ICO: So funktioniert die Crowd-Finanzierung der Krypto-Szene
Am vergangenen Montag rauschte es gewaltig in der Krypto-Szene. Das Smart Token-Startup Bancor ging mit einem gigantischen ICO an den Start: Innerhalb von drei Stunden flossen fast 400.000 Ether im Wert von 156 Millionen US-Dollar in das Projekt. Normalerweise laufen ICOs über die Dauer von mehreren Wochen. Insgesamt wurden 396,7 Millionen BNT bei dem ICO an die Investoren ausgeschüttet. Während sich die Bitcoins dem Publikumsmarkt nähern, hat sich das Ethereum-Netzwerk als Spielplatz für die ICOs durchgesetzt. Die „Smart contract“-Plattform für den Handel mit Ether etablierte sich 2014 übrigens ebenfalls durch einen ICO.
Wie rein digitales Crowdfunding
Der ICO („Initial Coin offering“) ist der Weg der Krypto-Startups, um sich abseits des regulierten Finanzmarktes mit Kapital einzudecken. Es funktioniert folgendermaßen: Ein Startup setzt eine neue Kryptowährung auf und verteilt gewisse Volumina an frühe Mitarbeiter und Unterstützer. Im Grunde ist ein ICO wie Crowdfunding neben den herkömmlichen Finanzmärkten. In Abgrenzung zu einem IPO („initial public offering“) werden keine Aktien aus den Beständen der Aktionäre oder durch eine Kapitalerhöhung am Markt angeboten, sondern Tokens. Tokens sind wie Coupons (bei Bancor die BNT), die zur Finanzierung des Projekts dienen. Sie werden meist gegen eine Einzahlung der arrivierten Kryptowährungen Ether (ETH) oder Bitcoin (BTC) ausgegeben.
Bietet ein Startup eine Blockchain-Lösung für ein spezielles Problem an, können Investoren durch einen ICO früh in das Startup investieren. Der Währungsaspekt ist nur eine Funktion, die die Tokens einnehmen können. Eine andere ist ein Stimmrecht über DAO („decentralized autonomous organization“). Durch den Zukauf der Tokens kann ein Investor auch Stimmrechte über die Mitbestimmung bei einer digitalen Organisation erwerben.
In den vergangenen Monaten entwickelte sich die Finanzierungsform zu einer echten Größe. Laut CB Insights haben Firmen für Blockchain-Projekte im ersten Quartal 2017 umgerechnet 69 Millionen Dollar durch so genannte ICOs eingesammelt. Der Trend dürfte sich fortsetzen.
Angst vor der großen Blase
Der Boom ruft die Regulatoren auf den Plan. Die Angst vor einem nicht regulierten Schattenmarkt wächst mit der zunehmenden Bedeutung der ICOs. Aufgrund der rechtlichen Grauzone warnen Experten allerdings vor ICOs. Alleine durch die namentliche Nähe zu den IPOs warten Insider auf einen Kommentar der US-Börsenaufsicht SEC, die laut Reuters schon ein Auge auf das Phänomen geworfen hat. Insider befürchten ein strenges Durchgreifen der Börsenaufsicht.
Auf der anderen Seite denken mehrere Zentralbanken offiziell bereits über eigenen Währungen auf Blockchain-Basis nach – etwa die Bank of England und einige asiatische Notenbanken. Der österreichische Nationalbankchef Ewald Nowotny verglich unlängst am Rande der Volkswirtschaftlichen Tagung der Nationalbanken den gegenwärtigen Hype mit der ersten wirklichen Spekulationsblase, der Tulpenblase in Holland. Kryptowährungen seien „nicht ungefährlich“ und „hätten das Potenzial „zu einer Verunsicherung des gesamten Geldsystems zu führen“.
Fakt ist, dass der Markt noch völlig vogelfrei ist. Investoren wünschen sich einen stärkeren Anlegerschutz. Beim ICO von Bancor kam es durch massive Hacker-Angriffe zu einigen Ungenauigkeiten. Transaktionen einiger Anleger wurden übergangen, was zu heftigen Reaktionen in den sozialen Netzwerken führte.
#Bancor and his #ICO – Failed before it started 😂😂 $ETH #ethereum $BNT pic.twitter.com/0oUP20s88t
— Mike E Mars (@MikeEMars) 12. Juni 2017