TU-Studie

Mehr Auto, weniger Öffis: Warum autonome Fahrzeuge vielleicht doch nicht so gut sind

Selbstfahrender BMW mit Aptiv-Technologie. © Aptiv
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In zehn bis 20 Jahren, schätzt Verkehrsexperte Günter Emberger, werden autonome Fahrzeuge selbstverständlicher Teil des städtischen Verkehrs sein. In den 2030ern könnten mehr Autos selbstständig fahren als von Menschen gelenkt werden. Das bringt viel Komfort, man kann die Fahrzeit für andere Dinge nutzen, aber es hat auch Nachteile. Emberger hat für die TU Wien gemeinsam mit Forschern der Boku Wien und der Universität Leeds die Auswirkungen autonomer Fahrzeuge auf den städtischen Verkehr untersucht und dabei einige Probleme aufgezeigt (zur Studie).

So wird Autofahren wahrscheinlich attraktiver als der öffentliche Verkehr oder Fahrradfahren. Kinder können sich von selbstfahrenden Fahrzeugen in die Schule führen lassen und ihre Eltern am Weg ins Büro bereits arbeiten oder sich am Rückweg entspannen. Das wird den Autoverkehr steigern.

40 Prozent mehr Auto-Kilometer pro Person

„Unsere Modelle sagen eine Zunahme der pro Person zurückgelegten Kilometer von 30 bis 40 % voraus“, sagt Günter Emberger. „Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegten Strecken gehen hingegen um 5 bis 20 % zurück“. Die Daten wurden für die britische Stadt Leeds bis 2050 errechnet, die rund eine halbe Million Einwohner hat. Das Modell lasse sich laut TU Wien in ihren Grundzügen aber auch auf andere Städte übertragen – für Wien sei gerade eine Simulation in Vorbereitung.

Autonomes Autofahren könnte auch günstiger werden als die Nutzung des öffentlichen Verkehrs. „Ein autonomes Fahrzeug, das elektrisch fährt und keinen Fahrer braucht, hat Betriebskosten von fünf bis acht Euro-Cent pro Kilometer. Inklusive Energie, Abschreibung und Betriebskosten“, sagte Zukunftsforscher Lars Thomsen von future matters, einer Firma, die auf Trend- und Zukunftsforschung spezialisiert ist und ihren Sitz in der Schweiz hat, auf einer Veranstaltung der Salzburg AG (Trending Topics berichtete). „Es wir der Punkt kommen, an dem ein Elektroauto günstiger zu betreiben ist als ein Wagen mit Verbrennungsmotor.“

Problem: Zersiedelung des ländlichen Raumes

Laut den Forschern von TU Wien, Boku Wien und der Universität Leeds müsse man auf diesen Trend schon jetzt politisch reagieren. Denn, wer sich einfach ins Auto setzen und dort arbeiten oder seine Freizeit verbringen kann, nimmt auch weitere Pendelstrecken in Kauf. Und das würde laut den Forschern die Zersiedelung des ländlichen Raumes beschleunigen. Außerdem kann ein autonomes Fahrzeug alleine nach einem Parkplatz suchen, was auch den innerstädtischen Verkehr fördern könnte.

Gibt es für diese Probleme bereits Lösungsvorschläge? Eine wesentliche Frage ist die nach Besitz oder Sharing-Modell. Werden die Fahrzeuge in einem gemeinschaftlich genutzten Mobilitätssystem von allen verwendet, seien die Auswirkungen weniger dramatisch. Das gelte aber nur dann, wenn die Tarife höher sind als derzeit üblich. Allerdings: „Man kann aus heutiger Sicht keine einfache Lösung vorschlagen“, sagt Günter Emberger. „Aber klar ist, dass wir heute darüber nachdenken müssen, wenn wir in Zukunft die Nachteile dieser Entwicklung in den Griff bekommen wollen.“

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