Tesla: Elon Musk kümmert sich jetzt persönlich um die „Produktions-Hölle“ des Model 3
Elon Musk lehnt mit Dreitagesbart schlafend an einer Tesla-Türe. „Die Tränen sind kaum getrocknet“, schreibt der Unternehmer auf Twitter. „Bankrott“ steht in großen Lettern auf dem Kartonschild, das der schlafende Musk auf dem Foto hält. Ein gelungener Aprilscherz, denn dieser Tage musste so mancher Beobachter wohl zweimal überlegen, ob es sich nicht vielleicht doch um einen ernst gemeinten Blick in die Zukunft handelt. Der Aktienkurs von Tesla ist auf dem tiefsten Stand seit einem Jahr – im vergangenen Monat ist die Aktie um rund 25 Prozent eingebrochen.
Die Marktkapitalisierung von Tesla (ca. 43 Mrd. Dollar) ist damit wieder hinter jene von General Motors (ca. 50 Mrd. Dollar) gerutscht.
Persönlich in der „Produktionshölle“
Angefangen hat das Unglück mit Schwierigkeiten bei der Produktion des neuen Model 3. Das Model 3 soll Tesla das Tor zum Massenmarkt öffnen und ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg der Firma. Damit das gelingt, sollen wöchentlich 5.000 3er-Teslas vom Band laufen. Dass das nicht gelingt, war Musk bereits Ende 2017 klar. Damals legte er einen Stufenplan fest: ab Ende März sollen bereits 2.000 Autos pro Woche produziert werden und ab Juli dann die angestrebten 5.000 Stück. Die Nebelschwaden in der „Produktionshölle“, wie Musk sie selbst genannt hat, scheinen sich aber nicht zu lichten. Jetzt nimmt sich der Chef der Sache persönlich an: „Ich schlafe wieder in der Fabrik“, twitterte er.
Der Grund dafür steht in einem internen E-Mail an Tesla-Mitarbeiter, das Auto-Journalist Ed Niedermeyer auf Twitter geleaked hat. Demnach wurde das Ziel Ende März erneut verfehlt: Statt der prognostizierten 2.500 Teslas wurden nur knapp 2.000 Stück hergestellt. Das Resultat der Produktionsverzögerung bekommen auch potenzielle Kunden in Österreich und Deutschland zu spüren: Das Model 3 ist dort erst 2019 lieferbar.
Tesla-Fighter fahren auf
Derweil arbeiten nahezu alle konkurrierenden Autohersteller an ihren „Tesla-Fightern“. Porsche bringt Ende 2019 den „Mission E Cross Turismo“, den wohlhabendere Kunden als Model S-Rivalen wahrnehmen könnten. Ende 2018 wird Audi bereits den Elektro-SUV „e-tron“ auf den Markt bringen, der mit dem Model X um Kundschaft ringen wird. Bereits erhältlich ist Jaguars vollelektrischer I-Pace, der in Österreich ab rund 78.000 Euro erhältlich ist und in Graz produziert wird. Auch Daimler und BMW arbeiten emsig an ihren „Tesla-Fightern“.
Das publik gewordene E-Mail reiht sich für Tesla in eine ganze Serie an Negativschlagzeilen.Vergangene Woche rief der Autohersteller 123.000 Stück des Model S zurück, und dann starb ein Tesla-Fahrer, nachdem der Autopilot das Fahrzeug (ein Model X) in die Beton-Leitplanke der Fahrbahn gelenkt hatte. In Sachen autonomes Fahren kommt Tesla ebenfalls ins Hintertreffen. Eine Analyse des Marktforschers und Unternehmensberaters Navigant zufolge führen die Google-Schwester Waymo und General Motors die Branche an, während Tesla weit abgeschlagen ist.
2008: Von der Fast-Pleite in die Geschichtsbücher
Vielleicht fühlt sich Musk in den vergangenen Wochen an sein Unglücksjahr 2008 erinnert. Damals, so behauptet er, wäre er tatsächlich fast pleite gegangen. SpaceX hatte in dem Jahr drei Fehlstarts hingelegt. Musk hatte damals bereits 100 Millionen Dollar in die Firma gesteckt und musste sich nach seiner Scheidung angeblich sogar Geld von Freunden ausborgen. Rückblickend, erzählt er gerne, hätte er sich vielleicht für eine der beiden Firmen – SpaceX oder Tesla – entscheiden müssen. In Sachen SpaceX wendete sich dann aber das Blatt: Im September 2017 gelang der vierte Flug der Falcon 1 und schrieb Geschichte als erster privater Satellitentransport.