Jahresrückblick

Trending Topics blickt zurück: Diese Highlights und Fails haben 2019 geprägt

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Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

In den letzten zwölf Monaten wurden jede Menge neue Startups gegründet, Produkte präsentiert, Deals abgeschlossen und Interviews gegeben. Wir haben uns durch das Archiv 2019 gewühlt und zusammengefasst, welche Highlights und Fails vom Jahr 2019 in Erinnerung bleiben werden. Vom Fintech-Boom über die Elektro-Diskussion bis hin zu AI und dem Klimaschutz haben sich zahlreiche Themenbereiche gefunden, die dieses Jahr – teilweise sehr kontrovers – diskutiert wurden und die auch im nächsten Jahr noch für reichlich Schlagzeilen sorgen werden.

Der Boom der Euro-Fintechs

N26, Revolut, Klarna, Starling Bank, Monzo, WeTransfer: Dieses Jahr haben europäische Fintech-Startups der Reihe nach gezeigt, dass sie Investoren ordentlich viel Geld wert sind. In keinem anderen Vertical in Europa wurde dieses Jahr so viel Geld gepumpt wie in Fintechs, wie Zahlen von Atomico zeigen (mehr als 9 Mrd. Dollar).

Diese Jungunternehmen sind auch jene, die es wagen, den großen US-Konsumentenmarkt anzugehen, weil sie dort große Chancen sehen. Dementsprechend spannend wird es 2020, welche Fintechs Europas den Durchbruch in den USA schaffen, wer sich die größten Marktanteile schnappen kann – und ob es gar den einen oder anderen IPO gibt (Klarna, we are looking at you).

IPOs “made in Austria”

Marinomed und Frequentis im Prime Market an der Wiener Börse, das Biotech Hookipa an der US-Technologiebörse Nasdaq, Dynatrace an der NYSE: Österreichische bzw. in Österreich entstandene, Technologie-getriebene Unternehmen haben dieses Jahr gezeigt, dass sie national wie international IPOs liefern können. Die Aktienkurse von Marinomed, Frequentis und Dynatrace haben sich gut entwickelt, bei Hookipa verlief der Kurs seit dem Start im April allerdings nicht so gut. Spannend wird nun, ob es 2020 weitere IPOs “made in Austria” geben wird.

„Der weltweite IPO-Markt hatte in diesem Jahr mit Gegenwind zu kämpfen.Trotz einer eigentlich guten Entwicklung an den Aktienmärkten hielten sich viele potenzielle IPO-Kandidaten zurück“, sagt Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. „Für die Wiener Börse war 2019 hingegen ein starkes Jahr. Drei Börsengänge im ATX Prime bedeuten den höchsten Wert seit zwölf Jahren und genauso viele IPOs wie 2019 im Prime Segment der Deutschen Börse. Die Entwicklung des heimischen Börsenparketts ist eindeutig positiv.“


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Die Flut der E-Scooter

Bird, Lime, Tier, Circ, Hive…und so weiter. In Wien stapeln sich die E-Scooter mittlerweile fast auf den Gehwegen, was angesichts von acht verschiedenen Anbietern (mit jeweils mehreren hundert, teilweise gar tausenden Rollern), nicht verwundert. So groß der Hype war, so laut sind nun die Rufe nach einer Regulierung. Traurig, dass das notwendig ist, aber wenn Roller in der Donau landen, Fußgänger gefährdet werden und auch die Ökobilanz nicht stimmt, haben die Gegner der an sich nicht unpraktischen Stadtflitzer ausreichend gute Argumente.

Graz hat es kürzlich vorgemacht, in Wien wird zumindest über ein Verbot diskutiert. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt, aber wenn der Umgang mit den Scootern nicht funktioniert, ist wohl bald Schluss mit lustig – außer, der Markt regelt das Problem: Mittelfristig werden sich die vielen verschiedenen Anbieter kaum am Markt halten. “Ich denke, es werden nächsten Sommer noch drei oder vier da sein”, sagt Lawrence Leuschner, einer der Mitgründer des deutschen E-Scooter-Sharers Tier Mobility. Ein größerer Betreiber werde aufgeben müssen, mehrere kleine würden den Winter nicht überleben. Im ersten und zweiten Quartal 2020 werde sich der Markt konsolidieren.

Die Debatte ums Grundeinkommen

1.500 Euro pro Monat ohne Bedingungen vom Staat aufs eigene Konto – für viele unserer Leser ein faszinierendes Thema. Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist, auch getrieben durch den deutschen Philosophen Richard David Precht, eines der spannendsten Themen des Jahres geblieben, das auf Social Media intensiv diskutiert wurde.

