Interview

Uniqa Ventures-CEO Andreas Nemeth: „Würde mich auf ein Szenario anhaltender Inflation einstellen“

Andreas Nemeth von Uniqa Ventures. © Uniqa
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Das neue Jahr ist mittlerweile ein paar Wochen alt – und hat bereits einige spannende Investmentmeldungen mit sich gebracht. „Nachdem 2021 ein außerordentlich erfolgreiches Jahr war und wir nicht nur in Österreich, sondern auch in CEE und ganz Europa neue Rekordwerte in puncto Startup-Funding und Megarunden gesehen haben, rechnen wir heuer betreffend der Volumina mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau“, blickt Andreas Nemeth, CEO von Uniqa Ventures, in Richtung der nächsten Monate. Wir haben mit ihm über die Trends des Jahres, die Inflation und eine mögliche neue Wirtschaftsblase gesprochen.

Uniqa Ventures sei gut in das Jahr gestartet, berichtet Nemeth: „Nach dem Endspurt mit drei Exits im Q4 2021 sind wir auch gut ins neue Jahr gestartet und freuen uns über einen weiteren Exit bei der Coya AG in Berlin, die vom französischen InsurTech Luko aus Paris übernommen wurde. Gemeinsam steigen die beiden Startups mit aktuell mehr als 300.000 Kund:innen zum führenden digitalen Anbieter in Europa auf. Eine Entwicklung, die uns nicht nur sehr freut, sondern aus unserer Sicht ein gutes Beispiel für den Konsolidierungstrend darstellt, den wir im Markt sehen.“

„Viel hängt von der makroökonomischen Entwicklung ab“

2022 erwartet er prinzipiell eine Konsolidierung: „Im Hinblick auf die Anzahl der Finanzierungsrunden könnte es sogar eine leichte Steigerung geben, aber es hängt viel von der weiteren makroökonomischen Entwicklung ab und Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Insgesamt sind wir aber weiter positiv gestimmt und werden unsere Investmentstrategie unverändert fortsetzen, wenngleich wir bei der Auswahl sehr selektiv und diszipliniert sind. Besonders spannend finden wir neben dem FinTech- und InsurTech-Sektor weiterhin den Gesundheitsbereich, wo die Trends hin zur Telemedizin, digitalen Therapien und Female Health im Investoreninteresse weiter Rückenwind haben. Daneben finden wir auch den Mobilitäts- und Logistiksektor spannend, wo neben Mikromobilität, Mobilitätsplattformen und Marktplätze neue Besitzmodelle und natürlich das Thema Elektromobilität inklusive Batteriespeicher und Ladestationen im Fokus stehen und den Weg in eine grünere Mobilität weisen. Logistik profitiert vom E-Commerce-Boom und im Retail-Sektor ist die Hauszustellung innerhalb von zehn Minuten das neue Leistungsversprechen an den Kunden.“

Stark sieht er in den nächsten Monaten verschiedene Bereiche. Neben den Verticals Fintech, InsurTech, Digital Health und Mobilität fließe derzeit viel Geld in EduTech – „siehe GoStudent in Österreich“. „Enterprise-Software, Cybersecurity, alle  Anwendungsgebiete von KI und Maschine Learning, FoodTech und auch GamingTech sind die Gewinner der letzten 18 Monate. Eine der Comeback-Stories 2021 war JobTech. Es würde mich nicht wundern, wenn TravelTech oder EventTech in 2022 ein Comeback feiern. Von einem niedrigen Niveau aus sind aber ganz sicherlich Startups, die sich mit CleanTech, Nachhaltigkeit, Planet Positive oder ESG beschäftigen, im Kommen und stehen nicht nur für ‚purpose-driven‘ und Impact-Investoren im Fokus.“

Interessante Emerging Markets

Rund 30 Millionen Euro werde Uniqa auch in diesem Jahr wieder in „Startups in ganz Europa“ investieren – aber nicht nur:  „Punktuell sehen wir auch über die Grenzen Europas hinaus, wo wir mit Moove und Fairmoney in Afrika schon einzelne Investments getätigt haben. Afrika zählt neben Asien und Südamerika zu den aufstrebenden Startup Regionen weltweit und diese generieren oftmals in ihren Heimmärkten nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen sozialen und ökologischen Impact. Generell liegt der Fokus bei Neuinvestments weiter auf Series A-Investments, wobei wir auch in B- und C-Runden weiter investieren können.“ Man habe „ein paar“ „Soonicorn-Kandidaten“ (also Startups mit Potenzial zum Unicorn, Anm.) im Portfolio.

