Tesla: Whistleblower bezeichnet „Autopilot“ als nicht bereit für Straßenverkehr
Das Fahrassistenzsystem von E-Auto-Gigant Tesla ist schon lange sehr kontrovers, immerhin kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit den Fahrzeugen. Nun äußert sich laut dem Branchenmagazin Jalopnik ein ehemaliger Tesla-Mitarbeiter in Norwegen zu der Entwicklung der Software. Sein Urteil ist dabei vernichtend, die Praktiken des Unternehmens seien sehr fragwürdig, das „Autopilot“-System sei unsicher und sollte im öffentlichen Straßenverkehr nicht zum Einsatz kommen.
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Ex-Angestellter stellt Unmengen an Daten bereit
In einem Interview mit der BBC äußerte der Whistleblower Lukasz Krupski seine Besorgnis über die mangelnde Sicherheit bei der Fahrassistenz. „Ich glaube, dass weder die Hardware noch die Software bereit sind“, so der Ex-Angestellte des Konzerns. Die Unmengen an durchgesickerten Daten, die Krupski mit sich führte, darunter Kundenbeschwerden über Teslas Bremsen und das so genannte Full Self Driving-Paket, scheinen seine Skepsis zu bestätigen.
Krupski übergab die Daten (im Umfang von 100 Gigabyte) im Mai dem Handelsblatt und sagte, seine Versuche, seine Bedenken intern an höhere Stellen heranzutragen, seien rundweg ignoriert worden. Er behauptet, in den internen Daten des Unternehmens Beweise gefunden zu haben, die darauf hindeuten, dass Tesla die Protokolle zur Sicherheit der Fahrerassistenzsysteme nicht befolgt hatte. Er führte mehrere dokumentierte Fälle des bekannten Tesla-Phänomens der „Phantombremsung“ an.
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Autopilot von Tesla oft in Unfälle verwickelt
Tesla behauptet, dass seine Fahrerassistenzsoftware, die der Konzern absichtlich verwirrend „Autopilot“ nennt, im Jahr 2022 im Durchschnitt alle acht Millionen gefahrenen Kilometer einen Unfall mit Airbag-Auslösung verursacht hat. Zum Vergleich: Ohne Autopilot gab es im gleichen Zeitraum alle 2,4 Millionen gefahrenen Kilometer eine Airbag-Auslösung. Der Gesamtdurchschnitt der US-Fahrer:innen liegt bei einer Airbag-Auslösung etwa alle 900.000 gefahrenen Kilometer. Es gab keine unabhängige Prüfung der von Tesla genannten Zahlen.
Laut einem Interview mit der New York Times erhielt Krupski aufgrund seiner Nachforschungen eine Verwarnung und verlor schließlich seinen Job. Er habe Fotos von unsicheren Praktiken an seinem Arbeitsplatz gemacht. Seine Vorgesetzten behaupteten, er habe mit den Fotos in einer Tesla-Anlage gegen die Unternehmensrichtlinien verstoßen.
Streik gegen Konzern weitet sich auf Norwegen aus
Zu den von Krupski weitergegebenen Daten gehörten Listen von Tesla-Mitarbeiter:innen, oft mit deren Sozialversicherungsnummern, sowie Tausende von Unfallberichten und interne Mitteilungen von Tesla. Das Handelsblatt und andere haben diese internen Memos und E-Mails als Grundlage für Berichte über die Gefahren von Autopilot und die Gründe für die dreijährige Verzögerung der Cybertruck-Auslieferungen verwendet.
Krupski ist nicht das einzige Problem aus Norwegen, mit dem sich Tesla derzeit konfrontiert sieht. Nachdem sich der Streik in Schweden kürzlich auf Dänemark ausgeweitet hat, ist Norwegen nun ebenfalls beteiligt. Laut Reuters hat die größte Gewerkschaft des privaten Sektors des Landes am Mittwoch erklärt, dass sie noch in diesem Monat damit beginnen werde, Transitlieferungen des Konzerns, die für den schwedischen Markt bestimmt sind, zu blockieren. Es handelt sich hierbei wie in Dänemark um eine sogenannte Sympathiemaßnahme.