Tether droht schrittweiser Bann in der EU wegen neuen Krypto-Gesetzen
Spätestens ab dem 30. Juni wird es ernst für den größten und führenden Stablecoin der Welt: Denn Tether (USDT) mit einer Marktkapitalisierung von satten 112 Milliarden Dollar, könnte dann von immer mehr Krypto-Börsen und Brokern aus dem Programm genommen werden bzw. die Nutzung einschränken. Darauf deutet eine aktuelle Aussendung von Binance, immer noch die größte Krypto-Exchange der Welt, hin.
Denn in einem Mail informiert Binance seine User darüber, dass USDT und einige andere Stablecoins als „nicht autorisierte Stablecoins“ eingestuft werden. Zwar will man Tether nicht komplett aus dem Angebot nehmen, jedoch werden Nutzer:innen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) aufgrund der ab Juli geltenden Regeln der MiCA-Regulierung (Markets in Crypto Assets) USDT und Co nicht mehr vollumfänglich wie bisher handeln können.
So wird Binance USDT auf einen „Nur-Verkauf“-Modus umstellen, man wird den Stablecoin also nicht mehr kaufen können. „In der Praxis bedeutet dies, dass Nutzer aus dem EWR nicht autorisierte Stablecoins für andere Kryptowerte (wie Bitcoin oder Ether), regulierte Stablecoins oder Fiatwährungen (abhängig von der Verfügbarkeit von Fiatkanälen in ihrem Land) verkaufen können. Dies ermöglicht den Nutzern einen einfachen Wechsel zu regulierten Stablecoins. Der Kauf nicht autorisierter Stablecoins mit Convert ist ab dem 30.06.2024 (UTC+3) nicht mehr möglich“, heißt es seitens Binance.
Transaktionen mit nicht autorisierten Stablecoins werden gesperrt
Generell würden außerdem Transaktionen mit nicht autorisierten Stablecoins gesperrt. Was bis auf Weiteres erhalten bleiben soll: Man wird weiter Spot-Handelspaare mit nicht autorisierten Stablecoins nutzen können, allerdings will Binance dabei auch immer zu regulierten Stablecoins als Alternative hinweisen. Welche die regulierten Stablecoins sein werden, ist derzeit nicht klar. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass USD Coin (USDC) als regulierter Stablecoin behandelt werden wird.
Neben Tether sind auch noch die viel kleineren Stablecoins DAI und FDUSD von Einschränkungen betroffen. Auch gibt es Hinweise darauf, dass auch andere Krypto-Börsen wie Kraken und OKX gerade evaluieren, ob sie Tether und Co auslisten oder einschränken müssen.
Tether wird von dem 2014 gegründeten Unternehmen Tether Inc herausgegeben, dass im Steuerhafen British Virgin Islands gegründet wurde und zu einem eher undurchsichtigen Firmengeflecht gehört, zu dem auch die Krypto-Börse Bitfinex gehört. USDT gilt schon seit mehreren Jahren als tickende Zeitbombe der Krypto-Industrie, weil sich das Unternehmen den Regulierungsbehörden bisher eher entzogen hat und auch lange nicht klar war, durch welche Werte USDT eigentlich gedeckt ist. Mittlerweile ist bekannt, dass die Coins vor allem durch US-Staatsanleihen gedeckt sind.
Auch bei Tether selbst scheint man sich nicht sicher zu sein, wie es mit USDT in der EU weitergeht. „Tether hat sich in den vergangenen Monaten aktiv an den Beratungen über technische Regulierungsstandards beteiligt und ist nach wie vor besorgt, dass MiCA mehrere problematische Anforderungen enthält“, sagte Tether-CEO Paolo Ardoino gegenüber The Block. „Diese Anforderungen könnten nicht nur die Arbeit eines Stablecoin-Emittenten extrem komplex machen, sondern auch den Betrieb von in der EU lizenzierten Stablecoins extrem anfällig und risikoreicher machen. Wie bei jedem regulatorischen Rahmen dieser Größenordnung sind weitere Diskussionen über die technischen Umsetzungsstandards entscheidend, um dem Markt Klarheit über bestimmte Bestimmungen zu verschaffen.“
Stablecoins: Tether, die tickende Zeitbombe im Krypto-Business