Gastbeitrag

Thomas Vajay von Vienna Intrapreneur Academy: „Wir dürfen die Dinos nicht sterben lassen“

© Vienna Intrapreneur Academy
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Die Bundesregierung will im Rahmen der „Digital Roadmap“ Österreich zum Innovations-Leader in Europa machen und die Digitalisierung nutzen, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. Im Rahmen einer Online-Diskussion sind alle Bürger bis 13. März gefragt, sich mit ihren Vorschlägen einzubringen. Vertreter der österreichischen Start-up-Szene veröffentlichen hier ihre Ideen – heute ist Thomas Vajay, Gründer der Vienna Intrapreneur Academy, an der Reihe:

Wir stehen der Herausforderung gegenüber, dass durch die Digitalisierung die gesamte Arbeitswelt im Wandel ist. Das gelernte und bestehende Gesamtsystem ändert sich grundlegend. Das betrifft vor allem größere Organisationen. Oft wird von Innovation gesprochen, aber wirkliche Veränderungen oder Ideen werden oft als Bedrohung empfunden. Das ist systemisch bedingt, denn Innovationen haben etwas Kollaboratives, Iteratives, Ergebnisoffenes, das in einem hierarischen planerischen System nicht gedeihen kann.

Derzeit finden wir eine Situation vor, die Wirtschaftsstandorte, Arbeitsplätze und Fortschritt nicht alleine sicherstellen wird, denn es werden die kreativen Potenziale zu einseitig gefördert und gefordert.

Manager in Alpha-Strukturen sozialisiert

Wenn man heute über Innovation spricht, kommen leider immer nur zwei Themen auf: Start-ups und Forschung & Entwicklung. Das dritte Standbein wird aber nie beleuchtet: Intrapreneurship, die innerbetriebliche Innovation. Hierfür fehlt es aber an flächendeckendem Know-how quer durch alle Führungsetagen. Viele Manager sind im analogen Zeitalter mit klassischen Alpha-Strukturen sozialisiert und ausgebildet worden. Keine guten Voraussetzung, damit die digitale Transformation gelingt.

Warum versagen großartige Unternehmen im Wettbewerb obwohl sie scheinbar alles richtig machen? Sie beobachten den Markt, verfügen über F&E-Budgets und trotzdem verlieren sie ihre Marktführerschaft, sobald bahnbrechende Veränderungen auftreten. Etablierte Unternehmen neigen oft zu „Over-Engineering“. In diesem Umfeld entstehen oft „nur“ inkrementelle Innovationen in bestehenden Geschäftsfeldern, jedoch keine disruptiven Innovationen.

Innovationen in neuen Geschäftsfelder – die die Digitalisierung zweifellos mit sich bringt – und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen bürdet man ausschließlich der Start-up-Szene auf, während etablierte Konzerne mehr und mehr wirtschaftlich gezwungen sind, ihre Mitarbeiter abzubauen. Das ist der Gründerszene nicht nur unfair gegenüber, sondern auch eine überzogene Erwartungshaltung. Leider hat die vorgestellte digitale Roadmap auch wieder hauptsächlich die Gründerszene im Fokus und keine Überlegungen dazu, wie man einen Großteil der erwerbstätigen Menschen reif für das digitale Zeitalter macht.

Erwachsenenbildung als Knackpunkt

Wie perfide scheinen die Diskussionen um Innovation, Zukunft der Arbeit oder die Bedeutung des Human-Kapitals, wenn es nicht gelingt, alle unselbständigen Angestellten in Sachen Innovationskraft zu erreichen und sie mit auf die Reise in eine digitale Zukunft zu nehmen. Wir müssen dem Thema Intrapreneurhip mehr Bedeutung zukommen lassen. Themengebiete wie Lean-Startup, Business Modell Innovation, Service Design, User Experience Design uvm. gehören nicht nur in den Lehrplan von Schulkindern, sondern auch in die Erwachsenenbildung und HR-Trainingskataloge.

Darüber hinaus braucht es Anstrengungen für mehr intellektuellen Austausch zum Thema digitale Transformation, Beta Culture und disruptive Innovation für die jetzigen Führungskräfte dieses Landes. Wir gehen immer davon aus, dass Vorstände heute alles zum Thema Digitalisierung wissen bzw. wir erwarten es einfach von solchen Positionen. Aber wir vergessen, dass Digitalisierung für alle Neuland ist. Aber anders als ein euphorischer Gründer, der einfach probiert und aus seinen Fehlern lernen kann, brauchen Unternehmerlenker mehr Sicherheit und Vertrauen, um den gleichen Mut aufbringen zu können.

Alle weiteren Gastbeiträge zur Digital Roadmap finden sich hier. Wenn auch du dich mit deinen Ideen für Österreichs Digital Roadmap in Form eines Gastbeitrags einbringen willst, dann schreib eine Mail an feedback@trendingtopics.at.

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