Unicorns: Ansturm von Investor:innen verursacht Transparenzprobleme
Weltweit sind es etwa 1.000, davon mittlerweile deutlich mehr als 100 aus Europa, die meisten aber aus den USA: Tech-Unicorns haben 2021 so viel Geld wie noch nie bekommen – in den Vereinigten Staaten waren es satte 330 Milliarden Dollar, die in die Branche gepumpt wurden. Hinter den Finanzierungsrunden stecken zumeist prominente Investor:innen aus der Private-Equity oder Venture-Capital-Industrie, die vom Tech-Boom profitieren wollen.
In den USA wird die Geld- bzw. die Investor:innen-Schwemme nun mittlerweile nicht mehr ganz so positiv gesehen. Denn die mächtige US-Börsenaufsicht SEC stößt sich daran, dass Unicorns als private und demnach nicht börsennotierte Unternehmen in ihren Teilhaber:innen-Strukturen nicht transparent sind. Während bei börsennotierten Unternehmen genau dokumentiert ist, wer wie viele Anteile an einer Firma besitzt, herrscht bei den Unicorns (per Definition private Tech-Firmen mit einer Bwertung von mindestens einer Milliarde Dollar) keine Transparenz.
Durch die zahlreichen Investments, Mitarbeiter:innenbeteiligungen und Finanzierungsrunden, die in immer kürzeren Abständen stattfinden, vermutet die SEC nun, dass bei manchen Unternehmen die Marke von 2.000 verschiedenen Shareholdern bereits überschritten wurde – und das ist genau die Anzahl, an der sich eine Firma eigentlich der Aufsicht der SEC unterwerfen und regelmäßig Einblick in die Unternehmenskennzahlen geben müsste.
Mehr als 100 Mrd. Euro bringen Europa 2021 fast 100 neue Unicorns
Börsengänge leichter und transparenter machen
„Investor:innen und die Öffentlichkeit werden zunehmend im Unklaren gelassen, wenn es um immer größer werdenden Segmente der Wirtschaft geht“, meint SEC-Kommissarin Allison Herren Lee, die vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in das wichtige Amt berufen wurde. Und plädiert dafür, dass die Regeln, wer als Shareholder eines Unternehmens gezählt wird und wo die Grenzen zwischen privatem und öffentlich gehandelten Unternehmen verlaufen, neu überdacht werden sollten. Nun bleibt abzuwarten, welche neuen Regeln es für Unicorns geben wird.
Währenddessen wird der Begehr nach mehr Transparenz bei Einhorn-Unternehmen als „Luxusproblem“ gesehen. Besser wäre es, klarere Regeln bei Börsengängen zu machen anstatt Privatunternehmen strengere Aufsicht zu geben. „Indem sie den Prozess des Börsengangs völlig transparent macht, würde die Agentur auch dazu beitragen, dass private Unternehmen auf dem rechten Weg bleiben“, so Kommentator Richard Beales in Anspielung auf die SPACs (Special Purpose Acquisition Companies, Anm.), die 2021 boomten. Dabei übernehmen börsennotierte Mantelunternehmen Privatfirmen (oft eben Tech-Unicorns), um sie schnell an die Börse zu bringen. Hier wird oft kritisiert, dass Anleger:innen wenig Transparenz haben über die Firmen, die reingekauft werden.
2021 war ein extrem starkes IPO-Jahr, aber Rivian stellt alles in den Schatten