„The Great Lockdown“ könnte schlimmer werden als die Weltwirtschaftskrise ab 1929
Derzeit geht ein wenig Aufatmen durch die Welt. In Ländern wie China, Spanien oder Österreich werden die Maßnahmen gegen das Coronavirus gelockert, man spricht von der „Neuen Normalität“. Noch ist das Virus und seine Verbreitung nicht gedämmt, doch mancherorts sieht es gut aus. Doch nach der Krise ist auch vor der Krise. Denn auf der wirtschaftlichen Kehrseite kommt das dicke Ende erst noch.
Der internationale Währungsfonds (IWF) rechnet in seiner neuesten Analyse damit, dass die Weltwirtschaft 2020 um etwa drei Prozent schrumpfen wird – und zwar in einem Basisszenario, in dem davon ausgegangen wird, dass die Pandemie in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 nachlässt und die Eindämmungsmaßnahmen von den Regierungen allmählich rückgängig gemacht werden können. Das bedeutet: Wenn die Pandemie in der zweiten Hälfte nicht eingedämmt wird (z.B. und vor allem in den USA), dann stimmen die aktuellen Berechnungen nicht, und es könnte noch viel schlimmer kommen.
„Größer als die globale Finanzkrise“
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr die schwerste Rezession seit der Großen
Depression erlebt, größer als die globale Finanzkrise vor einem Jahrzehnt“, heißt es seitens der Ökonomin Gita Gopinath Economic vom IWF. „Der große Lockdown, wie man ihn nennen könnte,, wird das globale Wachstum voraussichtlich dramatisch schrumpfen.“ Zur Erinnerung: Die Weltwirtschaftskrise („The Great Depression“) begann mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929, hatte Massenarbeitslosigkeit und nationalen Protektionismus zur Folge und mündete im Zweiten Weltkrieg.
Sollten es die Länder dieser Welt schaffen, den Virus einzudämmen, dann könnte die Weltwirtschaft 2021 wieder wachsen – bei einer Normalisierung der Wirtschaftsleistung um 5,8 Prozent. Doch die große Unbekannte in all diesen Berechnungen ist, ob die Pandemie wirklich gestoppt werden kann. Sollte das Coronavirus 2021 wieder ausbrechen, gehen die Schätzungen für die Weltwirtschaft im schlimmsten Fall von einem Minus von acht Prozentpunkten aus.
2020 und 2021 könnte die Krise global neun Billionen Dollar kosten – das sind die Bruttoinlandsprodukte von Deutschland und Japan zusammengerechnet. Oder für die Technik-Liebhaber: Neun Billionen Dollar ist das Siebenfache des Börsenwerts von Apple (aktuell etwa 1,26 Billionen Dollar).
Europa besonders hart getroffen
Besonders hart getroffen wird von der Corona-Pandemie nach aktuellen Zahlen übrigens Europa. Der IWF rechnet derzeit für die Eurozone mit einem Minus von 7,5 Prozent GDP, für die USA mit einem Minus von 5,9 Prozent. Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien – die großen Länder der Eurozone werden allesamt um 7 oder mehr Prozentpunkte schrumpfen. Währenddessen werden China (+1,2%) und Indien (+1,9%) weiter wachsen, wenn auch deutlich schwächer als in den Vorjahren.
Essenziell sieht das IWF an, dass Staaten weiter miteinander zusammen arbeiten – auch wenn überall die Grenzen dicht gemacht wurden und allerorts das Nationale betont wird. „Wir müssen dringend zusammenarbeiten, um die Ausbreitung von dem Virus zu bekämpfen und einen Impfstoff und Therapien zu entwickeln, um der Krankheit entgegenzuwirken. Bis solche medizinischen Interventionen verfügbar werden, ist kein Land vor der Pandemie sicher“, heißt es.