„Wettbewerb unter Investoren hat zugenommen“

Das österreichische Ökosystem konnte im vergangenen Jahr auf sich Aufmerksam machen, nicht nur wegen der beiden Unicorns. Fürchtet man darum mehr Konkurrenz auch durch internationale Investoren? Andreas Nemeth ist skeptisch: „Das Interesse internationaler Investoren an österreichischen Startups freut uns und ist für uns ein Beweis für die Qualität heimischer Gründer:innen. Uniqa Ventures hat schon in der Vergangenheit mit vielen der großen internationalen Fonds co-investiert und wir werden mit diesen Investoren-Konsortien natürlich auch weiterhin in Österreich investieren. Der Wettbewerb unter den Investoren hat die letzten Monate aber aus unserer Wahrnehmung weiter zugenommen und es ist sehr viel Geld im Markt, während die Anzahl der Startups eher stabil geworden ist. Die große Nachfrage lässt die Bewertungen steigen und wir sehen diese Entwicklung nicht überall positiv bzw. bleiben bei unseren Investmententscheidungen selektiv.“

Insgesamt wurden 2021 etwa 121 Milliarden Dollar (107 Mrd. Euro) in europäische Tech-Unternehmen investiert. VCs sollen sich auch auf immer höhere Multiples einlassen, was auch die Sorgen vor einer neuen Blase schürt. „Wir sehen die Entwicklung und es gibt zwei mögliche Antworten darauf“, erklärt Nemeth. „Einerseits gibt es die Theorie, dass Investoren die Bedeutung und Chance, die sich für Tech-Unternehmen ergibt, bis dato schlicht und ergreifend unterschätzt haben und der Mittelzufluss und die Bewertungen sich durch das Wachstum und die Entwicklung untermauern lassen. Auf der anderen Seite haben die Exit-Märkte und IPOs der letzten Jahre die Entwicklung positiv befeuert und eine Abschwächung an den Kapitalmärkten wird sich in Folge auch auf die Bewertungen von Private Equity und Venture Capital-Investoren auswirken. Bis dato sehen wir das aber nicht. Für unseren Teil setzen wir bei Uniqa Ventures auf Startups, die auf langfristigen Trends aufbauen, welche ein solides Wachstum ermöglichen. Gleichzeitig bleiben wir bei der Auswahl der Startup-Investments diszipliniert und selektiv. Kurzfristig kann es immer wieder zu Verwerfungen kommen.“

„Unsicherheit wird anhalten“

Könnte die Zinswende als Antwort auf die hohe Inflation die Investitionslaune trüben? „In den letzten Wochen sind Tech-Aktien aus genau diesem Grund unter Druck geraten. Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, wird man sehen. Die Unsicherheit in den Märkten wird anhalten. Ende des Jahres werden wir in den USA vielleicht bei 0,75 % stehen. Das ist zwar eine Wende, aber noch lange kein Zinsniveau, das zu massiven Abflüssen aus alternativen Assets führen wird. Eher das Gegenteil ist der Fall und es vergeht keine Woche, in der neue Fonds bekanntgegeben werden. Ich würde mich eher auf ein Szenario relativ niedriger Zinsen und einer anhaltenden Inflation einstellen, da Zinserhöhungen zur Bekämpfung einer durch höherer Energiepreise und Engpässen in den Lieferketten bedingte Inflation meiner Meinung nach nur eingeschränkt wirken wird.“

 

Uniqa Ventures verdoppelt Investitionsvolumen auf 150 Millionen Euro

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