Tesla Model X im Test: Der edle Elektro-SUV hat alles, was sich dicke Geldbörsen leisten wollen
Es ist, als würde man in einem Raumschiff nahezu lautlos durch die Stadt gleiten. In einem Tesla Model X durch die Straßen zu fahren, ist definitiv ein besonderes Gefühl. Nicht selten passiert es, dass sich Menschen auf Gehsteig nach dem Edel-Elektro-SUV umdrehen. Und wenn man sich einmal erlaubt, den Elektrowagen wie im Test mit den umgerechnet 262 PS im Front- und 262 PS im Rear-Motor (Modell „100D“ mit 100-kW-Batterie mit zwei Elektro-Motoren und Allradantrieb) ordentlich zu beschleunigen, dann kann das bei den Fahrgästen schon mal einen Grinser ins Gesicht zaubern und verzückte „Wow“-Rufe entlocken.
Nach zwei Wochen Testzeitraum ist der Zauber dann natürlich vorbei. In der Version, mit dem Trending Topics unterwegs war, kommt Teslas Model X auf 131.030 Euro (inkl. Sechssitzer-Innenraum, „Midnight Silver Metallic“-Lackierung, weiße Ledersitze, Premium-Upgrade-Paket), gehört damit zu den wirklich teuren Autos auf Österreichs Straßen und ist für Normalverdiener nicht leistbar. Die Annehmlichkeiten, die der Wagen bietet, lässt uns aber in der Gewissheit zurück: So oder ähnlich wird sich die Elektromobilität der Edelklasse fahren und anfühlen.
Mit App und Touchscreen vorwärts
Das beginnt schon bei einfachen Dingen wie der Smartphone-App, mit der man das Elektroauto koppeln kann. Mit ihr kann man den wagen öffnen und schließen, die Klimaanlage aus der Ferne steuern oder den aktuellen Akku-Stand abrufen. Bei voller Ladung schafft das Model X eine maximale Reichweite von bis zu 565 Kilometern (NEFZ), doch diese Angabe ist eher mit Vorsicht zu genießen. Gerade bei Autobahnfahrten verleitet die Power des Autos dazu, flotte Überholmanöver zu machen, und dafür braucht es natürlich mehr Energie – was die Reichweite senkt. Bei flottem Fahrstil ist eine Reichweite von 400 Kilometern aber sicher drinnen.
Fahrspaß bringt das Model X jedenfalls sehr viel mit. Dank dem Elektromotor ist es im Innenraum sehr leise, auch wenn das Abrollgeräusch der Reifen und das leise Surren des Elektromotors doch präsent sind. Auch sonst sorgen feine Kniffe für Verzückung – etwa, wenn man nach dem Einsteigen aufs Bremspedal tritt und die Seitentüre automatisch zufällt. Der große Hit im Innenraum ist schließlich das 17 Zoll große Touch-Display, das abgesehen von Steuerknöpfen am Lenkrad nahezu alle anderen Bedienelemente ersetzt – etwa Radio, Navi, Steuerung der Türen oder Klimaanlage. Wer die Haptik von Knöpfen und Schaltern in anderen Autos gewöhnt ist, wird sich an den Touchscreen und seine Menüführung erst gewöhnen müssen.
Wichtig für Musikliebhaber: Spotify lässt sich mit dem eigenen Account am Touchscreen bedienen, oder man koppelt sein Smartphone einfach per Bluetooth mit dem Entertainment-System und kann die Musik dann am Display steuern.
Flügeltüren als Hingucker
Das Charakteristische am Model X ist letztendlich aber nicht der Touchscreen, sondern sind die „Falcon Wing“-Flügeltüren hinten, die auf Knopfdruck nach oben schwingen. Das sieht nicht nur ziemlich elegant aus, um beim Vorfahren ein wenig zu protzen, sondern ist manchmal wirklich praktisch. Auch in engen Parkplätzen, wo herkömmliche Türen schnell ans nächste Auto knallen würden, klappen die Flügeltüren problemlos auf. Das funktioniert übrigens auch in relativ niedrigen Parkgaragen – Sensoren sorgen dafür, dass die automatisch öffnenden Flügeltüren nirgends anstoßen.
