Neugründung

Die neue TU in Linz wird komplett in Englisch betrieben werden

© Christian Holzinger on Unsplash
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Unternehmer gründen Firmen und Startups, und Politiker gründen – Universitäten. Die Ansage von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor mehreren Wochen, in Oberösterreich eine neue Technische Universität gründen zu wollen, hat für Aufsehen gesorgt. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag morgen hat Kurz nun seine Pläne bekräftigt und gemeinsam mit Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) einen Fahrplan vorgestellt. Der große Treiber der Angelegenheit: die Digitalisierung vor allem im Industriebereich, wo das Bundesland traditionell stark aufgestellt ist.

„Eine neue Universität wird nicht alle Tage gegründet. Die Industrie in Oberösterreich braucht mehr und mehr Fachkräfte, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben will“, sagte Kurz. „Wir werden es schaffen müssen, bei den besten Ländern zu sein, wenn wir unseren Wohlstand und unsere Produktivität aufrecht erhalten wollen.“ Die neue Uni (Namen gibt es noch keinen) soll neben der Lehre (ergo Ausbildung von neuen Fachkräften in den Bereichen Digitalisierung und Informatik) auch ein Forschungsstandort von internationaler Bedeutung werden. Man verspreche sich „Strahlkraft bis in den süddeutschen Raum“ und wolle internationale Studierende, Lehrende und Forscher anlocken.

Eröffnung bis 2025 geplant

Ziel von Kurz und Faßmann ist, dass die neue TU, die Nummer 23 der öffentlich finanzierten Universitäten in Österreich wird, vor Ende der aktuellen Legislaturperiode der Regierung zu eröffnen – also bis 2025. Zu Kernfrage wie Standort, Finanzierung und Name gibt es noch keine genauen Infos, aber jedenfalls: Um die Internationalität zu unterstreichen, soll die TU komplett in englischer Sprache betrieben werden.

Die Standortfrage soll bis Sommer 2021 geklärt werden. Im Rennen sollen das Gelände der Tabakfabrik, die Post City beim Hauptbahnhof sowie ein Gelände nahe der Uni Linz sein, auch wird noch zumindest zu diskutieren sein, ob nicht auch andere Standorte wie Wels in Frage kommen. Vieles spricht für Linz, schließlich braucht eine große Einrichtung wie eine Universität entsprechende Fläche, Anbindung an die Öffis, Wohnraum für die Studierenden, und so weiter und so fort.

Dass die Neugründung einer Universität viel Geld kosten wird, ist klar. Kolportiert wurde bereits ein Budget von etwa 150 Millionen Euro, das aber niemand bestätigen oder dementieren will. „Money follows Structure“, meint Faßmann, es solle zuerst konzipiert werden, dann würden die Ressourcen dafür errechnet werden. Nur zur Info: Das Budget der ETH Zürich, einem der besten Standorte für Lehre und Forschung weltweit in Sachen Technologisierung und Digitalisierung, hatte 2019 ein Budget von 1,77 Milliarden Euro.

Budget nicht zu Lasten der anderen Unis

Jedenfalls: „Die Budgets steigen stetig, und das Geld für die neue Universität ist nicht zu Lasten anderer, sondern zusätzlich on top“, so Kurz. Auswirkungen bestehende Einrichtungen wie die JKU oder die FH Hagenberg wird es sicherlich geben, was etwa das Lehrangebot angeht. „Da werden sich andere danach ausrichten müssen“, sagte Faßmann. Hinsichtlich Budget soll es andere nicht treffen. „Das Neue darf nicht zu Lasten des Alten gehen.“

Viel spekuliert wird auch darüber, ob etwa das Linz Institute of Technology (LIT) an der JKU oder das weltbekannte Ars-Electronica-Center Nukleus der ganzen Sache werden könnte, auch die renommierte FH Hagenberg könnte eine Rolle spielen. Warum wurden da nicht einfach die bestehenden Institutionen gestärkt? „Wenn man etwas Neues will, dann kann man nicht einfach das Geld in das Alte geben“, so Faßmann. Er wolle nicht „more of the same“, sondern den Freiraum geben, dass da etwas Neues entstehen kann – etwas so Neues, dass dafür sogar das Universitätsgesetz geändert werden könnte. „Vorschnelle Festlegungen sind abträglich.“

Universitätsgesetz könnte geändert werden

Es bleibt also vieles vage. Faßmann setzt jetzt eine Vorbereitungsgruppe ein, die Fragen und offene Punkte für den politischen Rahmen erarbeiten wird, parallel soll eine Konzeptgruppe, bestehend aus den „klügsten Köpfe der Informatik und Digitalisierung“ sich ebenfalls Gedanken machen, wie das alles aussehen kann. Die Vorbereitungsgruppe wird sich mit Fragen wie dem Standort, der Festlegung der Zahl der Studienplätze, der Erarbeitung von wissenschaftlichen Grundsatzfragen, der Klärung der finanziellen Erfordernisse und dem rechtlichen Rahmen auseinandersetzen. Für Faßmann steht jetzt schon fest, dass es „breite Bachelorstudien“ geben wird, aber wichtiger sind ihm höhere Abschlüsse wie Master- und Post-Doc-Studien. Und, COVID lässt grüßen: ortsungebundene Lehre in neuen Formaten soll auch erarbeitet werden.

Bis zum Sommer 2021 wird man also wissen, wo die neue Universität physisch stehen wird. Ein Gründungskonvent soll im Wintersemester 2021 tätig werden und die konkreten Schritte der Gründung einleiten. Faßmann: „Die Projektmittel sind reserviert, wir können anfangen.“

Die Mitglieder der Vorbereitungsgruppe:

  • Mag. Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im BMBWF
  • Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat in Oberösterreich
  • Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas, Rektor der JKU Linz
  • Univ.-Prof. Dr. Sabine Seidler, Präsidentin der UNIKO, Rektorin der TU Wien und Mitglied der TU Austria
  • Mag. Brigitte Hütter, Rektor der Kunst-Universität Linz
  • Dr. Regina Aichinger, Geschäftsleitung FH Oberösterreich
  • Univ.-Prof. Dr. Antonio Loprieno, Vorsitzender des Wissenschaftsrates
  • Univ.-Prof. Dr. Monika Henzinger, Mitglied des Wissenschaftsrates
  • Dipl.-Ing. Franz Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender bei Miba AG
  • Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der ars electronica
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