Tier Mobility und Vertical Values starten Kooperation für „Second-Life-Batterien”
Elektromobilität ist auch im Jahr 2022 nicht nur ein Trend, sondern ein schier unaufhaltsamer Paradigmenwechsel. Neben den allmählich omnipräsenten E-Autos ist auch Mikromobilität, also Fortbewegungsmittel wie E-Scooter und E-Bikes, schwer angesagt. Dadurch wird die Fortbewegung auch wesentlich nachhaltiger, es gibt jedoch ein großes Problem: Die Lithium-Ionen-Batterien. Diese halten im Schnitt nämlich nur etwa zehn Jahre und werden dann zu Elektroschrott. Deswegen wird fieberhaft an Methoden gearbeitet, um sie wiederverwendbar zu machen. An einer dieser Methoden für „Second-Life-Batterien“ arbeiten nun das Berliner Scale-up Tier Mobility und das Startup Vertical Values in einer neuen Kooperation.
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Vertical Values repariert und recycelt Batterien
Bei Vertical Values handelt es sich um ein ebenfalls aus Berlin stammendes Jungunternehmen, das Batterien ein zweites Leben schenken will. Dieses Vorhaben will das 2021 gegründete Startup unter anderem durch die Reparatur von defekten Batterien oder durch die Extraktion und Wiederverwendung der Zellen der Batterie umsetzen. Ziel der Zusammenarbeit mit Tier Mobility ist es, Re- und Upcycling sowie Praktiken der Kreislaufwirtschaft zu nutzen, um die Umweltauswirkungen von E-Fahrzeugen zu minimieren.
„Wir freuen uns, mit Vertical Values zusammenzuarbeiten, um die Lebensdauer von E-Scooter-Batterien zu verlängern. Diese Partnerschaft soll dazu beitragen, unsere Elektrofahrzeuge noch umweltfreundlicher zu machen. Second-Life-Lösungen sind nachhaltiger als Recycling. Neben dem E-Scooter selbst bietet die Batterie vor allem die größte Chance für eine Wiederverwendung, da sie sogar nach mehreren Hundert Ladezyklen noch über 80 Prozent ihrer Kapazität hat“, sagt Ailin Huang, Head of Sustainability bei Tier Mobility.
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Tier Mobility will neue Nachhaltigkeitsstandards setzen
Neben der Entstehung von Elektroschrott ist auch der Abbau von Rohstoffen für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien eine große Umweltbelastung. In der Regel werden sie laut Tier Mobility außerdem nur einmal verwendet. Sobald das Elektrofahrzeug die zugesicherte Reichweite nicht mehr erreicht, wird die Batterie ausgewechselt, obwohl sie noch 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Ladung enthält.
Die Herausforderung beim Upcycling bestehe darin, dass diese Batterien aus Hunderten von Lithium-Ionen-Batteriezellen bestehen, die alle unterschiedlich gealtert sind. Wie bei einer Gliederkette beeinträchtige das schwächste Element dabei in der Regel die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems. Vertical Values repariert die defekten E-Scooter-Batterien und entnimmt die Zellen aus ihnen. Jede entnommene Zelle wird einzeln bewertet, um ihren SoH (State of Health) zu bestimmen. Nach einer ordnungsgemäßen Kontrolle werden die einzelnen Zellen sortiert. Diese werden dann größtenteils wiederverwertet und zu neuen Produkten verarbeitet, wodurch sich ihre Lebensdauer verlängert.
Tier Mobility will nach eigenen Angaben neue Nachhaltigkeitsmaßstäbe in der Mikromobilitätsbranche setzen. Vergangenes Jahr kündigte das Scale-up eine Kooperation mit Northvolt an. Dieses schwedische Jungunternehmen produziert recycelte Akkus für E-Autos. Tier ging außerdem eine Partnerschaft mit dem deutsch-indischen Start-up Nunam ein, das sich für eine umweltfreundliche Energieversorgung im ländlichen Indien einsetzt.