Ukrainekrieg kann grünem Wasserstoff zum Durchbruch verhelfen
Grüner Wasserstoff ist laut Angaben des Forschungsanbieters BloombergNEF (BNEF) in Europa, dem Mittleren Osten und China billiger als grauer Wasserstoff. Grund dafür ist die russische Invasion in der Ukraine und der dadurch erfolgte Anstieg der Gaspreise. Die Analysten sehen grünes H2 bereits als langfristige Option gegenüber seinem grauen Counterpart.
Energiezukunft: Dezentrale Speicherung von Strom und grüner Wasserstoff
Grundsätzlich wird H2 in drei Kategorien unterteilt: dem grünen, dem blauen und dem grauen Wasserstoff. Der grüne Wasserstoff wird dabei aus der Elektrolyse von Wasser gewonnen. Mithilfe von elektrischem Strom wird dabei Wasser in Wasserstoffgas und Sauerstoffgas aufgespalten. Kommt der Strom aus erneuerbaren Energiequellen, ist das Verfahren komplett emissionsfrei. Blauer und grauer Wasserstoff werden durch sogenannte Dampfreformierung von kohlenstoffhaltigen Energieträgern wie Erdgas erzeugt. Dabei entsteht als Nebenprodukt CO2, das bei blauem Wasserstoff separiert und gespeichert wird.
Grüner Wasserstoff günstiger als grauer und blauer Wasserstoff
Grauer Wasserstoff kostet laut BNEF-Studie von Anfang März rund 6,71 Dollar/Kilogramm (6,21 Euro), während erneuerbares H2 zwischen Preisen von 4,84 und 6,68 Dollar (4,48-6,18 Euro) liegt. Die Studie bezieht sich dabei auf das hergestellte H2 von westlichen Elektrolyseanlagen. Chinesische Elektrolyseanlagen erreichen bei grünen Wasserstoff bereits einen Preis von 3,22 Dollar/Kilogramm (2,98 Euro), graues H2 liegt deutlich darüber bei rund 5,28 Dollar (4,88 Euro), so die Expert:innen von BNEF. Dabei sind CO2-Steuern auf grauen Wasserstoff noch nicht eingerechnet.
Grüner Wasserstoff hat das Zeug dazu, einmal Öl zu ersetzen.
„Russlands Invasion in die Ukraine hat den Druck auf die globalen Erdgaspreise erhöht, die aufgrund der knappen Versorgung bereits auf Rekordniveau waren“, heißt es in dem Bericht von Meredith Annex, Leiterin des Bereichs Heizung und Hydrogen bei BNEF. Die Auswirkungen zeigen sich auch bei der Ammonikaherstellung, das etwa für Dünger gebraucht wird und ebenfalls großteils aus Erdgas hergestellt wurde. „Der Preis von Ammoniak ist bis zu dreimal so hoch, wie noch vor einem Jahr“, so Annex.
Der in London ansässige Analyst ICIS berechnete bereits Ende 2021, dass grüner Wasserstoff günstiger als grauer Wasserstoff hergestellt werde. Blauer Wasserstoff sei nochmals um 50 Cent bis 1,50 Euro teurer als graues H2 , weil zu den Herstellungskosten auch noch Kosten für Abscheidung und Lagerung von CO2 dazukämen.
Deutschland will grünes H2 massiv ausbauen
„Es tut sich gerade wirklich etwas. Teurer ist grüner Wasserstoff gerade nur noch in Deutschland“, sagt der Wasserstoffexperte Michael Sterner von der TU Regensburg gegenüber dem Handelsblatt. Das liege daran, dass grünes H2 in Deutschland nur aus Wind- und Solarparks gewonnen werden darf, die extra dafür gebaut werden. Im sogenannten Osterpaket setzte sich Wirtschaftsminister Robert Habek (Grüne) allerdings zum Ziel, Wasserstoffprojekte in Deutschland bis 2030 auf 10.000 Megawatt auszubauen. Zum Vergleich: Bisher stehen der Herstellung von grünem H2 gerade einmal 60 Megawatt zur Verfügung.
Österreich will Flüssiggas und grünen Wasserstoff aus den Emiraten holen
Auch Industrie-Giganten wie Siemens Energxy, Linde und Air Liquide haben bereits das Potential von grünem Hydrogen erkannt und bauen ihre Elektrolyseanlagen weiter aus. Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp plant, seine Wasserstoffsparte unter dem Namen „Nucera“ an die Börse zu bringen und damit Einnahmen im Wert von mehreren hundert Millionen Euro zu lukrieren. Auch im österreichischen Startupmarkt überzeugte das Deeptech-Startup HydroSolid kürzlich in der #glaubandich-Challenge der Ersten Bank und Sparkasse (wir berichteten). Das Jungunternehmen überzeugte mit ihrer Speichertechnologie von grünem H2.