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Unbeabsichtigt: Nuklear-Startup Seaborg entwickelt Speicher für Erneuerbare Energien

Energiespeicher können Flauten bei Wind und Sonne entgegenwirken © Unsplash
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Eine der größten Herausforderungen bei der Kommerzialisierung von Erneuerbaren Energien ist die oft unberechenbare Natur von Stromquellen wie Wind oder der Sonne. Laut dem deutschen Wirtschaftsministerium muss das Stromsystem angesichts des wachsenden Anteils der schwankenden Erneuerbaren Energien flexibler werden, damit die System- und Versorgungssicherheit weiterhin gewährleistet bleibt. Stromspeicher können demnach für einen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch sorgen. In Zeiten mit viel Wind können sie etwa Strom aufnehmen, den sie in Zeiten von Windflauten und bedecktem Himmel in das Netz einspeisen können.

Der Haken: Es fehlt bisher noch an effizienten Lösungen, die Energie zu speichern. Bisher werden für die Speicherung oft Lithium-Ionen-Batterien genutzt, die meist teuer und umweltbedenklich sind. Außerdem müssen diese häufig ausgetauscht werden. Andere Stimmen in der Forschung sprechen sich verstärkt für geschmolzenes Salz als effiziente Lösung aus – dieses eignet sich jedoch eher für die Speicherung von Wärme als von Strom. Eine Lösung für dieses Problem kommt nun aus einem Bereich, von dem es sich die vielleicht die wenigsten erwartet hätten: aus der Nuklearbranche. Das norwegische Nuklear-Startup Seaborg hat unbeabsichtigt eine Lösung entwickelt, um neben Wärme auch Strom mithilfe von Salzschmelzen zu speichern, wie das Tech-Portal Sifted berichtete.

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Salzschmelzreaktoren als Speicher

Das norwegische Startup entwickelt eigentlich kompakte, modulare Nuklearrektoren für den Einsatz in der Schifffahrt. Speziell setzt Seaborg Salzschmelzreaktoren ein, die laut Wissenschaft als relativ sicher gelten und in China etwa bereits in Kombination mit Thorium zu Energiegewinnung eingesetzt werden, wir berichteten. Für seine Reaktoren nutzt das norwegische Startup, das 2014 in Kopenhagen gegründet wurde, Natriumhydroxid, das mit Wasser eine stark alkalische Lösung (Lauge) bildet. Laut Sifted können Hydroxide mehr Wärme pro Salzeinheit speichern, was die Effizienz erhöht und die benötigte Salzmenge verringert, weshalb sich Seaborg auf diese Art Lösung spezialisiert hat.

Das Problem mit derartigen Salzen ist jedoch, dass sie sehr aggressiv sind und etwa Stahlrohre und -tanks, in denen sie gelagert sind, zerfressen. Werden sie auf hohe Temperaturen erhitzt, verstärkt sich dieser Effekt weiter. Gerade weil es so aggressiv ist, wird Natriumhydroxid meist nicht in Salzschmelzreaktoren verwendet. Seaborg hat für seine Arbeit an den Mini-Reaktoren jedoch eine Methode entwickelt, um die aggressiven Eigenschaften besser zu kontrollieren. Sie wird laut Sifted als Chemiesteuerung bezeichnet. Das bedeutet, dass sich die Zersetzung der Materialien, die mit der Salzschmelze in Berührung kommen, begrenzen und steuern lässt.

Als überraschendes Nebenprodukt ihrer Arbeit entdeckte das Startup: Die Kombination zwischen Natriumhydroxid und Chemiesteuerung lässt sich auch für die Energiespeicherung nutzen, insbesondere für schwankende Wind- und Sonnenenergie. In Natriumhydroxid sieht das Startup eine effiziente Lösung, um Energie und Wärme in Salzschmelzen zu speichern. Gerade im Bereich Industrie und dem verarbeiteten Gewerbe sieht Seaborg großes Potenzial, da diese Bereiche in hohem Maße auf eine stabile Energieversorgung angewiesen sind.

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Kommerzieller Einsatz schon in drei Jahren

Ask Emil Løvschall-Jensen, Mitbegründer von Seaborg, geht laut Sifted davon aus, dass die Technologie schnell einsatzbereit ist: „Wir können die Kosten der thermischen Energiespeicherung auf einen Schlag mehr als halbieren. Dadurch sind wir in der Lage, ohne Subventionen wettbewerbsfähig zu sein“, so der Gründer laut Sifted. „Wenn wir ein Gebäude von der Größe des Kolosseums in Rom mit dem Salz füllen und es auf 700 Grad erhitzen würden, könnten wir die gesamte italienische Bevölkerung zehn Stunden lang mit Wärme und Strom versorgen.“

Laut Sifted halfen die derzeitigen Seaborg-Investor:innen dabei, rund 10 Millionen Euro zu beschaffen, um die neuentdeckte Technologie zu fördern. Die erste kommerziell gebaut Energiespeicher-Anlage soll bereits innerhalb von drei Jahren betriebsbereit sein – ein kurzer Zeitrahmen für ein Nuklear-Startup, dass durch die Neuentdeckung nun früher Einnahmen erzielen kann, als es für ein Startup in dem Bereich für gewöhnlich möglich ist.

 

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