Schweiz

„Too Big To Fail“: UBS und Credit Suisse werden mit 200 Milliarden Franken gestützt

Credit Suisse. © Canva Pro
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Mit einer Bankenkrise in den USA (Silvergate, SVB, Signature, First Republic) hat es begonnen, in Europa geht es weiter. In der Nacht auf Montag hat die eine Schweizer Großbank UBS bekannt gegeben, die andere (einstige) Großbank Credit Suisse (CS) um etwa 3 Milliarden Euro (3 Mrd. Franken) zuzukaufen. Es ist ein Notverkauf in letzter Minute – die CS sei vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden, heißt es seitens Schweizer Behörden.

Noch am vergangenen Donnerstag lieh sich die CS bis zu 50 Milliarden Franken (!) bei der Schweizer Nationalbank, um stabil bleiben zu können, vier Tage später ist eine von 30 systemkritischen Banken weltweit formal nur mehr eine Tochter einer anderen Bank. Der Kaufpreis von 3 Milliarden Euro/Dollar ist sehr wenig. Am Freitag zu Börsenschluss war die CS an der Börse noch 8 Milliarden Dollar wert. Doch wegen der sich zuspitzenden Situation flossen immer mehr Kundengelder ab, es drohte die schnelle Pleite. Ähnlich war es bei der Silicon Valley Bank (SVB), auch bei der drehte sich die Spirale innerhalb weniger Tage nach unten.

„Bedeutende Abflüsse von Kundengeldern“

„Die Credit Suisse Gruppe befindet sich in einer Vertrauenskrise, die sich in bedeutenden Abflüssen von Kundengeldern manifestierte. Diese Krise wurde aufgrund der Verwerfungen auf dem US-Bankenmarkt im März 2023 verstärkt. Es bestand die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der Bank, selbst wenn diese weiterhin solvent war. Die Behörden mussten Massnahmen ergreifen, um schweren Schaden für den Schweizer und internationalen Finanzmarkt abzuwenden“, heißt es seitens der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma.

Was nicht „gerettet“ wird: Inhaber von Credit-Suisse-Anleihen im Wert von 17 Milliarden Dollar werden verlieren ihre Investitionen. Und natürlich sind die Besitzer.innen von CS-Aktien wahrscheinlich deutlich im Minus  -sie bekommen von der UBS 0,76 Franken/Share, ausgezahlt in UBS-Aktien.

Inside the Silicon Valley Bankrun – mit Alex Windbichler von Anexia [Exklusiv]

Notrettung soll Einleger:innen beruhigen

Eigentlich hat sich die UBS eher gegen eine Übernahme der Credit Suisse gewehrt, weil es natürlich eine Belastung für die eigenen, gut laufenden Geschäfte darstellt. Nun aber macht man öffentlich gute Miene zum bösen Spiel und betont, wie groß und mächtig man durch den Zukauf nicht nur am Schweizer, sondern am internationalen Markt sei. „Durch den Zusammenschluss soll ein Unternehmen mit verwalteten Vermögen von über 5 Billionen Dollar und nachhaltigen Wertsteigerungsmöglichkeiten entstehen“, heißt. Weiters hätte man künftig ein verwaltete Vermögen von mehr als 3,4 Billionen Dollar unter einem Dach, 1,5 Billionen davon in Europa.

Auch wenn die kombinierte Stärke und Größe mehrmals in den Presseaussendungen betont wird, zu beschönigen gibt es nichts. „Lassen Sie uns klarstellen, dass es sich für die Credit Suisse um eine Notfallrettung handelt“, heißt es seitens UBS-Präsident Colm Kelleher. Aufatmen für die CS-Kund:innen, die in den vergangenen Tagen weitere Milliarden Franken abzogen. „Sämtliche Geschäftsaktivitäten der Banken können uneingeschränkt und ununterbrochen fortgeführt werden. Damit bleibt der Schutz der Einlegerinnen und Einleger gewahrt: Die Depots, Konten und sonstigen Dienstleistungen (Schalter, Automaten, E-Banking, Debit- und Kreditkarten) bleiben ebenfalls in gewohnter Weise zugänglich“, heißt es seitens Finma.

Zwangshochzeit unter Druck

Dass es sich um eine Zwangshochzeit auf Druck der Schweizer Regierung handelt, wird klar. Die UBS als neuer Eigentümer wird ordentlich Stellen streichen, bis 2027 sind Kosteneinsparungen von satten 8 Milliarden Dollar geplant. Vor allem das Personal der Credit Suisse muss nun um die Jobs bangen, immerhin gibt es tausende absehbare „Doppelbesetzungen“ bei den beiden Banken. Spannend wird, ob die beschädigte Marke der CS erhalten bleibt, oder mit der Zeit verschwindet.

Dass die Schweizer Regierung der UBS den Zukauf ordentlich schmackhaft machen musste, wird aus den Statements des Bundesrats klar. „Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spricht der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus bestimmten Aktiven, die die UBS im Rahmen der Transaktion übernimmt, sofern in Zukunft allfällige Verluste eine bestimmte Schwelle überschreiten sollten“, heißt es seitens Schweizer Bundesrat. Zu diesen 9 Milliarden Franken/Euro kommt aber möglicherweise noch eine weitere, enorme Summe dazu.

Notverordnung des Bundesrates greift

Denn in einer sehr kurz gehaltenen Botschaft der Schweizer Nationalbank (SNB) ist die Rede von satten weiteren 200 Milliarden Franken/Euro, die die UBS und die Credit Suisse abrufen können. „Basierend auf der Notverordnung des Bundesrates können Credit Suisse und UBS ein mit einem Konkursprivileg gesichertes Liquiditätshilfe-Darlehen in der Höhe von insgesamt bis zu 100 Mrd. Franken beziehen. Zusätzlich dazu und basierend auf der Notverordnung des Bundesrates kann die Nationalbank der Credit Suisse ein mit einer Ausfallgarantie des Bundes gesichertes Liquiditätshilfe-Darlehen in der Höhe von bis zu 100 Mrd. Franken gewähren“, heißt es.

Dieses Darlehen, dass am Ende der Schweizer Steuerzahler berappt, basiere auf dem „Public Liquidity Backstop“-Programm (PLB), das erst im März 2022 als Programm für eine staatliche Liquiditätssicherung beschlossen wurde. Beim Beschluss der Maßnahme verwies man auf die Finanzkrise 2007-2009 und argumentierte, dass man ein solches Tool für die Stabilität von systemrelevanten Banken brauche, um „das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Überlebensfähigkeit einer rekapitalisierten und solventen systemrelevanten Bank zu erhöhen“. Man spricht auch von einer „Too-big-to-fail-Regulierung„.

„Unrealized losses“: Das 620 Milliarden Dollar Problem der US-Banken

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