Um bis zu 104 Meter in 2020: Österreichische Gletscher schmelzen ungehindert
Die Gletscher schmelzen – Für viele ist das längst keine Überraschung mehr. Bereits seit den 1990-er Jahren ist die Entwicklung in Österreich zu beobachten. Auch das letzte Jahr macht dabei keinen Unterschied. Im Durchschnitt sind Österreichs Gletscher innerhalb eines Jahres 15 Meter kleiner geworden. Das geht aus dem aktuell veröffentlichten Gletscherbericht des Alpenverein Österreichs hervor. Verloren ist die freigewordene Fläche dann aber trotzdem nicht. Wo früher Eis und Schnee waren, erobern heute Pionierpflanzen den freigewordenen Boden, so der Alpenverein. Aber auch diese benötigen Schutz.
Gletscher Hornkees verliert 104 Meter
92 Gletscher, also ca. 10 Prozent der österreichischen Gletscher, aus 12 Gebirgsgruppen hat der österreichische Alpenverein im aktuellen Beobachtungszeitraum 2019/ 2020 beobacht. Von diesen haben sich 85, also 92,4 Prozent, im letzten Jahr weiter zurück gezogen. Der größte Rückgang wurde dabei beim Hornkees Gletscher in den Zillertaler Alpen beobachtet. Dessen Länge hat sich innerhalb des Beobachtungszeitraumes um 104 Meter verkürzt. Auch der größte Gletscher Österreichs, die Pasterze am Großglockner, hat 52,5 Längenmeter 2020 verloren.
Die Entwicklung des weiter voranschreitenden Gletscherschwunds wird auch in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht abreißen, so die Experten des Alpenvereines auf einer heutigen Pressekonferenz. Die aktuellen Ergebnisse reihen sich „nahtlos“ in die der letzten Jahre mit ein. Ob der Gletscherschwund überhaupt noch aufzuhalten ist, ist dabei fraglich: „Dass der Rückgang der Gletscher eine Folge steigender Temperaturen ist, lässt sich nicht abstreiten. Diese Entwicklung ist auch kaum mehr aufzuhalten, dafür sind das System zu träge und die Naturräume zu sensibel.“ so die Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins, Ingrid Hayek. Selbst wenn das globale Klimaziel von einer Erderwärmung von maximal 1,5 Grad Celsius erreicht werden würde, würde es wahrscheinlich nur noch Eisflächen in sehr geschützten Lagen in niederen Lagen oder dann in höheren Lagen geben.
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Gletscherschutz ohne Ausnahmen gefordert
Im Zusammenhang mit dem Gletscherschutz ist zumindest in Österreich auch der Gedanke an den Ski-Tourismus nicht weit entfernt. Doch auch da sind keine andere Tendenzen zu bemerken, trotz einiger lokaler Schutzmaßnahmen für die Gletscher, so die Ergebnisse des Berichtes.
Insgesamt fordert der österreichische Alpenverein einen „Gletscherschutz ohne Wenn und Aber.“ Dieser sollte nicht nur die Gletscher ansich schützen, sondern auch den Schutz der hochalpinen Regionen inkludieren: “ Wenn wir die Schotterfelder nicht schützen, verhindern wir ein vorrücken der Natur“, so Hayek. Bisher seien in Tirol im „Raumordnungsprogramm über den Schutz der Gletscher“ Skigebiete ausgeschlossen. Das müsse sich ändern, so die Vizepräsidentin. „Ich kann nur auf die Unterstützungen von Politik und Tourismus hoffen“, so Hayek. Als Verhinderer des Tourismus sieht sie vermehrten Gletscherschutz nicht, vielmehr als „Bewahrer des zukünftigen Tourismus“.