Interview

TTTech Auto Exit: „NXP ist wichtiger als weitere Eigenkapitalzufuhr über Börsengang“

TTTech CEO Georg Kopetz. © TTTech
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Das Tech-Jahr in Österreich ist mit einer Knallermeldung gestartet: Wie berichtet, ist die auf Automobil-Software spezialisierte TTTech Auto aus Wien um etwa 600 Mio. Euro an den niederländischen Chip-Konzern NXP verkauft worden. Dieser Kaufpreis liegt nun doch deutlich unterhalb der Milliardenbewertung, den die Investoren Aptiv und Audi im Jahr 2022 zahlten und den Wiener Spezialisten für Sicherheits-Software im Automobilbereich zum Unicorn machten.

Warum kam es zu dem Verkauf, welche Faktoren führten zu der Entscheidung, und wie geht es am Standort Wien unter dem neuen Eigentümer NXP (einer der 25 größten Halbleiter-Konzerne der Welt) weiter? TTTech-CEO Georg Kopetz dazu im Exklusiv-Interview:

Trending Topics: 2022 wurde noch eine Milliardenbewertung bei einer Finanzierungsrunde durch Aptiv und Audi kommuniziert, nun der Verkauf um etwa 600 Mio. Euro. Warum ist diese Bewertung doch so deutlich um ein Drittel bis um die Hälfte in den vergangenen drei Jahren gefallen?

Georg Kopetz: Die offiziell von NXP kommunizierten 625 Mio. US-Dollar beziehen sich nur auf den Unternehmenswert (Enterprise Value), den NXP beim Closing bezahlt. Die Verkaufserlöse für die Aktionäre beinhalten zusätzlich noch die Nettoliquidität des Unternehmens, die sich im dreistelligen Mio. US-Dollar-Bereich bewegt und für NXP Cash-neutral sind. Der Unternehmenswert und die Nettoliquidität (Equity Value) sind höher als die Pre-Money-Bewertung aus der letzten Finanzierungsrunde im März 2022.

Zusätzlich gibt es für die TTTech Gruppe und Audi einen hohen strategischen Wert durch die langfristig orientierte Zusammenarbeit mit NXP. Heute nützt die TTTech Gruppe für z.B. FusionAI (ein Steuergerät zur Umfeldwahrnehmung mit KI) auch die NXP-Technologie, das wird sicher in der nächsten Zeit weiter vertieft und ausgebaut.

Bei dieser Finanzierungsrunde im Jahr 2022 wurde auch gesagt, dass man stark durch die Partnerschaft mit SAIC sowie durch Akquisitionen wachsen möchte. Was wurde aus diesen Plänen?

Ja, der wichtige chinesische Automobilhersteller SAIC Motors nützt heute die MotionWise Plattform von TTTech Auto erfolgreich in einigen Serienmodellen – zusätzlich hielt TTTech Auto eine Minderheitsbeteiligung an einem Entwicklungs-JV in China, die Ende 2023 an SAIC Motors abgegeben wurde. Weiters hat auch TTTech Auto die 100% Tochtergesellschaft der TTTech Gruppe in Shanghai, China im Zeitraum seit der letzten Kapitalerhöhung übernommen und beträchtlich ausgebaut. (Die TTTech Gruppe legt neben ihren Heimatmarkt EU ihren geopolitischen strategischen Schwerpunkt auf die USA, Japan und Südkorea, Anm.)

Ende 2022 wurde auch eine wichtige ca. 30% Beteiligung am Technologieunternehmen ZettaScale in UK, Frankreich und Holland seitens der TTTech Auto eingegangen.

Mit der schon vor einiger Zeit getroffenen Entscheidung der Kernaktionäre TTTech Gruppe und Audi einen langfristigem strategischen Partner für die TTTech Auto zur Skalierung auszuwählen, wurde die Nettoliquidität im Unternehmen hoch gehalten und nicht für M&A Transaktionen investiert.

Die Börsenkurse von wichtigen Partnern bzw. Kunden wie Aptiv, Volkswagen und MobileEye haben in den vergangenen Jahren deutlich bis stark nachgelassen und spiegeln ein schwierigeres Umfeld am Mobility-Sektor wieder. Wie haben sich diese Entwicklungen letztendlich auf TTTech Auto und die Wachstumspläne ausgewirkt?

