TU Wien: Klimakrise hat Hochwässer in Europa verstärkt
Naturkatastrophen gehören zu den sichtbarsten Zeichen der Klimakrise. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der TU Wien hat das nun für Überschwemmungen an Flüssen nachgewiesen. „Wir haben das ausführlich untersucht und können nun klar sagen: Ja, die Hochwässer unterscheiden sich derzeit markant von denen der letzten Jahrhunderte“, sagt Alberto Viglione vom Politecnico di Torino, einer der Hauptautoren der Studie, die heute im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht wurde.
Früher eher in Kältephasen
Bisher war laut den Studienautoren unklar, wie ungewöhnlich die Flusskatastrophen der vergangenen Jahre im Vergleich zu früheren Perioden waren. Die Studie habe ergeben, dass die letzten Jahrzehnte zu den hochwasserreichsten Perioden in Europa in den letzten 500 Jahren zählten. Die Forscher konnten auch nachweisen, dass und wie sich die Überschwemmungen durch die Klimakrise veränderten. Die Hochwässer seien größer geworden und hätten sich auch saisonal verschoben. Würden Überschwemmungen heute durch die Erderhitzung verursacht, seien es früher eher Kältephasen gewesen.
„Unsere Studie zeigt somit erstmals, dass sich die zugrundeliegenden Mechanismen gewandelt haben: Während in den letzten Jahrhunderten die Hochwässer vermehrt unter kühlen Bedingungen aufgetreten sind, ist jetzt das Gegenteil der Fall. Die hydrologischen Bedingungen sind jetzt ganz anders als in der Vergangenheit“, erklärt Blöschl.
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Zehntausende historische Dokumente
Für die Studie waren unter der Leitung des österreichischen Hochwasserspezialisten Günter Blöschl von der TU Wien insgesamt 34 Forschungsgruppen beteiligt – aus Österreich waren neben der TU auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und das VRVis Zentrum für Virtual Reality dabei. Die Forscher haben zehntausende historische Dokumente zu Hochwässern ab 1500 ausgewertet. Erstmals seien historische Hochwasserperioden für einen ganzen Kontinent in diesem Detailgrad ausgewertet worden. Für alle Hochwasserereignisse gibt es nun genaue Daten auf Basis schriftlicher Aufzeichnungen – bisher habe es lediglich eine zeitliche Einordnung auf Basis geologischer Befunde gegeben.
Bessere Prognosen möglich
Die neuen Daten sollen nun dabei helfen, Prognosen zu verbessern. „Für Zukunftsprognosen ist es aber auch wichtig zu verstehen, ob es sich um eine völlig neue Situation handelt oder ob es bloß eine Wiederholung etwas bereits Dagewesenen ist. Um das zu beurteilen, reichte die Datenlage bisher nicht aus“, so Viglione. Das habe sich nun geändert. Blöschl plädiert dafür, solche prozessbasierten Instrumente zur Bewertung des zukünftigen Hochwasserrisikos in allen Ländern Europas miteinzubeziehen – in Österreich sei man beim Hochwassermanagement bereits sehr gut aufgestellt: „Wir kennen den Einfluss des Klimawandels ziemlich genau“.
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