Ein entsprechendes Volksbegehren in Österreich im November (“1.200 Euro für jeden Bürger”) blieb erfolglos, aber wir denken: Das BGE wird mit zunehmender Automatisierung und Roboterisierung auch in den nächsten Jahren Thema bleiben – und neue Ideen auf den Tisch bringen, wie es finanziert werden und welche gesellschaftliche Folgen es haben kann.

Der Wasserstoff-Hype

Ab 2023 wird es in Österreich die erste Wasserstoffbahn geben, erzählte uns Helmut Schreiner, Vorstandsmitglieder der Zillertaler Verkehrsbetriebe, im September diesen Jahres. Die Wasserstoffbahn wird im Zillertal zwischen Jenbach und Mayrhofen fahren und auf einer 45-Minuten-Fahrt durch 18 Stationen rund 450 Fahrgäste transportieren. Sie wird die derzeit im Einsatz befindlichen Dieselzüge ersetzen und nicht nur leiser sein, sondern mit Hilfe von grünen Wasserstoff CO2-neutral fahren. Im Vergleich zu den Dieselzügen können so mehr als 2.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden.

Die Technologie wird dennoch kontrovers diskutiert, immerhin gibt es auch genügend Studien, die Elektroautos eine deutlich größere Klimaverträglichkeit als Brennstoffzellen-Autos mit Wasserstoff attestieren. Klar ist jedenfalls, dass die Technologie so oder so noch nicht weit genug ausgereift ist, um tatsächlich in die Massenfertigung zu gehen. Da hilft es auch nichts, dass die Politik das Thema gerne als die ultimative Lösung hinstellt. Das ist sie zumindest derzeit noch nicht.

Aufbruch in die Token-Ökonomie

Während die Kurse von Bitcoin und Co. dieses Jahr einem steten Auf und Ab unterworfen waren, hat sich die Blockchain-Branche nach den Hype der ICOs auf Security Token verlegt. In Europa (und auch in Österreich) wurden die ersten Security Token Offerings durchgeführt, die Krypto-Plattform Bitpanda hat mit der Entwicklung seines Launchpads für Security Token Offerings begonnen, und einige Länder haben entsprechende Regulierungen an den Start gebracht.

Deutschland hat sich eine eigene Strategie verpasst, die eine „Blockchain-Gesellschaft“ möglich machen soll, bei der Firmenanteile durch Krypto-Token repräsentiert werden. In Liechtenstein tritt am 1. Jänner 2020 ein eigenes Gesetz in Kraft, das auf den sperrigen Namen “Gesetz über Token und VT-Dienstleister” hört (TVTG) und das kleine Fürstentum im Herzen Europas zu einer Oase für die Token-Ökonomie machen soll.

Die Elektroauto-Welle

2019 waren Elektroautos beziehungsweise die Diskussionen, die sie nach sich zogen, omnipräsent in den sozialen Medien. Und das, obwohl die Zahlen nach wie vor gering sind: Gerade einmal zwei Prozent aller Neuzulassungen in Österreich waren 2019 mit einem rein elektrischen Motor ausgestattet. Elon Musk sorgte gegen Jahresende noch für ein weiteres Highlight, als er den Testa Cybertruck erstmals der Weltöffentlichkeit präsentierte – und dafür mit vergleichsweise viel Spott umgehen musste.

Der Truck hat halt auch wirklich eine spezielle Form und hielt bei der Präsentation auch nicht ganz das, was er versprach. Wie dem auch sei: Experten erwarten für 2020 einen E-Auto-Boom, 2019 passierte in dieser Hinsicht schon viel wichtiges. Übrigens: Die Schweden-Studie, die an den eingangs erwähnten Diskussionen nicht ganz unschuldig war, ist mittlerweile widerlegt. Batterien von Elektroautos erzeugen demnach weniger Emissionen als bisher angenommen.

Die Post-WeWork-Ära

Es ist eine Zäsur, die man nicht unterschätzen sollte: Das Debakel rund um WeWork, dessen CEO und den abgesagten IPO hat auch den größten Startup-Investor der Welt, Softbank und seinen Vision Fund, ordentlich ins Wanken gebracht. Der Fall von WeWork, gepaart mit den – gelinde gesagt – durchwachsenen Börsengängen von Uber oder Lyft hat bei vielen Investoren für Umdenken gesorgt – Wachstum um jeden Preis, diese Zeiten sind vorbei.