Ebenfalls sehr ansprechend ist die bis über den Kopf des Fahrers gezogene Frontscheibe, die viel Freiheit vermittelt und das Innere größer wirken lässt, als es ist. Die Sicht nach hinten durch die Heckscheibe ist da viel bescheidener, andere Autos geben da viel mehr Ausblick auf das Geschehen hinter dem Auto.
Insgesamt gibt es im Model X je nach Innenausstattung bis zu sieben Sitzplätze. Allerdings: Steigen große oder korpulente Menschen hinten ein, könnte es sein, dass sie ob des Platzangebots etwas enttäuscht sind – andere Autos dieser Größe (das Model X misst 5 x 2 x 1,7 Meter) bieten manchmal mehr Platz auf der Rückbank. Platz für Gepäck gibt es umso mehr. Der Kofferraum fasst knapp 2.000 Liter, und da der Elektro-SUV ja keinen Verbrennungsmotor braucht, gibt es vorne im so genannten „Frunk“ („Front-Trunk“) noch einmal knapp 200 Liter. Mit der Innenausstattung (weißes Leder ist heikel) sind nicht alle Tester vollkommen zufrieden, insgesamt macht sie jedenfalls einen edlen, sehr modernen und aufgeräumten Eindruck.
Aufladen als große Hemmschwelle
Wie bei anderen Elektroautos ist das Aufladen des Akkus noch für viele Konsumenten die große Hemmschwelle. Wer dem Auto täglich lange Strecken fährt, wird nicht umhin kommen, zu Hause (sofern möglich) eine Ladestation zu verbauen. Für Menschen ohne eigenes Haus ist es heute oft schlicht nicht möglich, eine Ladestation in einer Mietgarage einzubauen. Mit einer Ladestation zu Hause kann, abhängig vom Netzanschluss, ein Tesla mit bis zu 16,5 kW (ca. Strom für 80 Kilometer pro Stunde) geladen werden. Im ein leeres Model X damit voll zu machen, dauert es schon mal sechs Stunden. Daran sieht man schon, dass die Sache mit den Elektroautos viel Zeit braucht, während man Sprit an der Tankstelle in wenigen Minuten besorgt.
Schneller geht es bei den Supercharger-Stationen, die es vereinzelt in Österreich gibt – diese laden zwar flotter (bis zu 120 kW), doch auch das kann lange dauern, und man muss extra hinfahren. Für Tesla-Käufer sind 400 kWh (ca. 1.600 km) jährlich inkludiert, danach muss man für die Supercharger-Nutzung bezahlen. Alternativ gibt es aber viele öffentliche Ladepunkte, die man nutzen kann. Bei längerem Strecken muss man das einplanen oder am Zielort eine Bleibe finden, die das Auto wieder voll auflädt. Am wichtigsten für angehende Elektroautobesitzer ist deswegen, es sich zur Gewohnheit zu machen, bei Stehzeiten wann immer möglich den Wagen an die Steckdose zu bringen.
Leider nur für die Oberschicht leistbar
Das Model X ist definitiv ein Auto, das man haben möchte – könnte man es sich nur leisten. Selbst in der Basisversion (das Modell „75D“) kostet der Wagen etwas mehr als 90.000 Euro und fährt damit in der Oberliga mit. Wenn man sich Annehmlichkeiten wie den Autopilot (mindestens 5.800 Euro extra) dazu nimmt, kann der Wagen schnell einmal 120.000, 130.000 Euro kosten. Für all jene, die das notwendige Kapital haben und sich einen Elektro-SUV mit ausgezeichnetem Image und Show-Faktor kaufen wollen, dürfte das Model X aber wohl die erste Wahl sein. Spannend wird ab diesem Sommer, ob der etwas günstigere Jaguar I-PACE mit dem Model X mithalten wird können.
Modell | Tesla Model X 100D |
Maße | Länge: 5037 mm
Breite: 1999 mm Höhe: 1684 mm |
Antrieb | 2 Drehstrom-Motoren je 262 PS |
Akkukapazität | 100 kWh |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
0 auf 100 km/h | 4,9 sec |
Reichweite (NEFZ) | 565 km |
Leergewicht | 2459 kg |
Sitzplätze | max. 7 |
Kofferraum | 2.180 Liter |
Startpreis | ab 111.650 Euro |
Offenlegung: Tesla Österreich hat Trending Topics das Tesla Model X für einen Testzeitraum von zwei Wochen kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!