Am Automobilmarkt sind ein weitergehender hoher Grad an sicherer Automatisierung (Fahrerassistenzsysteme) und die aufkommender Autonomie (Co-Pilot) sowie überhaupt der Trend zu Software-definierten Fahrzeugen zentrale Schwerpunkte der Innovationsstrategie der meisten großen OEMs. Insoweit war und ist TTTech Auto technisch exzellent für diesen Markt positioniert. Für die Skalierung der TTTech Auto über die bestehenden Leitkunden ist NXP ein optimaler europäischer Partner und wichtiger für das Geschäft als eine weitere Eigenkapitalzufuhr über einen Börsengang.

Warum will sich TTTech aufs Kerngeschäft zurückbesinnen und stößt die Automotive-Ausgründung ab? Welche Faktoren im wirtschaftlichen Umfeld haben dafür gesorgt?

Es war seit Start der TTTech Auto und dem Einstieg von Samsung ein Exit – bevorzugt über die Börse – geplant. Das war und ist auch für die Aktionäre der TTTech Gruppe wichtig. Wir glauben mit NXP einen optimalen Partner für die gesamte TTTech Gruppe gefunden zu haben, mit dem wir strategisch – wie auch mit Infineon, Qualcomm oder ST, sehr strategisches hohes Potential sehen.

Das Thema Software-definierte Fahrzeuge wird immer relevanter für alle Maschinen und es ist ein Massengeschäft, bei dem es tiefgreifende Expertise in der Kombination Halbleiter und Softwaretechnologie braucht und man global sehr breit (China!) und finanziell sehr stabil (Mrd. Investments) aufgestellt sein muss. TTTech Auto und NXP sind beide Spezialisten für Safety und Security im Automobilbereich und können daher gemeinsam ihre Kompetenzen viel besser am Markt zur Geltung bringen als TTTech Auto allein.

Abgesehen vom Automobilsektor ist der Trend zu mehr Automatisierung und Autonomie aber auch in anderen Märkten hoch relevant, z.B. in der Luft- und Raumfahrt, bei mobilen Maschinen (Off-Highway), oder in der Industrie. Hier geht es um Innovation und Schnelligkeit und der Übergang wird voraussichtlich auch noch wichtiger als in der Automobilindustrie. Wir haben von TTTech-Seite die benötigte Kerntechnologie und wir wollen sie nun in diesen Märkten weiter forcieren. Das Ziel von TTTech ist es, Technologie für sicherheitskritische Applikationen aus Märkten mit hohen Zuverlässigkeitsstandards wie Luft- und Raumfahrt in Massenmärkte zu bringen – die Automobilindustrie war der erste aber nicht der einzige Markt, Wachstumspotenziale sehen wir u.a. in der Industrie, dem Energiesektor und bei mobilen Maschinen (Off-Highway).

Die TTTech Gruppe wird einen Teil ihrer Verkaufserlöse auch in den Ausbau des Headquarters in Wien, insbesondere in Forschung und Entwicklung, aber auch in das exzellente österreichische F&E Ökosystem investieren. Als Spin-Off der TU Wien sind wir dazu von unserer DNA ein optimaler Partner der Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Was bedeutet der Verkauf für den Standort in Wien und die Anzahl der Mitarbeiter hier?

Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen wird TTTech Auto, einschließlich seines Managementteams, seines geistigen Eigentums, seiner Vermögenswerte und seiner rund 1.100 technischen Mitarbeiter, Teil des Automotive-Teams von NXP. Als Teil von NXP wird TTTech Auto weiterhin bestehende Kunden bedienen und seine globale Präsenz unter der Marke NXP ausbauen.

TTTech Auto wird die Roadmap von NXP für Automotive-Systeme beschleunigen. Darüber hinaus wird es die Software- und Systemkompetenzen von NXP verbessern. NXP wird TTTech Auto dabei unterstützen, MotionWise über ADAS (Advanced Driver Assistance Systems) und über alle wichtigen Fahrzeugarchitekturbereiche und Steuergeräte hinaus zu erweitern.

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