Wer künftig zum Unicorn aufsteigen oder an die Börse will, der wird harte Zahlen und nicht nur große Visionen liefern müssen. Für diese nächste Phase gibt es bereits einen Begriff: die Post-WeWork-Ära.

Der unfertige Datenturbo 5G

Lange Jahre war 5G nur ein Thema in einschlägigen Medien, seit 2019 läuft der neue Mobilfunkstandard nun auch wirklich in Österreich. 58 Standorte betreibt beispielsweise Magenta, in einem ersten Test (unter Laborbedingungen) waren Downloadraten jenseits der 1 GB/s kein Problem. Herausforderungen gibt es aber noch genug: Bislang sind kaum Frequenzbereiche verfügbar beziehungsweise versteigert, was bedeutet, dass das so hochgelobte Netz nur rudimentär genutzt werden kann. Es ist noch unklar, wann andere Frequenzen (für IoT oder speziell für ländliche Gebiete) überhaupt in Österreich nutzbar sein werden.

Experten sehen vor allem im Internet of Things große Chancen: “Vor allem das Internet der Dinge (IoT), also die intelligente Vernetzung von Geräten über das Internet und die Analyse der auf diese Weise anfallenden Daten, bietet enorme Marktpotenziale – sowohl im B2B- als auch im B2C-Geschäft. Obwohl einige der IoT-Anwendungen noch in den Kinderschuhen stecken und ihr volles Potenzial erst mittelfristig entfalten werden, werden bereits heute Milliardensummen umgesetzt”, so Severin Eisl, Leiter Technology, Media and Telecommunications bei EY Österreich.

Stand heute ist die ganze Angelegenheit mit 5G für den Endkonsumenten preislich noch nicht attraktiv. Also gilt: Der Weg geht in die richtige Richtung, derzeit muss sich aber niemand einen 5G-Tarif oder ein entsprechendes Smartphone zulegen. 2020 wird der Ausbau voranschreiten.

Klimaschutz als Mainstream-Thema

Erst kürzlich wurde Greta Thunberg, Ikone der weltweiten Klimaschutzbewegung, von der Time als “Person of the Year” ausgezeichnet. 2019 wird generell als das Jahr der Klimademonstrationen in die Geschichte eingehen, Fridays for Future gelang in den letzten zwölf Monaten der Durchbruch und auch die Politik sollte mittlerweile verstanden haben, was das Anliegen der Demonstranten ist. Nur: Wer sich die Ergebnisse (oder besser Nicht-Ergebnisse) des Klimagipfels in Madrid ansieht, kann durchaus am fehlenden Verständnis der Diskutierenden verzweifeln – und das ist noch sehr freundlich umschrieben.

Ja, das Thema ist komplex und ja, es müssen viele Aspekte betrachtet werden – aber wenn der Planet untergeht, gehen wir sicher mit. Eile ist also angesagt. Wer sich mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchte: Wir haben kürzlich Tech & Nature gegründet, unsere neue Plattform, die sich der Verschränkung von Ökologie und Technologie widmet.

Crowdfunding in der Kritik

Als größten Fail des Jahres in der Startup-Szene kann man durchaus den Fall Amabrush bezeichnen. Die großen Versprechen der “Neuerfindung der elektrischen Zahnbürste” konnten nicht erfüllt werden. Das Produkt hat nicht eingehalten, was es in seiner Crowdfunding-Kampagne, die Millionen brachte, versprochen hat. Am Ende musste die Wiener Firma zusperren, 22 Mitarbeiter und tausende Kunden, die für die “Zehn-Sekunden-Zahnbürste” im Voraus bezahlten, waren von der Pleite betroffen. Fortan werden Konsumenten in Österreich viel vorsichtiger sein, wenn sie neue Projekte und Produkte auf Crowdfunding-Plattformen unterstützen.

Turbulentes Event-Jahr

Die Meldung im Sommer, dass es das Pioneers Festival ab 2020 nicht mehr in der altbekannten Form geben wird, hat Schockwellen durch die österreichische Startup-Szene gejagt. Nun ist klar: In Kooperation mit dem 4Gamechangers Festival von Puls 4 gibt es ein zweites Leben für den einstigen Leuchtturm-Event der österreichischen Startup-Szene – mit einem eigenen 4Pioneers-Tag Ende März in Wien. Dieses Jahr ist auch die Entscheidung gefällt worden, dass Wien einen neuen Groß-Event für Startups ab 2020 bekommen wird. Es heißt Vienna UP’20: Im Mai nächsten Jahres soll eine ganze Startup-Woche bis zu 20.000 Besucher anlocken. Wir freuen uns schon darauf.

