Treedom: „Wir wollen Bäume pflanzen in das 21. Jh. bringen. Mit Spiel, Spaß und Transparenz“
Es ist bunt, es gibt witzige Icons und die Bäume haben Superkräfte – Bei dem ersten Blick auf die Website des italienischen Startups Treedom ist der Gedanke an beliebte Browsergames wie FarmVille nicht weit. Das ist kein Zufall. Allerdings werden die Bäume hier nicht nur virtuell, sondern auch in der Realität gepflanzt. Es ist nicht neu, dass Startups Bäume pflanzen um CO2 zu kompensieren. Treedom möchte aber darüber hinaus Impact generieren. Mit dem Social Business werden zumeist Nutzbäume, wie Kakao- oder Mangobäume, von Kleinbauern in Afrika, Südamerika oder Asien in Agroforstwirtschaft auf deren eigenen Anbaugebieten gepflanzt und gepflegt. So will Treedom nicht nur die ökologische, sondern auch die soziale Nachhaltigkeit ermöglichen.
Gaming und Realität verbinden
„Nur wenn der ökologische und der soziale Nutzen gemeinsam funktionieren, ist es für uns ein nachhaltiges Projekt“, so der Treedom Country Manager D-A-CH, Jaron Pazi. Den beiden Gründern Federico Garcea und Tommaso Speroni kam die Idee zur Gründung während beruflicher Tätigkeiten in Afrika. In ihrem einjährigen Aufenthalt wurden ihnen die ökologischen und sozialen Probleme durch die starke Abholzung vor Ort bewusst. Hinzu kam, dass einer der Gründer, Federico, ein leidenschaftlicher Spieler des Browsergames FarmVille war und dafür sogar sein reales Geld einsetzte. Statt Geld in virtuelle Bäume zu investieren, wollten sie eine Möglichkeit schaffen, reale Bäume zu pflanzen wo sie gebraucht werden und das spielerisch: „Wir wollen Bäume pflanzen in das 21. Jahrhundert bringen. Mit Spiel, Spaß und Transparenz“, so Pazi. Bereits 2010 kam es so zu der Gründung von Treedom.
Das Prozedere dabei ist spielerisch leicht: Über die Website des Social Business kann eine Baumart ausgewählt werden. Dieser wird dann in der Realität von Kleinbauern gepflanzt. Jeder Baum ist geolokalisiert, sodass der Standort direkt ersichtlich ist. Außerdem wird jeder Baum fotografiert und erhält eine eigene Website. Auf dieser können die Nutzer dann nachlesen, welche „Superkräfte“ der eigene Baum hat, wie der Wachstumsfortschritt ist und wie viel CO2 der Baum in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich kompensieren wird.
Vorsicht mit Transparenz begegnen
Aktuell wird das Pflanzen von Bäumen zur Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdruckes von einer Vielzahl von Organisationen angeboten. Daher ist sich Treedom der Vorsicht der potenziellen User bewusst und will möglichst transparent auftreten. Ihre Formel zur Berechnung der CO2-Speicherkapazität wurde vor acht Jahren von Forschern zweier italienischer Universitäten errechnet. In dieser werden verschiedene Parameter wie Standort, Baumspezies und ähnliches mit einberechnet, woraus sich anschließend die geschätzte CO2-Speicherfähigkeit über die nächsten zehn Jahre ergibt.
Die Bäume selbst werden von lokalen Kleinbauern, welche als Agrargenossenschaften organisiert sind, auf ihren eigenen Anbauflächen gepflanzt. Das hat zwei Vorteile, so Pazi: Zum einen können sie so leichter gepflegt werden, im Vergleich zu Bäumen, welche in einem entlegenen Wald gepflanzt werden, und zum anderen wird das Risiko durch Tierfraß minimiert. Sollte ein Baum innerhalb der ersten drei Jahre nicht keimen wird er ersetzt, so das Versprechen. „Wir wollen mehr als eine CO2-Senke bewirken“, so der Country Manager. Neben den Pflanzen bieten sie daher außerdem Workshops und Trainings für den nachhaltigen Anbau oder das Vermarkten der Erträge an. Das vorrangige Ziel ist es dabei, dass die Bauern die Ernte lokal verkaufen und dadurch ein dauerhaftes Einkommen haben. Die Bauern verpflichten sich bei der Zusammenarbeit mit dem Startup zu einer zehnjährigen Pflege der Bäume. Wenn die Bäume nach diesem Zeitraum erfolgreich Früchte tragen, wird der Kleinbauer diese auch ohne das Startup weiter pflegen, so die Idee.
Bäume pflanzen allein macht nicht nachhaltig
In 17 Ländern auf vier Kontinenten hat Treedom bereits Bäume gepflanzt. Bisher kommen ihre User größtenteils aus Italien und Deutschland. Aber zukünftig wollen sie auch vermehrt die Menschen aus ganz Europa ansprechen. Auch Unternehmen wollen sie für das Bäumepflanzen begeistern. „Statt einem gebrandeten Kugelschreiber oder Stoffbeutel, können sie die Firmengeschenke bei uns lieber mit etwas Nachhaltigem kombinieren“, so Pazi. Dass sie mit ihrem Angebot auch Unternehmen anlocken könnten, welche sich so „Grünwaschen wollen, ist dem Social Business bewusst. „Wenn unsere Bäume in die Außenkommunikation der Unternehmen eingebunden werden, dann hinterfragen wir das und behalten uns ein Vetorecht vor.“ Außerdem weise Treedom immer auf einen Punkt hin, so Pazi: Nur weil ein Unternehmen Bäume pflanze, ist es nicht nachhaltig. Wer das kommunizieren wolle, müsse auch mehr zur internen Nachhaltigkeit zu erzählen haben.