UN-Bericht: Ozonschicht auf dem Weg zur Heilung innerhalb von Jahrzehnten
Das Ozonloch, einst die wohl am meisten gefürchtete Umweltgefahr für die Menschheit, wird in den meisten Teilen der Welt innerhalb von zwei Jahrzehnten vollständig geschlossen sein. Mit Ausnahme der Polarregionen soll sich das auf die Ozonschicht für alle Weltregionen beziehen. Die Pole werden etwas länger brauchen. Voraussetzung dafür ist, dass die Regierungen der Welt entschlossen handeln und weiterhin ozonschädigende Substanzen aus dem Verkehr ziehen, so ein neuer Bericht der UN.
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Montrealer Abkommen von 1989 voller Erfolg
Der Verlust der Ozonschicht würde die Menschheit der schädlichen ultravioletten Strahlung der Sonne aussetzen. Doch bis 2040 könnte es eine komplette Erholung der Schicht von den bisherigen Schäden geben. Nach der Beunruhigung über den Ozonabbau in den 1980er Jahren hat sich die Ozonschicht im Zuge des Montrealer Protokolls von 1989 stetig verbessert. Dabei handelt es sich um ein internationales Abkommen, das dazu beigetragen hat, 99 Prozent der ozonabbauenden Chemikalien wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die als Lösungs- und Kühlmittel dienten, zu beseitigen.
Laut der UN haben die Maßnahmen zur Ozonschicht auch die – wohlgemerkt deutlich schwerfälligere – Reaktion auf die Klimakrise unterstützt. Fluorchlorkohlenwasserstoffe sind nämlich auch Treibhausgase. Ihre unkontrollierte Verwendung hätte die globalen Temperaturen bis zur Mitte des Jahrhunderts um bis zu ein Grad Celsius ansteigen lassen. Das hätte die heute ohnehin schon katastrophale Klima-Situation noch verschlimmert.
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Rettung der Ozonschicht als Klimaschutz-Vorbild
„Der Ozonabbau ist ein Präzedenzfall für den Klimaschutz“, zitiert der Guardian Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie, der den alle vier Jahre erscheinenden Fortschrittsbericht am Montag vorstellte. „Unser Erfolg bei der Abschaffung ozonschädigender Chemikalien zeigt uns, was dringend getan werden kann und muss, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, Treibhausgase zu reduzieren und so den Temperaturanstieg zu begrenzen.“
„Die einheitliche globale Reaktion auf den Umgang mit FCKW bedeutet, dass das Montrealer Abkommen als das erfolgreichste Umweltabkommen der Geschichte angesehen werden sollte und ermutigt, dass die Länder der Welt zusammenkommen, ein Ergebnis beschließen und danach handeln können“, so David Fahey, Wissenschaftler bei der National Oceanic and Atmospheric Administration, der einer der Hauptautor:innen des neuen Berichts ist.
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Fortschritte trotz wiederholter Hindernisse
Die Fortschritte seien nicht immer reibungslos verlaufen – 2018 haben Wissenschaftler einen Anstieg des FCKW-Verbrauchs festgestellt, der nach China zurückverfolgt und schließlich beseitigt wurde. In der Zwischenzeit war die Ersetzung von FCKW durch eine andere Gruppe von Industriechemikalien, die teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffe, problematisch. Ein weiteres internationales Abkommen in Kigali schränkte deren Verwendung wiederum ein.
Fahey zufolge verbleiben die Chemikalien trotz rascher globaler Maßnahmen noch etwa ein Jahrhundert lang in der Atmosphäre. Bei Treibhausgasen wie CO2 sei die Herausforderung sogar noch größer, da sie viel länger in der Atmosphäre hängen. Im Gegensatz zu FCKW, die nur eine Handvoll Unternehmen herstellten, sind die Emissionen aus fossilen Brennstoffen viel weiter verbreitet.
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CO2-Entfernung wesentlich schwieriger
„CO2 ist eine andere Größenordnung, wenn es um seine Langlebigkeit geht, was ernüchternd ist“, so Fahey. Der jüngste UN-Fortschrittsbericht ist der erste, der sich mit den potenziellen Auswirkungen des solaren Geoengineering auf die Ozonschicht befasst. Dabei handelt es sich um eine vorgeschlagene Klimamaßnahme, bei der reflektierende Partikel wie Schwefel massenhaft in die Atmosphäre gesprüht werden, um das Sonnenlicht abzulenken und so die globale Erwärmung zu verringern.
Das umstrittene Verfahren, das die US-Regierung erforschen will, hat das Potenzial, die globalen Temperaturen zu senken, könnte aber „unbeabsichtigte Folgen haben, einschließlich Auswirkungen auf die Ozonschicht“, heißt es in dem Bericht, obwohl er einräumt, dass „viele Wissenslücken und Unsicherheiten eine solidere Bewertung zum jetzigen Zeitpunkt verhindern“. Mit Make Sunsets gibt es bereits ein Startup, das auf diese kontroverse Methode setzt.