Tesla: Echte Reichweiten liegen oft 35-55% unter den offiziellen Angaben
Tesla-Fahrer:innen haben es schon geahnt: Die Reichweitenangaben, die man am Display bekommt oder die vom Hersteller selbst angegeben werden, stimmen meist nicht mit der Realität überein. Ein Model 3 soll je nach Ausstattung bis zu 600 Kilometer schaffen, ein Model Y bis zu 530 Kilometer. Es ist aber davon auszugehen, dass nur die wenigsten Menschen diese Reichweiten mit einem vollen Akku geschafft haben und viel früher an die nächste Ladestation müssen.
Das auf Batterie-Analysen spezialisierte US-Unternehmen Recurrent hat nun neue Zahlen darüber veröffentlicht, wie weit Model 3- und Model Y-Fahrer:innen in der Praxis kommen. Und da zeigt sich: Die realen Reichweiten liegen oft nur bei 45 bis 65 Prozent jener Angaben, die am Display als verbleibende Reichweite angezeigt werden. Wichtigster Einflussfaktor ist dabei die Umgebungstemperatur – je kälter, umso weniger schafft der Akku. Außerdem verlieren Akkus über Zeit an Kapazität, wie jede:r Smartphone-User bestens weiß.
Viele Einflussfaktoren drücken Reichweite
Aber auch die Angaben durch unabhängige Tests zu den Autos haben nichts mit der Realität zu tun. In den USA etwa gebräuchlich ist die EPA-Angabe, die auf einem Testverfahren der Environmental Protection Agency, also der Umweltschutzbehörde der USA, beruht.
„Das grundlegende EPA-Testprotokoll ist für alle E-Fahrzeuge falsch, da es in einem Labor bei Raumtemperatur und ohne Überschreitung von 60 MPH durchgeführt wird und herstellerbedingte Anpassungen zulässt. Das bedeutet, dass die von der EPA geschätzte Reichweite fast nie mit der Strecke übereinstimmt, die ein Fahrzeug normalerweise zwischen zwei Ladevorgängen zurücklegt“, heißt es seitens Recurrent. „Für einen Tesla-Besitzer ist es sogar noch komplizierter, weil die auf dem Armaturenbrett angezeigte Reichweite die Auswirkungen von Temperatur, Fahrleistung oder nachträglichen Änderungen nicht berücksichtigt. Erst wenn der Fahrer eine Wegbeschreibung zu einem Ziel anfordert, beginnt das Fahrzeug, die Temperatur und die Fahrbedingungen zu berücksichtigen.“
Bei Recurrent arbeitet man mit zehntausenden E-Auto-Fahrer:innen zusammen, um deren Batterien ihrer E-Autos analysieren zu können. So konnte man Daten von 12.000 Teslas und 360.000 Ladezyklen sammeln, um Aussagen über die echten Reichweiten zu treffen. Mittlerweile gibt es sogar ein „Real World Range“-Fature für Tesla-Fahrer:innen, damit sie eine bessere Einschätzung über die realen Reichweiten bekommen.
„Gesetze der Physik gelten auch für Tesla“
„Die Realität ist, dass die Gesetze der Physik auch für Tesla gelten – Tesla ist nicht viel anders als andere Autohersteller. Wenn Sie Ihr Auto – und Ihre Batterie – bei heißem und kaltem Wetter heizen und kühlen müssen, können Sie nicht so weit fahren. Diese Auswirkung ist wesentlich geringer, wenn ein Auto mit einer Wärmepumpe und einem fortschrittlichen Wärmemanagement ausgestattet ist, was bei vielen neueren Teslas (und anderen Autos) der Fall ist“, heißt es weiter seitens Recurrent.
Das Problem gebe es aber auch bei anderen Autoherstellern, allerdings würden die behaupteten Reichweiten und die Realität oft näher beieinander liegen als bei den Tesla-Fahrzeugen. Bei einem Ford Mustang Mach-E oder einem Chevrolet Bolt gebe es auch Abweichungen, die aber nicht so stark ausfallen wie bei Model 3 oder Model Y.