Mobile Payment für die Massen

Bank Austria, Volksbanken und Raiffeisen führen Apple Pay ein”, titelten wir Anfang Dezember. Die Bezahlfunktion von Apple funktioniert hierzulande damit bei den meisten Banken, einige wenige fehlen aber noch – unter anderem die BAWAG. als erstes führten die Erste bank und N26 apple Pay in Österreich ein. Wie lange es die klassische Bankomatkarte noch geben wird, ist unklar – der Siegeszug des Mobile Payment ist aber nicht mehr aufzuhalten. Wer kein Apple-Telefon sein Eigen nennt oder schlichtweg nicht die persönlichen Daten mit einem US-Unternehmen teilen will: Mit Bluecode gibt es eine spannende Alternative aus Österreich.

Um mit den Branchenriesen konkurrieren zu können, hat das Unternehmen rund um CEO Christian Pirkner jetzt eine Förderung der EU in der Höhe von knapp zwei Millionen Euro erhalten. Mit Alipay drängt außerdem ein weiterer Konkurrent aus China auf den europäischen Markt. Die Drogeriekette dm bietet die Bezahlmethode bereits an. Außerdem wird erwartet, das Samsung Pay und Google Pay 2020 in Österreich starten werden.

Klapp-Smartphones

Seit jeher sind Smartphones wie ein Barren geformt. Ja, in den letzten Jahren sind die seitlichen Rahmen auf ein Mindestmaß geschrumpft und auch die Integration der Frontkamera hat sich verbessert. Unterm Strich bleibt aber eine Geräte-Gattung, die sich seit Jahren optisch kaum entwickelt hat. Wenig verwunderlich also, dass die flexiblen oder faltbaren Smartphones, die seit Jahren in der Gerüchteküche herumschwirren, als eine Art heiliger Gral der Smartphone-Innovation gelten. 2019 ist der Durchbruch gelungen, Samsung und Huawei haben bereits massentaugliche Geräte gezeigt.

Nur: Das Samsung Galaxy Fold kämpfte lange Zeit mit jeder Menge Kinderkrankheiten und Huawei hat das Mate X nach wie vor nicht nach Europa gebracht. Die zweite Auflage des Galaxy Fold scheint sich nun aber durchsetzen zu können. Bleibt abzuwarten, ob das auch für weitere Klapp- oder Falt-Smartphones gilt. 2020 wird diese Frage dann beantworten.

Megatrend Artificial Intelligence

AI spielte 2019 bereits eine große Rolle, kaum ein Thema war dominanter in der Startup-Szene. Wir haben uns vor wenigen Wochen darüber auch mit Tanmay Bakshi, dem indisch-kanadischen AI-Wunderkind, unterhalten. Er sagt: „Ich glaube, die nächste große Herausforderung für AI ist es, den Weg zu ändern, wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“. Wie schlau AI-Systeme bereits sein können, zeigte kurz vor Jahresende der Fall von Lee Se-dol. Der südkoreanische „Go“-Champion (ein komplexes strategisches Brettspiel) sah keine Chance mehr, die Google-KI „Alphago“ in dem Spiel zu besiegen – weshalb er zurücktrat. Google und IBM forschen auch an sogenannten Quantencomputern, in einem Experiment will der Suchmaschinenriese die Quantum Supremacy, also die Quantenüberlegenheit, bereits nachgewiesen haben. IBM zweifelt die veröffentlichten Zahlen allerdings an. Auch hier wird 2020 die nächste Runde einläuten.

„Künstliche Intelligenz wird unsere Wirtschaft und auch unsere Gesellschaft nachhaltig verändern. Künstliche Intelligenz bezeichnet grundsätzlich ein umfassendes Konzept aus unterschiedlichen Technologien. Obwohl Künstliche Intelligenz unglaubliches Potenzial bietet, wird sie hierzulande im europäischen Vergleich noch wenig eingesetzt, wie eine gemeinsame Studie von EY und Microsoft zeigt. Dabei kann das Zusammenwirken von künstlicher Intelligenz, Automatisierung, Daten und dem Internet der Dinge große Potenziale, zum Beispiel für Produktivitätssteigerungen, heben. Der Mensch-Maschine-Zusammenarbeit gehört die Zukunft“, so Axel Preiss, Leiter der Unternehmensberatung bei EY Österreich.

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