Forschende präsentieren Lösung zur Trinkwasserernte aus der Wüstenluft
Trinkwasser aus der Luft zu ernten, ist keine neue Idee. In Österreich gibt es mit Imhotep.Industries beispielsweise ein Startup, welches sich mit dem Thema beschäftigt. Auch ein Forschungsteam der University of Texas in Austin arbeitet an einer Lösung aus diesem Bereich. Dabei setzen sie ihren Angaben nach auf kostengünstige Materialen, durch welche es selbst in trockensten Regionen möglich sein soll, Trinkwasser aus der Atmosphäre zu ernten. Ihre Studie dazu wurde nun aktuell im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht.
Das Forschungsteam hat eine Art Gel-Folie entwickelt, durch welche es möglich sein soll, niederschwellig Trinkwasser aus der Atmosphäre zu gewinnen. Diese besteht den Angaben zufolge unter anderem aus Konjakgummi, ein Pulver aus einem asiatischen Wurzelgemüse. Durch die offenen Poren des Materials und der Kombination mit einer Art Salz wird das Wasser auf natürliche Weise absorbiert und gebunden. Zudem fügten die Forschenden eine pflanzenbasierte Cellulose hinzu, durch welche das Wasser gebunden und bei Erwärmung wieder freigegeben wird.
Universell einsetzbar
Den Forschenden zufolge sei das Prinzip nicht nur effektiv, sondern auch kostengünstig. Zwei US-Dollar pro Kilogramm geben sie als Preismarke in einer Aussendung an. Ein einziges Kilogramm soll in Gebieten mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 15 Prozent mehr als 6 Liter Wasser pro Tag gewinnen können. In Gebieten mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von bis zu 30 Prozent sei eine Ernte von mehr als 13 Liter möglich, so die Forschenden. Wenn das Material weiter optimiert werde, könnte auch mehr Wasser produziert werden, prognostizieren die Forschenden. Die Anwendung soll derweil universell möglich sein. So sei das Material flexibel und könne je nach Bedarf des Anwender:innen in eine Vielzahl von Formen und Größen gebracht werden, so die Forschenden.
„Praktische Lösung zur Wassergewinnung“
Finanziert wurde ihre Arbeit vom US-Verteidigungsministerium, wie die Forschenden angeben, welche an einer Lösung zur Trinkwasserversorgung der Soldat:innen in trockenen Klimazonen interessiert sind. Diese Forschenden selbst sehen das Anwendungsgebiet deutlich größer: „Bei dieser neuen Arbeit geht es um praktische Lösungen, mit denen die Menschen an den heißesten und trockensten Orten der Erde Wasser gewinnen können“, so der Mitautor Guihua Yu, „Dies könnte es Millionen von Menschen ohne ständigen Zugang zu Trinkwasser ermöglichen, zu Hause einfache Geräte zur Wassergewinnung zu haben, die sie leicht bedienen können.“
Imhotep: Eine Million für das Startup, das Trinkwasser aus der Luft erntet
Der Bedarf nach einer Vielzahl von Lösungen ist zumindest auf jeden Fall gegeben. Aktuell leben laut der UNESCO etwa vier Milliarden Menschen weltweit in Regionen, die mindestens in einem Monat pro Jahr von großer Wasserknappheit betroffen seien. Zudem hätten 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Bis 2030, also in acht Jahren sollen die SDGs erreicht sein, somit auch der freie „Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser“. Das birgt einige Herausforderungen. Die UNESCO prognostiziert einen jährlich steigenden Wasserverbrauch in den nächsten 30 Jahren – aufgrund von Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie veränderter Konsumgewohnheiten – um etwa ein Prozent.