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Thomas Meyer: Der Wiener Chef, der die 32-Stunden-Woche eingeführt hat

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Er ist definitiv einer, der weiß, wie man online wie offline kommuniziert: Thomas Meyer, der Chef und Gründer der Wiener Social-Media-Agentur Büro für Interaktion (ehemals Toman + Meyer), hat immer wieder neue Ideen für seine Firma. Um die besten Mitarbeiter für seine etwa eineinhalb Jahre alte Firma zu gewinnen hat er nun eine Neuerung eingeführt: die 32-Stunden-Woche, die etwa auch in Finnland bereits intensiv diskutiert wird und dort von Premierministerin Sanna Marin befürwortet wird.

„Wir haben die Implementierung des 12-Stunden-Tags gehabt. Das sind für mich Konzepte, bei denen sich bei mir jedes Haar aufstellt und wo ich nicht die Zukunft unseres Wirtschaftssystems sehe“, sagt Meyer. „Eigentlich sollte der logische Schritt sein, weniger zu arbeiten.“ Und so kommen seit acht Mitarbeiter in Wien für 32 Stunden pro Woche ins Büro – wobei die Hälfte vier Tage da ist, und die andere Hälfte die 32 Stunden auf fünf Tage verteilt.

Mehr Freizeit bei Vollzeitgehalt

Ganz wichtig dabei ist: „Es ist nicht die klassische Teilzeitstelle, wo aliquot das Gehalt angepasst wird, sondern es ist eine 32-Stunden-Woche mit Vollzeitgehalt“, sagt Meyer. Die gewonnene Freizeit würde zwei Effekte haben, einen messbaren und einen nicht messbaren. „Weniger Krankenstände sind Fakt. Das Glück ist schwer messbar. Ich kann nur sehen, dass Leute sehr gern zu mir ins Büro kommen. Ich sehe eine extrem positive Stimmung und Commitment der Firma gegenüber. Was macht uns glücklich? Das sind alles Dinge, für die man Zeit braucht. Für den einen ist Glück, auf der Couch zu liegen und Netflix zu schauen, für den anderen ist es das Reisen.“

Indirekt hätte die gewonnene Freizeit für die Mitarbeiter jedenfalls wirtschaftliche Effekte. „Ein loyaler Mitarbeiter bleibt länger im Unternehmen und wird den Arbeitsplatz empfehlen.“ Und auch beim Hiring sei es leichter: „Das ist natürlich ein Grund, warum Menschen sich bei uns bewerben.“ Denn: „Gute Mitarbeiter entscheiden über Erfolg und Misserfolg.“

„Habe nicht gegründet, um reich zu werden“

Bei Meyers Agentur werde außerdem nicht ein 40-Stunden-Job in 32 Stunden gepresst, so der Firmenchef. „Wir nehmen so viele Aufträge an, wie wir zum Leben brauchen“, sagt er. „Ich habe die Agentur nicht gegründet, um reich zu werden, sondern um schön leben zu können und das zu machen, was ich gut kann.“ Es gebe ganz normale Kaffeepausen wie sonst überall auch, am Ende werde aber klarerweise auf die Leistung geschaut. „Wir verwenden einen Haufen Tools, von Zeiterfassung bis zu Projekt-Management, die uns die Arbeit erleichtern.“

Im Wettbewerb mit anderen Agenturen im Social-Media-Bereich hat das Büro für Interaktion natürlich einen Nachteil. „Ich starte mit einem enormen Wettbewerbsnachteil am Markt. Andere Agenturen haben alle All-in-Verträge, wo Mitarbeiter 40 Stunden plus arbeiten und dementsprechend mehr verrechenbare Wochenstunden haben“, sagt Meyer. Doch da er nicht auf Gewinnmaximierung aus ist und wo es geht Leerzeiten vermeidet, würde das Modell sehr gut funktionieren. Er wolle beweisen, dass das Modell erfolgreich sein kann.

Juristischer Beistand wichtig bei Umsetzung

Mehr als 32 Stunden soll keiner der Mitarbeiter hackeln, auch jene nicht, die mehr verdienen wollen. Doch bei Meyers Agentur verdient man nicht mehr, weil man Stunden im Büro absitzt, sondern über einen anderen Weg. „Deswegen haben wir ein Provisionsmodell eingeführt, so hat jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, mehr zu verdienen.“

Die Umsetzung der 32-Stunden-Woche in Österreich ist aus rechtlicher und steuerlicher Sicht nicht einfach – noch gibt es kaum Referenzen, auf die sich eine Firma, die das Modell einführen will, beziehen kann. Meyer: „Mein Tipp ist: Lasst einen Juristen noch einmal drüberschauen, weil es unlustig wird, wenn es um Benachteiligung von Arbeitnehmern geht. Und man sollte jemanden holen, der sich mit Prozessoptimierung und interner Kommunikation auskennt.“ Damit mehr Unternehmen sich an das Modell herantrauen, brauche es aber auch Unterstützung des Staates. „Mein Wunsch ist, dass es Subventionierungen für kleine und mittelständische Firmen gibt, die neue Arbeitszeitmodelle ausprobieren.“

Und wie viel arbeitet der Chef nun selbst? „Für mich gilt die 32-Stunden-Woche noch nicht, aber das ist auch ok. Es ist meine Firma und ich habe die Endverantwortung und bin zuständig dafür, dass das Werk’l rennt.“

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