Trump ist kein Bitcoin-Fan, sondern ein Populist
Da hat er ihnen Honig ums Maul geschmiert: Donald Trump, aktuell auf Wahlkampf und Fundraising in den USA unterwegs, machte auch Station auf der großen Bitcoin-Konferenz in Nashville und versprach den anwesenden Bitcoin-Enthusiasten ganz wunderbare Dinge. Die USA würden unter seiner neuerlichen Präsidentschaft zur führenden Krypto-Nation der Welt werden, sagte er vor zahlreich erschienenem Publikum.
Sollte er zum zweiten Mal US-Präsident werden und die wahrscheinliche demokratische Kandidatin Kamala Harris besiegen, dann würde er sich eine präsidentiellen Bitcoin- und Krypto-Beirat zur Seite stellen, um neue Regulierungen zu entwerfen. „Das wird in 100 Tagen erledigt sein“, versprach Trump. Die „Bitcoin 2024“-Konferenz gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen der Krypto-Branche der Welt und brachte auch Michael Saylor (MicroStrategy), Edward Snowden und zahlreiche weitere US-Politiker:innen auf die Bühne.
Große Versprechen an die Krypto-Gemeinde
Doch Trumps Versprechen gehen noch viel weiter. Er kündigte an, dass er, sollte er wieder Präsident werden, einen „nationalen Bitcoin-Bestand“ aufbauen wollen würde. Auch den Bitcoin-Minern machte er vage Hoffnungen in Sachen Standortfragen. „Ich möchte, dass es in den USA gemined, geprägt und hergestellt wird“, sagte Trump. Schließlich versprach er noch den 3.000 Zuhörer:innen: „Die Preise für Bitcoin werden schnell in die Höhe schnellen, deutlich mehr als ihr euch vorstellen könnt.“ Auch eine Ansage, die auf fruchtbaren Boden fällt: Trump will Gary Gensler, der Krypto-kritische Chef der US-Börsenaufsicht SEC, so schnell wie möglich loswerden.
Bitcoin in die US-Bilanz, bessere Bedingungen für Miner, einen Bitcoin-Beirat für die US-Regierung, und dann noch eine Kursexplosion. Das alles sind natürlich Dinge, die Bitcoin-Fans gerne hören aus dem Mund des ab Anfang 2025 vielleicht wieder mächtigsten Mann der westlichen Welt. Allerdings sollte man gleichzeitig auch sehen, was Trump wirklich ist: Der nächste „Krypto-Präsident“ ist er nur auf der Bühne, in Wirklichkeit ist er ein Populist, der gerade auf Fundraising-Tour unterwegs ist.
„Bitcoin ist heiße Luft“
Werfen wir eine Blick in die Vergangenheit und sehen uns an, was Trump zum Beispiel in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) so zu Bitcoin sagte:
- „I am not a fan of Bitcoin and other Cryptocurrencies, which are not money, and whose value is highly volatile and based on thin air.“ (2019)
- „We have only one real currency in the USA, and it is stronger than ever.“ (2019)
- „Unregulated Crypto Assets can facilitate unlawful behavior, including drug trade and other illegal activity.“ (2019)
- „Bitcoin just seems like a scam.“ (2021)
- Investing in cryptocurrencies is „potentially a disaster waiting to happen“ (2021)
- Investing in cryptocurrencies „hurts the United States currency“ and „we should be invested in our currency.“ (2021)
Während seiner ersten Amtszeit ist Trump nicht unbedingt mit Krypto-freundlicher Regulierung aufgefallen. Wird er seine jetzigen Versprechen, sollte er wieder US-Präsident werden, auch halten? Das darf man bezweifeln, denn erstens wird es sicher wichtigere und dringlichere Themen geben als eine neue Krypto-Regulierung, und zweitens hat Trump schon viele Versprechen nicht eingehalten (z.B. die niemals fertig gestellte Mauer zu Mexiko, die auch nicht Mexiko, sondern US-Steuerzahler:innen berappten).
Insofern sollte man Trumps Bitcoin-Ankündigungen als das nehmen, was sie sind: Wahlkampf und Fundraising. In der Krypto-Industrie hat Trump etwa mit den Winklevoss-Zwillingen (Gemini) einige potente Geldgeber:innen gefunden, die seine Kampagne mitfinanzieren, und er nimmt Krypto-Spenden an (neben BTC u.a. auch Dogecoin oder Shiba Inu). Die Krypto-Spenden werden auch via Coinbase und Gemini abgewickelt. Kein Wunder, dass Trump in diesen Netzwerken weiter unterwegs ist und sie positiv stimmen will. Denn aktuell geht es ihm nicht um Bitcoin, sondern um die Wahlkampagne.