„Bitcoin auf Rädern“: Kurs-Rallye von Tesla erinnert an einen anderen Hype
Die Kurs-Rallye der Tesla-Aktie nimmt kein Ende – vorerst. Das Papier ist steht mittlerweile bei mehr als 780 Dollar und hat die Börsenbewertung des US-Elektroautobauers in ungeahnte Höhen katapultiert. Die Marktkapitalisierung des Model-3-Herstellers liegt bei nunmehr 140 Milliarden Dollar. In anderen Worten: Börsianer bewerten Tesla nun höher als Volkswagen (91 Mrd. Dollar) und BMW (41 Mrd. Dollar) zusammen.
Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag die Tesla-Aktie noch bei etwa 175 Dollar und hat sich somit innerhalb eines Jahres mehr als vervierfacht. Alleine in den letzten drei Monaten hat sie sich nach einer eher mauen ersten Jahreshälfte 2019 etwa verdreifacht.
Da geht noch mehr, glauben Analysten
Elon Musks Unternehmen hat derzeit einen Lauf. Nach zwei guten Quartalsberichten gibt es mittlerweile Analysten, die von einer weiteren Verzehnfachung der Aktie träumen. Ark Invest rechnet damit, dass die Tesla-Aktie bis 2024 satte 7.000 Dollar wert sein könnte. Im schlechtesten Falle, so die Analysten wird die Aktie bis 2024 auf „nur“ 1.500 Dollar steigen, um besten Falle gar auf 15.000 Dollar.
Der Berechnung liegt zugrunde, dass die Kosten für die Produktion der Elektroautos ordentlich sinken wird, Tesla seinen Marktanteil von etwa 18 Prozent behalten wird und 2024 etwa 3,2 Millionen Fahrzeuge verkaufen könnte. Kein Wunder, dass Anleger, die Ark Invest Glauben schenken, in den letzten Tagen Tesla-Stocks stark zu immer höheren Preisen zugekauft haben. Auch das Analyse-Haus Argus Research hat das Kursziel auf 808 Dollar nach oben geschraubt.
Auch die Nachrichtenlage rund um Tesla ist derzeit gut. Der wichtige Partner Panasonic, der Batteriezellen zuliefert, hat kürzlich selbst gute Quartalszahlen vorgelegt, außerdem hat das chinesische Unternehmen CATL einen Vertrag mit Tesla zur Belieferung mit Akkus geschlossen. CATL ist nach Panasonic aus Japan der zweit größte Produzent von Lithium-Ionen-Batterien (mehr dazu hier). Zusätzlich wird erwartet, dass Tesla im April bei seinem „Battery Day“ große Fortschritte bei den Akkus zeigen wird. Und dann wird auch noch das Model Y, der kompakte SUV und Schwester-Fahrzeug des Model 3, früher als geplant ausgeliefert.
„Bitcoin auf Rädern“
Kritische Beobachter sehen sich ob der Explosion der Tesla-Aktie derweil an das Jahr 2017 erinnert. Der Krypto-Investor Michael Novogratz zieht schon Parallelen zum massiven Kursanstieg des Bitcoin und anderen Kryptowährungen Ende 2017 – eine Blase, die bald darauf zerplatzte:
Wie lange der Kursanstieg des Tesla-Papiers noch anhält, das weiß keiner. Doch mittlerweile mehren sich stimmen jener, die vor einer Blase warnen. Gordon Johnson, Chef der Investmentfirma GLJ Research, bezeichnete Tesla schon als „Bitcoin auf Rädern“. Seiner Meinung nach sei Tesla völlig überbewertet, und 2020 könnte sich zu einer „Katastrophe“ entwickeln. Möglich ist auch, dass die von Musk verachteten Shortseller zur aktuellen Kursexplosion beigetragen haben (mehr dazu hier).
Immer wieder wird darauf verwiesen, wie wenig Umsatz und Gewinn Tesla im Vergleich zu anderen Autoherstellern macht und wie wenig Fahrzeuge tatsächlich verkauft werden. Hier der direkte Vergleich mit Volkswagen:
Tesla | Volkswagen | |
Mitarbeiter | ca. 45.000 | +600.000 |
Market Cap* | 140 Mrd. Dollar | 91 Mrd. Dollar |
Umsatz Q3 2019 | 5,7 Mrd. Euro | 186,6 Mrd. Euro |
Gewinn Q3 2019 | 129 Mio. Euro | 3,8 Mrd. Euro |
ausgelieferte Autos 2019 | 367.500 | 10,97 Millionen |
davon E-Autos | 367.500 | ca. 140.000 |
Gründungsjahr | 2003 | 1937 |
Quelle: Bloomberg, Stand: 4. Februar, 11 Uhr
Wie VW-Chef Herbert Diess bereits vor Wochen anmerkte: „Wir werden wie ein Automobilunternehmen bewertet. Tesla wie ein Tech-Unternehmen.“ Die derzeitige Euphorie der Anleger, die von einem neuen Amazon oder Google träumen, zeigt dies sehr gut.