Tesla hat jetzt auch Volkswagen an der Börse eingeholt
Die US-Presse jubelt: Die Marktkapitalisierung von Tesla hat kurz nach Handelsstart den US-Börsen am Mittwoch die wichtige Marke von 100 Milliarden Dollar übersprungen. Und damit das vor einem Jahr noch Unglaubliche geschafft: Die Börsenbewertung der 2003 gegründeten Firma hat damit die Marktkapitalisierung von Volkswagen überholt, die bei etwas weniger als 100 Milliarden Dollar liegt. In den ersten Stunden nach Handelsstart sprang die Aktie um weitere 4,6 Prozent, das Papier legte auf bis zu 572 Dollar zu.
Nun bleibt natürlich abzuwarten, wie das Tesla-Papier in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen weiter performen wird. Am 29. Jänner wird Elon Musk die Zahlen zum vierten Quartal und damit auch zum kompletten Geschäftsjahr 2019 präsentieren. Zudem zeigte die Tesla-Aktie in der Vergangenheit immer wieder rasante Sprünge noch oben und unten. Waren es vor einem Jahr noch Short Seller, die auf eine sinkende Tesla-Aktie wetteten, so dürften diesmal viele Enthusiasten dabei sein, die auf Gewinne wetten. Angefeuert wird der Kurs von einer heftigen Debatte auf Social Media zwischen Bulls und Bears – also jenen, die das Papier zukaufen und jenen, die meinen, dass die Blase bald platzen könnte.
VW zum Tech-Konzern umbauen
Ob Tesla nun bei der Marktkapitalisierung vor Volkswagen bleibt oder nicht. Klar ist auch VW-Chef Herbert Diess: Musk treibt mit seiner Firma die Autohersteller vor sich her und begeistert Anleger wie Konsumenten. „Wir werden wie ein Automobilunternehmen bewertet. Tesla wie ein Tech-Unternehmen“, sagte Diess vergangene Woche der VW-Führungsriege. „Die Entwicklung des Aktienkurses von Tesla war zuletzt weitaus dynamischer als die Kurssteigerung von VW.“ Da kommt noch oben drauf, dass Musk der deutschen Autoindustrie nahe Berlin eine neue Fabrik vor die Nase setzt, um den europäischen Markt zu bearbeiten, wo Volkswagen mit seinen Töchtern Audi, Skoda, Porsche oder Seat der Platzhirsch ist.
Und deswegen gelte es, VW zu einem Tech-Konzern umzubauen, für den Software und das kommende Modell ID.3 essenziell sind. Im aktuellen Sturm gebe es nur eine Chance, das Ruder herumzureißen und voll auf Elektroautos zu setzen. Ansonsten droht ein Schicksal wie jenes von Nokia, das das iPhone nicht ernst nahm und dann schnell unterging.
Dabei meinen viele, dass die Tesla-Aktie deutlich überbewertet wird und den echten Wert der Firma nicht widerspiegelt. Bei der Börsenbewertung mit VW gleichauf, lieferte Volkswagen 2019 etwa 30 Mal mehr Autos aus als der US-Konkurrent – auch wenn Tesla etwa doppelt so viele Elektroautos als die Deutschen absetzte. Auch Umsatz und Gewinn der Unternehmen klaffen deutlich auseinander. VW macht 30 Mal mehr Umsatz als Tesla und etwa 31 Mal mehr Gewinn.
Tesla und VW im direkten Vergleich
Tesla | Volkswagen | |
Mitarbeiter | ca. 45.000 | + 600.000 |
Market Cap* | 94 Mrd. Euro | 90,3 Mrd. Euro |
Umsatz Q3 2019 | 5,7 Mrd. Euro | 186,6 Mrd. Euro |
Gewinn Q3 2019 | 129 Mio. Euro | 3,8 Mrd. Euro |
ausgelieferte Autos 2019 | 367.500 | 10,97 Millionen |
davon E-Autos | 367.500 | ca. 140.000 |
Gründungsjahr | 2003 | 1937 |
* Stand: 22. Jänner, 17 Uhr
Auch Volkswagen-Chef Diess ist mittlerweile klar geworden: „„Im Auto werden wir kontinuierlich online sein, weit mehr Daten abliefern als Smartphones, aber auch mehr Informationen, Dienste, Sicherheit und Komfort aus dem Internet bekommen. Das vernetzte Auto wird die Internet-Zeit nahezu verdoppeln. Das Auto wird das wichtigste Mobile Device.“ Und da hat Tesla beim Image und bei Funktionen klar die Nase vorne. Das Model 3, das im Vorjahr für überraschend gute Quartalsergebnisse sorgte, wird auch gerne als das „iPhone der Autoindustrie“ bezeichnet. Konsumenten bestellen es im Internet, ohne es jemals Probe gefahren zu sein.
Für Elon Musk ist der Höhenflug an der Börse sicher eine Genugtuung. Im letzten Jahr musste er sich auch mit Shortsellern auseinandersetzen, die auf eine sinkende Tesla-Aktie wetteten. Für ihn ist da auch einiges Geld zu holen. Denn Musk kann sich nach Berechnungen von Reuters über ein Bonusprogramm etwa 346 Millionen Dollar in Form von Aktien auszahlen, wenn der Börsenwert sechs Monate lang über der Marke von 100 Milliarden Dollar bleibt.
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