Konflikt

Ukraine: Krieg wird auch im Cyberspace heftig ausgefochten

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Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist weiterhin im vollen Gange. Besonders in der ukrainischen Hauptstadt Kiew finden weiterhin erbitterte Kämpfe statt. Doch nicht nur mit „traditionellen“ Waffen wird dieser Konflikt ausgefochten, sondern auch mit dem Computer. Mehr denn je zuvor scheint es sich bei der Invasion durch Russland auch um einen Cyber-Krieg zu handeln, der über die Grenzen der beiden Länder hinausgeht.

So greifen russische Hacker nicht nur ukrainische Social-Media-Accounts, sondern auch internationale Webseiten an. Währenddessen arbeitet die Ukraine an der Verteidigung und hat mit der Cyber-Aktivismus-Gruppe Anonymous prominente Unterstützung erhalten. Sie soll bereits mehr als 500 Mitglieder zählen.

Anonymus bekennt sich zur Ukraine

In der vergangenen Woche reagierte Anonymus prompt auf die russische Invasion und erklärte Russland über mehrere Twitter-Accounts den Cyber-Krieg (Trending Topics berichtete). Die berühmt-berüchtigte Hacker-Gruppe will nun die russische digitale Infrastruktur attackieren. Das scheint auch bislang zu gelingen: Nach eigenen Angaben konnte Anonymus am Freitag die Website des russischen Verteidigungsministerium hacken. Tatsächlich ist die Seite seither nicht mehr erreichbar, obwohl es nicht klar ist, ob Anonymous dafür wirklich verantwortlich ist.

Anonymous: Hacktivisten erklären Russland den Cyber-Krieg

Ebenfalls abgestürzt war am Freitag die Webseite des russischen Staatssenders Russia Today (RT News). Auf Twitter erklärten die Hacker dazu: „Das Anonymous-Kollektiv hat die Website des russischen Propagandasenders RT News abgeschaltet.“ In einem anderen Anonymous-Post hieß es: „Mehrere Webseiten der russischen Regierung sind nicht erreichbar.“ Anonymous rief dazu auf, die Ukraine zu unterstützen.

Die Operationen des Kollektivs sollten sich hauptsächlich gegen die russische Regierung richten, nicht gegen die Bevölkerung des Landes. Jedoch könne es hier zu Kollateralschäden kommen. „Es ist unvermeidlich, dass auch der private Sektor betroffen sein wird“, hieß es in einem der Twitter-Posts.

Ukrainische Regierung sucht nach freiwilligen Hacker:innen

Wie wichtig der Kampf im Cyberspace für den Ausgang dieses Konflikts ist, ist auch der ukrainischen Regierung klar. Nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive sind dabei Expert:innen gefragt. Schon seit Donnerstag sucht die Regierung in einschlägigen Foren nach Freiwilligen. Die Forumsbeiträge fordern laut t3n Hacker:innen und IT-Sicherheitsexpert:innen dazu auf, sich an der Cyber-Verteidigung des Landes zu beteiligen. Im Fokus stehen dabei der Schutz der kritischen Infrastrukturen sowie Mitarbeit an IT-Spionage-Maßnahmen gegen die russischen Truppen. Via Google Docs können sich die Cyber-Kämpfer:innen bei der Regierung bewerben.

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Die Ukraine ist speziell auf private Cyber-Expert:innen angewiesen, weil es dem Land selbst an speziellen militärischen IT-Einheiten fehlt. Das hat erst Anfang Februar ein ukrainischer Sicherheitsbeamter gegenüber der Washington Post kritisiert. Nicht nur von Anonymus oder Privatpersonen soll jedoch Hilfe kommen. Die EU plant laut t3n ebenfalls, die Ukraine bei der Abwehr von Cyber-Angriffen zu unterstützen.

Russland fährt massive Cyber-Offensive auf

Genau diese Abwehr ist auch bitter nötig, denn Russland fährt eine massive Cyber-Offensive gegen die Ukraine auf. So haben Hacker:innen kürzlich die Facebook-Konten mehrerer öffentlicher Personen in der Ukraine angegriffen, berichtet die Zeit. Unter den Betroffenen seien laut Facebook-Eigentümer Meta hochrangige Militärvertreter, Politiker sowie ein Journalist. Der Angriff sei auf eine Gruppe zurückzuführen, die unter dem Namen Ghostwriter bekannt und Russland zugeordnet sei. Ghostwriter soll unter anderem für den Angriff auf den Deutschen Bundestag im März letzten Jahres verantwortlich sein.

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Zugleich teilte Meta mit, dass man in den vergangenen 48 Stunden ein Netzwerk aus etwa 40 Fake-Konten, Gruppen und Seiten von Facebook und Instagram gelöscht und wegen „koordiniertem, nicht authentischem Verhalten“ gesperrt habe. Dieses Netzwerk soll nach Meta-Angaben auch auf anderen Plattformen aktiv gewesen sein, darunter auch YouTube, Twitter, Telegram oder VK.

Der US-Kurznachrichtendienst Twitter sperrte zudem mehr als ein Dutzend Konten aus Russland und blockierte das Teilen verschiedener Links. All diese Aktionen scheinen das Ziel zu haben, Fehlinformationen über den Krieg zu verteilen und die Ukraine als geschwächt und dysfunktional darzustellen.

Internationale Websites auch in Konflikt gezogen

Auch international scheint der Cyber-Krieg sein Gesicht zu zeigen. So wurde die deutsche Funke Mediengruppe laut der FAZ kürzlich Opfer von Internet-Angriffen auf ihre Webseiten. Zu der Gruppe gehören regionale Tageszeitungen wie die „Berliner Morgenpost“, das „Hamburger Abendblatt“ sowie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung.“ Die Webseiten der Tageszeitungen, Magazine und Reichweiten-Portale der Funke Mediengruppe werden momentan von Wellen an Bots attackiert, die Pro-Russland-Propaganda verbreiten. Auch bei der „Frankfurter Rundschau“ gab es im Social-Media-Bereich solche Probleme.

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Es handelt sich zwar beim Ukraine-Krieg durchaus um einen „klassischen“ bewaffneten Militärkonflikt, jedoch spielt der Cyberspace in der heutigen Zeit eine immer größere Rolle in solchen Konflikten. Geheime Informationen, Infrastruktur und auch Finanzen – immer mehr für die Streitkräfte essenzielle Aspekte haben sich in den digitalen Raum verlagert. Auch Kryptowährungen spielen eine immer größere Rolle für die Kriegskassen (Trending Topics berichtete). Auf jeden Fall gibt der jetzige Konflikt höchstwahrscheinlich einen Vorgeschmack davon, wie die Kriegsführung im Netz künftig aussehen wird.

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