Trade Republic wehrt sich gegen Kritik an seinem Geschäftsmodell PFOF
Es heißt kurz PFOF, steht für „Payments For Order Flows“ und wird seit längerem von der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (European Securities and Markets Authority, kurz ESMA) oder der österreichischen FMA untersucht. PFOF, das ist auch das Geschäftsmodell von Neobrokern wie Trade Republic und bedeutet, dass diese Rückvergütungen für das Weiterreichen der Kundenorders an Handelsplätze bekommen. Und da steht die Befürchtung im Raum, dass das nicht immer im Interesse der Kunden passiert.
Nun wehrt sich Trade Republic gegen die Vorwürfe, die im Raum stehen und im äußersten Fall zu einem Verbot des kompletten Geschäftsmodells führen könnten. „Wir sind überzeugt, dass wir für Kleinanleger das beste Angebot mit Blick auf die Gebühren und die Kursqualität im Markt haben“, sagt Christian Hecker, Mitgründer des Neobrokers, aktuell gegenüber dem Handelsblatt. Kritiker meinen, dass bei dem Weiterreichen der Neobroker an Handelsplätze nicht immer die mit den besten (also günstigsten) Kursen für die Nutzer gewählt werden, sondern die, die mit den höchsten Zahlungen locken.
Nun soll eine Studie, die Trade Republic von Forschern der WHU (Otto Beisheim School of Management) und der SDU (University of Southern Denmark and Danish Finance Institute) durchführen ließ, beweisen, dass das Berliner Scale-up mit Unicorn-Status die Aktien dort kauft, wo sie am günstigsten für die Nutzer:innen sind. „Hierzu konnten wir einen der größten Datenpools an ausgeführten Transaktionen in Deutschland auswerten, den Trade Republic uns frei zur Verfügung gestellt hat. Die Analyse der Datensätze zeigt, dass die Kurse im Durchschnitt besser sind als auf dem Referenzmarkt und die Kunden damit nach impliziten und expliziten Kosten insgesamt das günstigere Angebot bekommen“, heißt es seitens Steffen Meyer von der SDU. Auch seien die Gebühren (je nach Aktivität zwischen 0,25 und 0,08 Prozent) niedriger als bei Mitbewerbern.
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Eine Auswertung von zwei Millionen Transaktionen zeige, dass „Kunden bei einer Vielzahl von Transaktionen zu besseren Kursen als auf dem Referenzmarkt“ handeln würden und Trade Republic seinen Kund:innen theoretisch im Schnitt 52 Cent je 1.000 Euro Order sparen würde. Dem Unternehmen zufolge, das 2021 eine der größten Finanzierungsrunden Europas auf die Beine stellte, würden mehr als eine Million Kunden bereits über sechs Milliarden Euro über die App investiert haben.
Nun bleibt abzuwarten, ob Trade Republic die Sorgen der Finanzaufsichtsbehörden mindern kann. Gelingt das nicht, dann könnte es gefährlich werden. Denn einem Bericht von Bloomberg mit Bezug auf „mit der Situation vertraute Personen“ zufolge soll die EU-Kommission tatsächlich ein Verbot des Geschäftsmodells planen. Es würde auch nicht bloß die Neobroker betreffen, sondern ganze Branchen.
„Rückvergütungen sind eine gängige Marktpraxis, die nicht von Neobrokern erfunden wurde. Banken und Versicherungen erhalten diese seit langem, gerade die etablierten. Wir konzentrieren uns darauf, Kunden das beste Angebot zu machen. Dazu haben wir durch technologische Innovationen eine leistungsfähige und effiziente digitale Bank-Infrastruktur aufgebaut, die hohe Qualität zu einem Bruchteil der Kosten anderer Anbieter ermöglicht“, hieß es es seitens eines Trade Republic-Sprechers bereits gegenüber Trending Topics.
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