assets, wie man weiß, sehr volatil ist und selbst Stablecoins (die ja durch andere Werte gedeckt sind) nicht vor Preisverfällen gefeit sind (SafeDollar lässt grüßen), haben sich die Terra-macher etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie versprechen, dass Preisstabilität durch die algorithmische Anpassung des Angebots an die Nachfrageschwankungen erreicht werden kann. Bedeutet in der Praxis, vereinfacht gesagt: Jeder Stablecoin (derzeit dominiert der an den US-Dollar gebundene Terra USD, kurz UST) ist durch eine entsprechende Menge an LUNA-Token gedeckt. Wenn ein UST geminted wird, muss dafür LUNA geburned werden.
Terra USD hat es bisher in kurzer Zeit immerhin geschafft, nach Marktkapitalisierung zum fünft größten Stablecoin hinter USDT, USDC, Binance USD und DAI zu werden. Das Interessante ist, dass auf der Plattform auch möglich ist, etwa einen Euro-Stablecoin zu bringen. Derzeit gibt es neben Terra USD noch den Terra KRT, der aber eine untergeordnete Rolle in der Krypto-Industrie spielt.
Warum sich nun viele Krypto-Trader auf LUNA stürzen, ist klar: LUNA-Token-Halter bekommen einen Bruchteil der Transaktionsgebühren als Belohnung ausgeschüttet. Bedeutet unterm Strich: Je öfter mit TerraStablecoins bezahlt wird, desto mehr LUNA-Token erhalten die Netzwerk-Staker. So wie Visa oder Mastercard an Transaktionen verdienen, verdienen bei Terra die Staker, weil sie zum erhalt des Netzwerks beitragen. Und die Zeichen stehen derzeit dafür, dass bald viel mehr mit der Terra-Blockchain gemacht werden wird, sprich, die Zahl der Transaktionen steigen wird.
Columbus 5 Upgrade steht an
Denn mit dem anstehenden „Columbus 5“-Upgrade kommen in etwa drei Wochen Neuerungen auf die Blockchain kommen soll. Es soll so wichtig für Terra sein wie der kürzliche London-Hardfork für Ethereum und wesentliche Änderungen bringen. Eine davon ist etwa die Einführung des Inter Blockchain Communication-Protokolls (IBC), das bessere Interoperabilität mit den Ethereum-Konkurrenten Solana, Polkadot und Cosmos verspricht. Mit „Wormhole“ wird außerdem dafür gesorgt, dass die Brücke zu Solana geschlossen wird – jenem aktuell stark boomendem Ethereum-Mitbewerber, der immer wichtiger wird und kürzlich ebenfalls ein Allzeithoch erreicht hat (mehr dazu hier).
Nach dem Upgrade haben sich mehrere neue Projekte angekündigt, die auf Terra launchen wollen – was bedeutet, dass die Zahl der heute noch sehr überschaubaren DeFi-Anwendungen (u.a. Mirror Protocol für synthetische Assets und Anchor Protocol für Lending und Saving) steigen wird. Im Krypto-Universum ist Terra bereits eine große Nummer und rangiert im DeFi-Bereich hinter Uniswap bereit auf Rang zwei. Investoren erwarten nun, dass Terra noch bedeutender werden wird. Aber die Macher werden sich bei zunehmender Expansion auch die frage stellen müssen: Was sagt eigentlich der Regulator zu unseren Stablecoins?
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