Hintergrund

Trade Republic Karte mit Tücken: Das steht im Kleingedruckten

Die Karte von Trade Republic. © Trade Republic
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Der Launch der verspiegelten Debit-Karte in Kooperation mit Visa war für den Berliner Neobroker ein voller Erfolg: Dem Vernehmen nach sollen viele der rund vier Millionen User sich in den ersten Tagen auf die Warteliste setzen haben lassen, um möglichst zeitnah eine der Karten geliefert zu bekommen. Sie klingt verlockend: Denn immer, wenn man mit ihr online oder in einem Shop bezahlt, soll man ein so genanntes „Saveback“ bekommen. Laut Trade Republic bekommt man 1 Prozent der Bezahlsumme direkt in einen Sparplan gelegt.

Doch wer sich die Details zu der Karte und ihren Funktionen durchliest, merkt bald, dass es viele Einschränkungen gibt und die Saveback-Funktion an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt sind. Wir haben für euch die Details ausgegraben und beantworten die wichtigsten Fragen:

Ist die Karte gratis?

Nein, eigentlich nicht. Es gibt zwei Varianten der physischen Karte: Eine mit herkömmlichen Design kostet bei Bestellung 5 Euro, wer die exquisite Spiegel-Karte möchte, bezahlt einmalig 50 Euro. Nur die virtuelle Karte, die man sich etwa bei Apple Pay oder anderen Bezahl-Apps hinterlegen kann, ist kostenlos. „Die Kosten für die physischen Karten sind eine einmalige Zahlung, die bei der Bestellung deiner Karte in Rechnung gestellt wird. Diese Kosten fallen möglicherweise erneut an, wenn du eine Erneuerung oder einen Ersatz für deine Karte beantragst. Der Versand ist für beide physischen Arten von Karten kostenlos“, heißt es seitens des Unternehmens.

Kann man mit der Karte kostenlos abheben?

Nur bei Beträgen über 100 Euro. Darunter fällt eine Gebühr von 1 Euro an. Beachten sollte man, dass es Bankomaten gibt, die selbst auch Behebungskosten verrechnen. Eine Abhebung von 20 Euro kann da schon mal drei, vier Euro kosten. Wer viel international unterwegs ist, für den ist die Karte sicher interessant, weil die unbegrenzt kostenlose Abhebungen ab 100 Euro an Geldautomaten weltweit gelten.

Was ist „Saveback“?

Trade Republic geht es immer darum, sein Kerngeschäft, also das Investieren in Aktien und ETFs, zu stärken. Auch die Karte soll das tun. Groß kommuniziert wird, dass 1 % Saveback auf Kartenzahlungen in einen Sparplan der Wahl eingezahlt werden. Bei einer Kartenzahlung von 100 Euro zahlt Trade Republic also einen Euro in einen Sparplan ein. Allerdings gelten folgende Voraussetzungen:

  • Man kann ein Maximum von 15 Euro durch Saveback pro Kalendermonat verdienen – das sind also 180 Euro pro Jahr. Pro Monat funktioniert Saveback also bis zu einem Transaktionsvolumen von 1.500 Euro
  • Man einen neuen Sparplan für 50 € für den nächsten Monat erstellen, wenn man Saveback aktiviert
    -Um in den folgenden Monaten Saveback zu erhalten, musst man mindestens 50 Euro pro Kalendermonat in Sparpläne investieren. Qualifizierte Sparpläne sind wöchentlich, zweimal im Monat, monatlich Vierteljährliche Sparpläne werden nicht für Saveback angerechnet. Die 50 € können über mehrere Sparpläne verteilt sein.

Welche Wechselkurse kommen zum Tragen?

Wenn man mit der Karte im Ausland bezahlt und das nicht in Euro tut, dann werden die von Visa bereitgestellten Wechselkurse angewendet. Somit kann natürlich sein, dass es kostengünstigere Alternativen gibt. Das britische börsennotierte Fintech Wise etwa bietet für solche Zwecke eigene Multi-Währungs-Konten an, damit man Geld in bis zu 40 Währungen halten und damit auch bezahlen kann.

Gibt es Kritik an der Karte?

Die Verbrauerzentrale Baden-Württemberg hat bereits Kritik an dem neuen Angebot geübt und bezeichnet die Bewerbung der Saveback-Funktion als „klassische Lockvogelwerbung“. Und zwar deswegen, weil die Bedingungen (maximal 15 Euro Saveback pro Monat möglich, man muss einen neuen Sparplan erstellen) im Kleingedruckten versteckt werden. Außerdem könne Saveback innerhalb von zwei Wochen auch wieder abgeschafft werden. Laut Trade Republic sei das aber „kein Szenario, das man plane, User sollen sich „dauerhaft“ darauf verlassen können, dass sie Saveback erhalten.

Fazit

Wie immer auf der Welt gilt: Geschenkt bekommt man nur selten etwas. Insofern kann man „Saveback“ durchaus als eine Art Rückvergütung der Einnahmen, die Trade Republic durch Sparpläne macht, an die Kund:innen sehen. Es ist dem Unternehmen bis zu 15 Euro pro Monat wert, dass sich User einen oder mehrere neue Sparpläne anlegen. Für bestehende Nutzer:innen, die sowieso viele Sparpläne bei Trade Republic haben, ist das eine nette Belohnung. Nur wegen der Karte, die groß durch die Medien ging, sollte man aber kein Kunde werden – am Ende geht es nicht um sie, sondern die Kernfunktion der ETF- und Aktiensparpläne.

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